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Der Wald wirft schwarze Schatten

Der Wald wirft schwarze Schatten

Titel: Der Wald wirft schwarze Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari F. Braenne
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einen Ausflug. Aber es muss eine Entdeckungsreise sein.»
    «Eine Entdeckungsreise?»
    Lukas richtet sich auf. «Machen wir das?»
    «Wir können am Fluss entlangwandern.»
    «Och Mann, das tun wir doch andauernd. Ich will eine echte Entdeckungsreise machen. Irgendwohin, wo wir noch nie gewesen sind! Und dann können wir nach einem Schatz suchen. Ja? Bitte!»
    «Tja, das lässt sich wohl machen.»
    «Versprich es mir!»
    «Okay, ich verspreche es. Wir fahren irgendwohin, wo wir noch nie gewesen sind.»
    «Jetzt gleich?»
    «Nein, das geht nicht. Ich habe heute Abend Premiere, weißt du.»
    «Dann morgen?»
    «Wir fahren am Samstag und können bis Montag bleiben.»
    «Es muss eine echte Entdeckungsreise sein! Ich will auf eine richtig echte Expedition.»
    «In Ordnung. Abgemacht. Eine richtig echte Expedition.»

[zur Inhaltsübersicht]
    4
    Traumloser Schlaf und Bilder der vergangenen Nacht: eine hell erleuchtete Bühne, und der Vorhang fällt. Tosender Applaus, Blumen werden überreicht, Ansprachen und Gläser mit Blubberwasser. Viele Gläser, viel zu viele. Zu beiden Seiten bodenloses Dunkel und dann: eine Bar. Dahinter eine beleuchtete Wand, die rot zwischen den Flaschen hindurchscheint. Wunderschön. Abstand halten zur Dunkelheit, Abstand halten. Die Rosen ließen die Köpfe hängen, doch das Ensemble blühte noch immer – abgesehen von ihm, der mitten in der Menge saß. Er hatte das Gefühl, sie alle durch Wasser wahrzunehmen. Sie schienen sich in einem anderen Element zu befinden.
    Ophelia hatte einen Lachkrampf, sie schüttelte ihr helles Haar. Das Gespenst sagte etwas Geistreiches und grinste durch die Reste der grauweißen Schminke. Rosenkranz und Güldenstern knufften sich gut gelaunt in die Seite, während sich König Claudius mit dem Regisseur unterhielt. Die Blicke glitten schnell an ihm vorüber, als wäre er nicht da. War er noch da? Doch, das war er. Er öffnete den Mund und sang ausgerechnet Bellmann: «Gott des Schlafes, Morpheus, komm! Kerze schmolz und sacht verglomm», und erhob das Glas zu den Flaschen.
    Ein paar blonde Mädchen an der Bar zwängten sich lächelnd neben ihn. «Du bist doch dieser schwedische Schauspieler, oder? Ich hab dich im Fernsehen gesehen.» Vorgestreckte Brüste, ein Dekolleté. Eine Tiefe, um darin zu versinken, ein Spiegel. In diesem Spiegel sah er gut aus, sexy und attraktiv. Und trotzdem herrschte dort Leere. In den Augen, im Blick war niemand. Niemand, der ihn interessierte. Er war, ist allein. Anna, ich halte das nicht aus. Komm zu mir. Komm.
    Noch einen Tequila, dann stolperte er hinaus in die Dunkelheit. Blieb stehen und starrte zur letzten Tram hinüber, die an der Haltestelle auf der anderen Straßenseite hielt. Ein paar Jugendliche feierten im hinteren Wagen eine Party und hoben ihre Bierflaschen zum Gruß. Dann fuhren sie davon. Horatio kam aus dem Gebäude und bot ihm eine Zigarette an. Sie rauchten schweigend. Und er fand es merkwürdig, dass er an die anderen mit ihren Rollennamen dachte.
    Die Königin kam als Nächste, elegant wie immer, in einen schwarzen Mantel mit weißem Pelzbesatz gehüllt. Sie rauchte Zigarillos, sie trug Handschuhe. Und mit ihrem bleichen, erhabenen Gesicht sah sie ihn auf eine Weise ernst an, wie sie es auch auf der Bühne getan hatte. Kein Schauspiel, sondern aufrichtige Besorgnis.
    «Das war nur eine kleine Kunstpause», sagte er. «Wird nicht wieder vorkommen.»
    Woher will er wissen, dass es nicht wieder vorkommt?
     
    Der Klingelton des Handys, dieses verdammte
Stairway to Heaven
, reißt ihn aus dem Halbschlaf, hinein in einen sonnigen Morgen. Viel zu viel Sonne. Sie scheint ihm direkt in die Augen, als er sich umdreht und verschwitzt nach dem Telefon tastet.
    «Hallo», ruft er heiser, als er es endlich gefunden hat. «Wer ist da?»
    «Ich bin’s.»
    «Anna!»
    Robert setzt sich auf, reibt sich die Augen. Sein Kopf ist so schwer. Er trinkt immer mehr, verträgt aber immer weniger. Ab jetzt wird er kürzertreten. Schön langsam kürzertreten. Alles wird gut. Er wird wieder ganz der Alte.
    «Wie geht es euch?», fragt sie. Ihre Stimme klingt gepresst.
    «Gut», sagt Robert und schaut zur Uhr auf dem Nachttisch. Es ist halb zwölf.
    «Und Lukas?»
    Er schwingt die Beine aus dem Bett, steht unsicher auf und torkelt ins Zimmer seines Sohnes. Das Bett ist leer. Auf dem Tisch steht ein Lego-Raumschiff mit kleinen bewaffneten Sternenkriegern darum herum, erstarrt in der Schlacht, aber keine Spur von dem Jungen.
    «Kann ich mit ihm

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