Der Wald: Roman
Arnold.
»Natürlich.« Sie setzte sich, nippte an dem heißen Kaffee und war froh, dass sie die Unterhaltung von dem anstößigen Thema weggeführt hatte. »Ich glaub, ich bringe einen neuen Verband mit. Der alte sieht nicht mehr gut aus.«
»Ich hab letzte Nacht den Franzbranntwein aufgebraucht«, sagte Nick.
Arnold schnüffelte. »Ach, das riecht hier so. Ich dachte schon, es wäre Roses Atem.«
Das Mädchen schnitt ihm eine Grimasse, und Heather lachte.
»Und ich habe, glaube ich, meinen Kamm verloren«, sagte Nick.
»Kauf ihm lieber zwei oder drei«, meinte Flash. »Ein verliebter junger Mann ist verloren ohne Kamm.«
Rose spitzte die Lippen zu einem O. Heather kicherte. Nicks Gesicht wurde rot wie eine reife Tomate. »Mensch, Dad«, murmelte er.
Arnold strahlte. »Hab ich was Falsches gesagt?«
»Hast du noch genug von deinem Schuppen-Shampoo?«, fragte Alice ihren Mann.
»Ja«, sagte er, »bloß das Deo geht mir aus.«
»Kann ich jetzt aufstehen?«, fragte Nick. »Ich will die Schlafsäcke auslüften.«
»Wirf sie einfach über die Wäscheleine«, sagte Arnold.
Nick verließ die Küche. Arnold sah Alice an und zuckte mit den Schultern. »Der Junge hat sich wegen dir fast zu Tode geschämt«, sagte sie.
»Ist er wirklich verliebt?«, flüsterte Heather.
»Dein Vater hat lediglich mal wieder seinen fiesen Charakter gezeigt.«
Arnold kicherte.
»Ich wette, er ist verliebt«, sagte Rose.
»Und wenn schon«, ermahnte Alice sie. »Es gibt keinen Grund, sich darüber lustig zu machen. Liebe ist eine sehr ernste Angelegenheit.«
»Besonders, wenn man siebzehn ist«, fügte Arnold hinzu.
»Komm, Rose, hilf mir, den Tisch abzuräumen. Ich möchte im Supermarkt sein, ehe der Andrang richtig losgeht.«
Benny hielt in der Küche einen Teller unter den Wasserhahn und sah zu, wie der Strahl die Zuckerklümpchen, die die Zimtröllchen hinterlassen hatten, abwusch. Als der Teller sauber aussah, reichte er ihn Tanya. Sie stellte ihn in die Spülmaschine, und Benny nahm den nächsten. »Meinst du, Kinder dürfen die Bibliothek benutzen?«, fragte er.
»Welche Bibliothek?«
»An der Uni.«
»Wonach suchst du? Vielleicht kann ich es dir besorgen.«
»Nichts Bestimmtes.«
Tanya stellte zwei Kaffeebecher kopfüber in die Maschine und sah ihn an. Sie hob ihre dunklen Brauen. »Etwas Okkultistisches?«, fragte sie.
»Ja«, gab er zu. »Über Hexen und so.«
»Hast du schon bei dir im Zimmer nachgesehen?«
»Ja, gestern Abend. Aber ich hab nicht so viel darüber. Nichts Ausführliches. Und die Stadtbücherei ist blöd.«
»Sie wollen wahrscheinlich die Jugend nicht verderben.«
»Ich dachte, ich könnte vielleicht mit dir kommen und mich umsehen, während du im Seminar bist.«
»Zweieinhalb Stunden lang? Hast du keine Angst, dass es dir langweilig wird?«
»Mir ist nie langweilig. Mein Dad sagt immer, Langeweile ist ein Zeichen geistiger Armut.«
Tanya grinste, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und nahm Benny den Teller aus der Hand. »Also, du kannst gern mitkommen, wenn du willst. Aber das solltest du lieber erst mit deinem Vater besprechen. Nicht, dass du was anderes erledigen musst. Geh jetzt. Ich mach den Abwasch allein fertig.«
»Danke«, sagte er und lief nach draußen. Sein Vater kniete in einer verblichenen blauen Badehose neben dem Pool und sah auf das Thermometer. »Hey, darf ich mit Tanya zur Uni rübergehen? Sie hat nichts dagegen, wenn du einverstanden bist.«
»Von mir aus. Was willst du denn da?«
»Nichts. Ich möchte mich nur ein bisschen in der Bibliothek rumtreiben.«
Dad verzog den Mund zu einem halben Lächeln. »Die einzige bekannte Ausgabe des Necronomicon soll angeblich in der Miskatonic-Universität stehen und …«
Benny lachte. »Du kennst das?«
»Du würdest überrascht sein, was dein alter Vater alles weiß. Ich bin nicht völlig ungebildet, mein Junge. Jedenfalls geh ruhig, wenn du willst. Aber denk dran, Karen kommt in ungefähr einer Stunde.«
Bennys Eifer ließ nach. Er wollte Karen nicht verpassen. Anderseits war die Sache zu wichtig, um sie aufzuschieben. Auch wenn es nicht sicher war, dass er in der Unibibliothek etwas Hilfreiches finden würde, musste er es versuchen. »Tja«, sagte er, »ich sollte trotzdem lieber gehen. Wir sind gegen eins wieder zurück.«
»Da ist Karen noch hier. Ich glaub, sie bleibt zum Abendessen. Weidmannsheil.«
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Sie fuhren auf einer ruhigen, von Bäumen beschatteten Straße höchstens sechs Blocks von zu
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