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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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leuchtete ihm eine Taschenlampe ins Gesicht. »Was machst du so lange?«, fragte Julie.
    »Ich konnte meine Lampe nicht finden.« Er schirmte seine Augen gegen den Lichtstrahl ab.
    »Hast du sie jetzt?«
    »Ja.«
    Julie ließ ihre Taschenlampe sinken. Ein heller Lichtkreis beleuchtete den Boden zu ihren Füßen.
    »Okay«, sagte Nick. »Wir bleiben dicht beieinander.« Benny hörte ein leichtes Beben in der Stimme des älteren Jungen.
    Er selbst zitterte ebenfalls. Zum Teil lag es an der Kälte, aber er spürte auch, wie sich sein Magen zusammenzog. Ich habe keine Angst, dachte er, es ist nur Aufregung.
    »Passt auf, wo ihr hintretet«, sagte Nick. »Wenn sich jemand verletzt, ist die Hölle los, und sie erlauben uns so was nicht nochmal.«
    »Vielleicht können wir das jede Nacht machen«, sagte Benny, begeistert von der Vorstellung.
    Sie gingen im Gänsemarsch einen Pfad am Ufer entlang. Nick führte die Gruppe an, dicht gefolgt von Julie. Dann kamen die Zwillinge. Weil sie Mützen trugen, konnte Benny ihre Haare nicht sehen und wusste nicht, wer von beiden wer war.
    Er blickte über die Schulter zur Lichtung zurück und sah den Schein des Lagerfeuers. Er wünschte, Karen wäre mitgekommen. Mit ihr hätte es noch viel mehr Spaß gemacht, obwohl sie eine Erwachsene war.
    Er zog die Taschenlampe aus einer Tasche seines Parkas und schaltete sie ein. Der Strahl beleuchtete die rote Jeans und die Turnschuhe des Mädchens vor ihm. Er richtete ihn in die Bäume zu seiner Linken. Die seltsamen schwankenden Schatten machten ihn nervös. Er leuchtete auf die andere Seite des Wegs, über die bleichen Steine am Ufer und auf das Wasser. Die Oberfläche des Sees war vom Wind aufgewühlt. Er ließ den Strahl hin und her über die Wellen wandern. Er malte Schnörkel auf das Wasser. Zuerst war es lustig. Aber dann dachte er: Was, wenn eine Hand aus dem See auftaucht und niemand außer mir sie sieht? Das ist Unsinn, sagte er sich. Doch das Bild einer blassen Hand, die sich aus dem trüben Wasser streckte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und seine Überzeugung wuchs, dass er sie sehen würde, wenn er noch länger dort hinblickte. Sein ganzer Körper war von einer Gänsehaut überzogen. Er schaltete die Lampe aus.
    »Doreeen«, rief Julie mit unheimlicher Stimme. »Audreeey! Los, macht alle mit.«
    Nick schloss sich ihren Rufen an. Dann fielen auch die hohen Stimmen der Zwillinge ein. Mit einem Achselzucken machte auch Benny mit. Ihre Stimmen stiegen auf und vermischten sich mit dem Heulen des Winds.
    Jemand wird uns hören, dachte Benny. Aber er rief weiter nach den Verschollenen, weil er nicht der Einzige in der Gruppe sein wollte, der still war. Außerdem, sagte er sich, ist überhaupt niemand in der Nähe, der uns hören könnte. Zumindest niemand, von dem wir wissen. Er warf einen Blick hinter sich, aber dort war nichts als Dunkelheit.
    Mittlerweile wünschte er sich, er wäre nicht der Letzte in der Reihe. Ihn würde es zuerst erwischen. Niemand würde es auch nur mitbekommen. Er würde sich die Seele aus dem Leib schreien, aber die anderen würden ihn nicht hören, weil sie nach Doreen und Audrey riefen. Es würde ihn wegzerren und …
    Benny riss seinen Fuß zurück, aber es war zu spät. Das Mädchen jaulte auf und stolperte nach vorn, während ihr Turnschuh liegen blieb. Sie prallte gegen ihre Schwester, und beide fielen der Länge nach hin. »Oh Mann, Entschuldigung«, sagte er.
    »Geh von mir runter!«, keifte das untere Mädchen und stieß ihre Schwester weg.
    Benny hob den Schuh auf.
    »Was ist passiert?«, fragte Nick. »Alles in Ordnung?« Er und Julie halfen den Zwillingen auf die Beine.
    »Ich bin gestolpert«, sagte das Mädchen, das Benny getroffen hatte. Es musste Heather sein.
    »Ich hab ihr in die Hacken getreten«, gab Benny zu.
    »Brillenschlange!«, fauchte Rose.
    »Du Trampel!«, sagte Julie. »Verdammt!«
    »Es tut mir leid.«
    »Mein Gott, warum passt du nicht auf, wo du hinläufst?«
    Seine Kehle schnürte sich zu. Er musste mühsam die Tränen zurückhalten, als er Heather ihren Schuh zurückgab. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Ist schon okay«, sagte sie. »Es tut nicht besonders weh.«
    »Blöder Trottel.«
    »Das reicht jetzt, Rose«, sagte Nick. »Es war nur ein Versehen. Geht’s euch beiden gut?«
    Die Mädchen nickten. Heather zog ihren Schuh an.
    »Okay, gehen wir weiter.«
    »Halt ein bisschen Abstand«, ermahnte Julie Benny.
    »Vielleicht geh ich auch einfach zurück zum Lager.«
    »Gute

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