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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nahm die Feldflasche von Scott, nickte dankbar und trank ein paar Schlucke kaltes Wasser.
    »Vielleicht solltest du dich lieber hinlegen«, schlug Alice vor.
    »Mir geht’s gut. Ich glaub, ich werde einfach …« Flash gab Scott die Flasche zurück und stand auf. Er war noch etwas zittrig, aber der Schwindel war vorbei. Mit vorsichtigen Schritten ging er zum Seeufer. Er trat auf zwei flache Steine im Wasser, bückte sich und spritzte sich mit den Händen das kalte Wasser ins Gesicht.
    Verdammt, er hatte sich zum Narren gemacht. Er hätte es besser wissen müssen.
    Hinter sich hörte er Schritte. Scott hockte sich auf einen Stein neben ihm. »Alles klar?«
    »Scheiße.«
    »Was war los? Flashbacks?«
    »Ja. Das passiert manchmal. Scheiße, man sollte meinen, fünfzehn Jahre wären genug, um darüber hinwegzukommen. Wegen dieser verdammten Sache ist mein ganzes Leben im Arsch.«
    Scott warf einen Kiesel ins Wasser. Es platschte leise. »Ich glaub, niemand von uns ist unversehrt davongekommen. Ich habe auch oft schlechte Phasen, und ich wurde nicht mal abgeschossen.«
    »Mein Gott, ich habe das Fliegen geliebt.«
    »Du warst einer der Besten.«
    »Ich wäre jetzt wahrscheinlich Kapitän, wie du, wenn … Weißt du, was mich wirklich nervt? Es ist alles in meinem Kopf. Alles in meinem kaputten Kopf, und ich kann nichts dagegen machen. Als wäre ein verdammter Fremder da drin.« Er tippte sich gegen die Stirn. »Er versteckt sich da, scheißt sich vor Angst fast in die Hose, und ab und zu taucht er auf, um mir zu zeigen, dass er am längeren Hebel sitzt.« Flash zwang sich zu einem Lächeln. »Es könnte natürlich noch schlimmer sein. Wenn ich bei den Bodentruppen gewesen wäre, hätte ich jetzt vielleicht Angst zu laufen.«
    Scott grinste. »Alles hat auch seine guten Seiten.«
    Sie standen auf und drehten dem glitzernden See den Rücken zu. Als sie zu den anderen gingen, sah Flash Nick und Julie den Weg hochkommen. »Habt ihr ihn ausgegraben?«, rief er ihnen entgegen.
    »Klar«, sagte Nick.
    »Mann, war das eine Sauerei«, fügte Julie hinzu.
    Flash setzte sich auf den Baumstamm und sah zu, wie die beiden sich näherten. Nick hatte eine Hand geschlossen, als hielte er etwas darin.
    »Er war völlig zerstückelt«, sagte Nick.
    »Was?«, fragte Karen verblüfft.
    »In kleine Stücke geschnitten.«
    »Das ist nicht lustig«, sagte Alice.
    Nick und Julie grinsten, als wären sie anderer Meinung. Nick ging zu den Zwillingen, die mit ausgestreckten Beinen an ihren Rucksäcken lehnten. »Ich hab euch ein Andenken mitgebracht«, sagte er. »Einen von Digbys Fingern.«
    »Nick!«, fuhr Alice ihn an.
    »Fang, Rose.« Er warf ihr etwas zu. Seine Schwester kreischte auf, als ein fingergroßer Gegenstand auf ihren Schoß fiel. Julie brach in Gelächter aus.
    »Nick!«
    »Du Spinner!«, schrie Rose und bewarf ihn mit dem Holzstück.
    Heather lachte, und alle außer Rose und Alice fielen ein. »Das ist echt kindisch«, sagte Alice mit finsterem Blick.
    »Also«, fragte Flash, »was habt ihr wirklich gefunden?«
    »Nichts«, sagte Nick. »Wir haben beschlossen, das Ding in Ruhe zu lassen.«
    »Der arme Digby hat genug durchgemacht«, erklärte Julie.
    »Ihr habt nicht rausgefunden, was da begraben liegt?«
    »Wir werden es nie erfahren«, sagte Nick.
    Julie nickte. »Eines der ungelösten Rätsel des Lebens.«
    Flash sah zu Scott und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, unsere Kinder sind Feiglinge.«
    Scott grinste. »Mein Vater hat immer gesagt, lieber ein Feigling als ein Fiesling.«

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    »Muss das sein?«, beschwerte sich Alice. »Sollen wir nicht lieber Karten spielen? Kannst du Bridge spielen, Karen?«
    »Leider nicht so besonders.«
    »Ich will eine Geschichte hören«, protestierte Rose.
    »Ich auch«, sagte Heather.
    »Letzte Nacht seid ihr beiden vor Angst beinahe durchgedreht.«
    »Es war klasse .«
    »Zu windig zum Kartenspielen«, meinte Arnold. Er zer brach einen trockenen Ast über dem Knie und legte beide Stücke ins Feuer. »Ich bin für eine Geschichte.«
    Alice seufzte. Sie wollte keine Spielverderberin sein. Andererseits wollte sie aber auf keinen Fall, dass sich die Mätzchen von letzter Nacht wiederholten. Die Geschichte an sich hatte sie nicht gestört. Jedenfalls nicht sehr. Aber sie fand es nicht gerade lustig, von den hysterischen Schreien ihrer Töchter aus dem Halbschlaf gerissen zu werden. »Also, von mir aus.« Sie sah Nick durch die flackernden Flammen eindringlich an. »Aber keinen Blödsinn

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