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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Von Lyndhurst aus waren Dottie und ihr Team nach Südosten über die Heide nach Beaulieu gefahren. Etwa viereinhalb Kilometer weiter erkannten sie an der Brücke über die Bahnlinie, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Gleich links hinter der Brücke befand sich die mit einem Holzzaun umgebene Koppel, wo die Auktion abgehalten werden sollte.
    Die Lastwagen und Pferdetransporter waren bereits da. Außer den üblichen Ständen mit Erfrischungen gab es auch noch Buden, die Reitausrüstungen und Stiefel verkauften. Doch die Ponys waren der eigentliche Anlass für diese Veranstaltung, und bald waren sämtliche Pferche gefüllt.
    Außerdem wimmelte es von Leuten, den Bewohnern des New Forest. Peter Pride erwartete Dottie schon und kam ihr mit einem Lächeln entgegen.
    »Heute lernen Sie den New Forest kennen, wie er wirklich ist«, sagte er. »Ponyauktionen, die Ponytriebe, bei denen die Ponys aus dem ganzen New Forest zusammengeholt und gekennzeichnet werden, und das Querfeldeinrennen am zweiten Weihnachtsfeiertag, das sind hier die wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse.«
    »Und was halten die Leute davon, dass das Fernsehen hier ist?«, fragte Dottie.
    »Sie sind argwöhnisch.« Er zuckte die Achseln. »Das wären Sie sicher auch.«
    Inzwischen trafen immer mehr Menschen ein. Bauern mit Stoffmützen, langem Haar und Bärten. Frauen, die wegen des wechselhaften Frühlingswetters Regenmäntel trugen, und Kinder in grellbunten Gummistiefeln. Die Sitzplätze rings um die Koppel waren besetzt. Kinder kletterten auf den Zaun, um die Ponys zu betrachten. Dann nahm der Auktionator seinen Platz neben der Koppel ein und klopfte gegen das Mikrofon. Die Versteigerung begann.
    Die Ponys wurden – allein oder paarweise – in den Ring geführt. Die Beschreibungen des Auktionators waren kurz, und die Angebote wurden rasch abgegeben. Die Ponys wirbelten herum, wenn die Männer sie betasteten oder durch Wedeln mit den Händen und Rufen zu bändigen versuchten. Interessiert stellte Dottie fest, dass einige dieser gedrungenen Wildponys anscheinend edles arabisches Blut in den Adern hatten. Außerdem gehörten nicht alle Ponys der Rasse an, die hier im Forest vorkam. Es wurden auch einige hübsche, kleine Stuten in den Ring gebracht.
    Das Kamerateam war zufrieden und kam ohne Dotties Hilfe zurecht. Der heutige Drehtag würde genügend Material ergeben. Peter Pride, der neben Dottie saß, erklärte ihr leise ein paar Einzelheiten.
    »Das da drüben ist Toby Pride. Der Mann daneben heißt Philip Furzey. Und das sind James Furzey, John Pride und sein Cousin Eddie Pride. Dort steht Ron Puckle, den Sie ja schon bei Gericht gesehen haben. Und an Reg Furzey erinnern Sie sich bestimmt auch noch. Der andere ist Wilfried Seagull, der ist ein bisschen komisch. Und der da ist mein Cousin Mark Pride und…«
    »Aufhören«, flehte sie ihn an. »Ich habe verstanden.« Allerdings bemerkte sie, als sie sich im Ring umblickte, dass sich bei all diesen Cousins einige äußere Merkmale wiederholten. Auch wenn ein Pride nicht unbedingt aussah wie ein anderer, war der Furzey, der mit ihm plauderte, offenbar mit ihm verwandt.
    »Wir sind wie die Hirsche«, sagte Peter. »Zur Fortpflanzung ziehen wir im Wald umher. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum wir nicht alle drei Augen haben.«
    »Lassen Sie hier im New Forest denn nie Leute von außen zu?«
    Er wies auf die andere Seite der Koppel, wo ein ausgesprochen hübsches Mädchen mit slawischen Gesichtszügen und blondem Haar stand. Ihre Ponys wurden gerade in den Ring geführt.
    »Ihre Familie stammt nicht von hier.« Dann zeigte er auf einen blonden Mann, der mit einem der Prides zusammenstand. »Sie nehmen die Landwirtschaft ernst. Und deshalb gehören sie inzwischen in den New Forest.«
    Dottie betrachtete das Mädchen, das wirklich außergewöhnlich schön war. Zu ihrem Ärger empfand sie plötzlich Eifersucht.
    Mitleidig schüttelte Peter den Kopf, während das hübsche Mädchen zornig das Gesicht verzog. Die Angebote für ihre Ponys waren wirklich erschreckend niedrig.
    »Kaum genug für die Tierarztrechnung.« Er seufzte. »Man muss etwas unternehmen.«
    Nachdem sie noch eine halbe Stunde zugesehen hatten, bekam Dottie Durst. Auf dem Weg zum Getränkestand sah Peter sie nachdenklich an.
    »Übrigens«, meinte er, »ich habe mich erkundigt. Etwa 1880 gab es in meiner Familie eine junge Frau namens Dorothy Pride. Sie ist nach London gegangen.«
     
     
    Wie so viele georgianische Villen hatte sich

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