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Der Wald ist schweigen

Der Wald ist schweigen

Titel: Der Wald ist schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Mustermann
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und so.«
    »Deinem Mountainbike?«
    »Ja.« Sein Blick irrt über den Tisch, huscht wieder zurück auf seine Hände. »Oder mit der Maschine. Nur da, wo’s erlaubt ist natürlich.«
    »Marc hat zu seinem 16. Geburtstag eine Enduro bekommen. Die Jungs üben manchmal zusammen Motocross. Das ist alles ganz legal.«
    »Wir sind nicht von der Verkehrswacht.« Manni lächelt Marc an. »Ich hatte ein Mokick, als ich so alt war wie du. Wir haben uns im Wald Sprungschanzen gebaut. Das war nicht legal.«
    »Ehrlich, Mann?«
    »Wenn ich es dir sage.«
    Er fühlt, wie Marc sich ein bisschen entspannt. Gut so, lass ihn reden, warm werden. Sie fachsimpeln eine Weile darüber, wie man den perfekten Absprung hinkriegt. Die Turnschuhe schlagen nicht mehr ganz so heftig gegen die Stuhlbeine. Zugriff, beschließt Manni.
    »Und im Wald hast du was gesehen, was uns weiterhelfen könnte?«
    »Hm, nö, weiß nicht.«
    »Hast du jemanden beobachtet, jemanden, den du nicht kanntest vielleicht?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Marc«, sagt Petra Weißgerber. »Wir haben doch drüber gesprochen. Du musst es dem Kommissar sagen, wenn ihr was gesehen habt.«
    Kommissar, denkt Manni. Das klingt, verdammt noch mal, richtig gut.
    »Weißt du, wo wir den Toten gefunden haben?«
    »Hm, ja, am Erlengrund. Alle reden ja davon.«
    »Warst du mal da, in letzter Zeit?«
    »Nein, nein, bestimmt nicht.«
    »Wenn ich rausfinde, dass du lügst, kann das unangenehm für dich werden, Marc.«
    »Ich war nicht da, bestimmt nicht, Mann!«
    »Aber?«
    Die Schultern des Jungen sacken ein Stück nach vorn.
    »Wir werden auch mit deinen Kumpels reden, Marc.«
    »Scheiße, Mann, ich hab niemanden gesehen, ehrlich.«
    »Ganz sicher?«
    »Nur dieses Motorrad.«
    »Dieses Motorrad?«
    »Ja, Mann, eine richtig geile BMW. In der Scheune vom alten Bielstein. Aber die gehört dem Bielstein nicht, und auch sonst niemandem hier. Das sieht man schon am Kennzeichen.«
    Bingo! Manni fühlt, wie ihm heiß wird. Er sieht Besorgnis in Petra Weißgerbers Gesicht, ihr Sohn ist noch ein Stück weiter in sich zusammengesackt, seine Pickel leuchten jetzt noch etwas mehr auf der blassen Haut. Manni steht auf und lächelt beruhigend.
    »Nur eine BMW also. Na, die möchte ich mir gern mal anschauen.«
     
    ***
    »Du musst an den Meditationen teilnehmen«, sagt Vedanja.
    »Ich weiß.« Laura sieht ihn nicht an.
    »Jedes Mal. Pünktlich.«
    »Ich weiß.«
    »Du bist aber vorhin schon wieder zu spät gekommen.«
    »Ich hab verschlafen.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Mein Wecker hat gesponnen. Die Batterie war leer.«
    »Das hast du das letzte Mal auch gesagt.«
    »Tut mir Leid.«
    Das reicht nicht, das reicht bei weitem nicht. Was soll er tun, wenn Heiner Laura wieder heimschickt? Wie wird er dann dastehen, wie soll er das Lauras Mutter erklären? Er wird wie ein Versager dastehen. Das kann er auf keinen Fall zulassen.
    »Ich hab eine neue Batterie eingesetzt. Es kommt nicht wieder vor.«
    Offenbar wirkt sein Schweigen einschüchternd. Den Trick muss er sich merken.
    »Schau mir mal in die Augen.«
    Widerwillig gehorcht sie. Sie hat schöne Augen. Getüpfelter Bernstein, sonnensatter Honig. Gold. Feingeschwungene Augenbrauen, seidige Wimpern. Vedanja erinnert sich an die letzte Nacht. Wie ein liebeskranker Kater hat er zu ihrem Fenster hochgestarrt. In der Ferne hört er Gelächter.
    »Und jetzt?« Laura spricht betont gelangweilt, ihr Blick ist längst wieder fortgelaufen.
    »Wir lassen es dabei, Laura, dieses eine Mal noch. Ich glaube deinem Versprechen. Aber wenn du das nächste Mal fehlst, muss ich mit Heiner und Beate sprechen und dann wird es unangenehm für dich.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    Vedanja trinkt von seinem Tee und mustert sie. Ihre langen hellbraunen Haare werden immer verfilzter. Sie hat die unzähligen Zöpfe und Strähnen mit einem blauen Tuch aus der Stirn gebunden und knibbelt an ihrer Nagelhaut. Er muss ihr Vertrauen gewinnen, das kann doch nicht so schwer sein.
    »Morgen fahr ich rüber nach Kürten, einkaufen. Willst du mitkommen?«
    Etwas wie Hoffnung in ihren Augen. »Ja.«
    »Um neun Uhr am Parkplatz?«
    »Mhm.«
    Wie soll er bloß zu ihr durchdringen?
    »Ist sonst alles in Ordnung? Wie gefällt es dir denn im Landwirtschaftsteam?«
    »Viel besser als in der Küche!«
    Zum ersten Mal eine spontane Reaktion. Vedanja lächelt. »Gut, dann belassen wir es dabei, du bleibst bei deinen Schafen.«
    Laura nickt und Vedanja wünscht sich wieder einmal etwas mehr

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