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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Verabredung.
    »Okay«, sagte sie. »Alles klar. Morgen um sieben?«
    »Super. Ich hol dich dann ab.«
    »Weißt du, wo wir wohnen?«
    »Nein, aber Dad …« Er wollte weiter dem Klang ihrer Stimme lauschen. »Vielleicht erklärst du es mir lieber.«
    Blauer Frotteestoff lag unter Karens Gesicht. Ihre Lungen brannten, und Schmerz schoss durch ihre Glieder, als sie von einem Hustenanfall durchgeschüttelt wurde. Eine Hand strich ihr über den Rücken. Karen hob den Kopf, und sofort wurde ihr übel. Sie schaffte es, auf die Knie zu kommen, ihr Blick streifte kurz Megs besorgte Augen, dann drehte sie sich zur Toilette und übergab sich.
    Danach setzte sie sich auf die Klobrille, schluchzte und hustete, schnappte nach Luft. Durch die Tränen in den Augen sah sie, wie Meg die blutige Badematte zusammenfaltete. Karen riss ein Stück Toilettenpapier ab und wischte sich Augen, Mund und Kinn ab.
    »Wie geht’s deinem Schädel?«, frage Meg mit ihrer tiefen, rauchigen Stimme.
    Karen stöhnte. Sie strich durch ihr nasses Haar und ertastete eine Beule über dem linken Ohr.
    »Gott sei Dank hab ich dich schreien gehört. Ich wollte gerade den Fernseher einschalten.« Meg öffnete das Medizinschränkchen. Aus einer Dose nahm sie ein Tampon, riss die Folie ab und gab es Karen.
    Während Karen den Tampon einführte, zog Meg den Stöpsel aus der Badewanne. »Ich sag dir was, Kleine, du hast mir einen Mordsschreck eingejagt. Wie fühlst du dich? Soll ich dich in die Notaufnahme bringen?«
    »Geht schon«, murmelte Karen.
    »Ich wollte dir noch zehn Sekunden Zeit lassen, um aufzuwachen, dann hätte ich einen Krankenwagen gerufen.«
    »Wie lange war ich weg?«
    Meg schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht drei oder vier Minuten, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass deine Pumpe noch in Betrieb war und du geatmet hast. Ich dachte mir, du würdest früher oder später aufwachen, aber langsam kamen mir Zweifel.«
    »Was für ein Chaos.«
    »Die Badematte ist hinüber. Den Rest mach ich sauber, wenn du im Bett liegst.«
    »Nein, ich …«
    »Du bist nicht in der Verfassung, irgendwas zu machen, Schätzchen.«
    Karen blickte an sich hinunter, rümpfte die Nase und zog mehr Toilettenpapier von der Rolle. Während sie sich die Blutspuren abrieb, sagte sie: »Ich muss wohl nochmal duschen.«
    »Das glaube ich auch. Bleib mal einen Moment da sitzen.« Meg eilte aus dem Badezimmer. Karen fuhr fort, sich zu reinigen. Kurz darauf kehrte Meg mit einer Rolle Klebeband zurück. Sie begann, den Duschvorhang an der Stange zu befestigen. »Glaubst du, es war der Fluch?«, fragte sie.
    »Meinst du den Sturz oder dass ich meine Tage bekommen habe?«
    Meg kicherte.
    »Eine Woche zu früh.«
    »Das liegt am Stress. Das Gute daran ist, du weißt jetzt, dass dieses Schwein dich nicht geschwängert hat.«
    »Das wusste ich auch schon vorher«, sagte sie.
    Als der Vorhang wieder hing, drehte Meg das Wasser auf. Karen klammerte sich an ihren Arm und wankte auf wackligen Beinen zur Badewanne. Weil ihre Freundin darauf bestand, versuchte sie nicht, sich im Stehen zu waschen. Sie saß unter dem heißen Strahl. Während Meg auf der anderen Seite des Vorhangs wartete, säuberte sie sich ein zweites Mal.
    Meg stand mit ausgestreckten Armen bereit, um sie aufzufangen, als sie aus der Wanne stieg und sich abtrocknete. »Bist du wieder sicher auf den Beinen?«
    »Ja, danke.«
    »Du trocknest dich zu Ende ab, und ich hole uns eine Kleinigkeit.«
    »Was für eine Kleinigkeit?«
    »Überraschung.«
    Als sie allein war, wickelte sich Karen in das Handtuch. Mit einem Glas kalten Wassers spülte sie zwei Aspirin hinunter. Sie putzte sich die Zähne. Dann kämpfte sie sich ächzend mit einem Kamm durch ihr verfilztes Haar.
    »In deinem Zimmer«, rief Meg aus dem Flur.
    Karen ging in ihr Zimmer. Meg war schon darin und winkte ihr zu. Die Decke auf dem Bett war zurückgeschlagen, so dass man das geblümte Laken sehen konnte. Der Stuhl stand dicht neben dem Bett. Darauf lag ein Tablett mit Keksen, einem keilförmigen Stück Cheddar, einem kleinen Laib Gouda und einem Käsemesser. Zwei Weingläser standen neben einer offenen Flasche Weißwein auf dem Nachttisch.
    Trotz ihrer Schmerzen rang sich Karen ein Lächeln ab.
    »Medizin«, sagte Meg. »Käse und Kekse, um den Magen zu beruhigen. Ein Masson Sauvignon Blanc als Einschlafhilfe.«
    »Du bist wirklich großartig.«
    »Ich weiß.«
    Karen zog ihr Nachthemd an. Sie kroch ins Bett, zog sich die Decke über und lehnte sich

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