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Der Wald wirft schwarze Schatten

Der Wald wirft schwarze Schatten

Titel: Der Wald wirft schwarze Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari F. Braenne
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woher er kommt! Aber jetzt werde ich es erzählen, jetzt wird alles wieder gut. Am Ende wird alles gut. Solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung!
    Nein, sie hat nicht viel gesagt, als sie da so stand. Der Champagner war ihr zu Kopf gestiegen. Es war, als wäre sie an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, als stünde sie unter den Bäumen im Wald, zusammen mit
ihm
. Er war ihm ja so ähnlich. Es schien, als lebte er wieder, als gäbe es immer noch eine Zukunft, groß und voller Möglichkeiten. Aber dann rempelte ihn jemand an, einer der anderen Schauspieler, er sah sie frech an und sagte etwas Unverschämtes. Sie wurde zum Gespött gemacht, das begriff sie sehr wohl. Und da war es Zeit gewesen zu gehen.
    «Aber das macht nichts», zwitschert sie. «Denn heute kommt er. Sie kommen wirklich. Das wird ein wunderbares kleines Fest werden, das allerfeinste!»
    Es klingelt an der Tür, und Evelyn zuckt zusammen. Sie ist ja noch nicht einmal angezogen! Hastig wickelt sie den Morgenrock fester um den Leib, geht, so schnell sie kann, hinaus in den Flur, wirft einen Blick in den Spiegel, versucht die Haare zu richten, die nach allen Seiten abstehen.
    «Herrje, wie ich aussehe!»
    Aber das kann sie jetzt auch nicht mehr ändern, keine Zeit. Sie dreht den Schlüssel herum, macht die Tür auf. Seufzt tief. Aslaug. Natürlich ist es nur Aslaug, dick und außer Atem, mit ihrem Rollator und mit dem hässlichen kleinen Hut auf dem Kopf. Natürlich kommt er
jetzt
noch nicht. Aber nichts ist so schlecht, dass es nicht für etwas gut ist! Dann schafft sie es wenigstens noch, sich zurechtzumachen.
    «Jetzt musst du aber bald mal runter in die Konows Gate ziehen», stöhnt Aslaug. «Dieser Berg bringt dich eines Tages um. Von mir ganz zu schweigen.»
    «Ja, ja», sagt Evelyn.
    «Wie kann es nur angehen, dass du in dieser alten Bruchbude bleiben willst, wenn du da unten eine schöne, praktische Wohnung haben kannst?»
    «Mir gefällt es hier oben. Das weißt du doch.»
    «Du ahnst ja nicht, wie froh ich bin, dass ich jetzt dort wohne. So modern und pflegeleicht. Und so eine gute Aufteilung!»
    Furchtbar, denkt Evelyn und sieht die neue Wohnung ihrer ehemaligen Nachbarin vor sich. Anonym und seelenlos, mit riesigen Fenstern und glatten, schneeweißen Wänden, mit Wohnzimmer und Küche in einem Raum. Da hilft es auch nicht, dass Aslaug sie mit ihren Sachen so vollgestopft hat, dass sie sich kaum noch darin bewegen kann. Die Wohnung sieht trotzdem aus wie ein Hotelzimmer, so als ob niemand
wirklich
darin wohnt.
    Nein, sie kann sich nicht vorstellen, hier auszuziehen, sagt sie. Und erklärt es Aslaug noch einmal: Es ist undenkbar, irgendwo anders zu wohnen als in diesem Haus, in dem sie nun seit über sechzig Jahren lebt. Und noch unmöglicher ist die Vorstellung, alles zusammenzupacken. Pflegeleichte Wohnungen mit guter Zimmeraufteilung sind bekanntermaßen viel kleiner als ein Haus. Und obwohl es kein großes Haus ist, stehen Dachboden und Keller voller Zeug. Sie erinnert sich zwar nicht mehr, was da alles ist, aber wenigstens hat sie Platz dafür. Und sie hält Ordnung. Zwischen das Wollzeug und die Mäntel in der Kammer hat sie Mottenkugeln gelegt. Die Knöpfe in den Blechdosen sind nach Größen sortiert, die Stickgarne nach Farben, die Reißverschlüsse liegen in einer hölzernen Keksdose, so einer, wie sie heute nicht mehr hergestellt werden, aber sie hängt sehr daran. Sie hat Baumwollgarn und Seidenspulen. Stopfgarn und Sternzwirn. Stoffe in verschiedenen Farben und Qualitäten. Sie hat sogar extra Stoff für die Sofakissen und die Vorhänge, falls sie neue nähen will. Die Sachen für den Garten sind dagegen im Keller – die Gartenschere, die Tulpenzwiebeln, die Arbeitshandschuhe und die Blumentöpfe. Dort hat sie auch eine eigene Werkzeugecke mit Schrauben, Hämmern und Schraubenschlüsseln. Und einen Vorratskeller für die Einmachgläser, Plastikdosen, Vasen und Krüge. Alles, was sie braucht oder einmal brauchen könnte. Nicht, dass sie in den letzten Jahren im Keller gewesen wäre. Die steile Treppe macht ihr zu schaffen. Aber wo um Himmels willen sollte sie in einer winzigen Wohnung mit all diesen Sachen hin?
    «Dann musst du eben was wegwerfen», sagt Aslaug. «Ich habe übrigens auch Abstellkammern. Habe ich dir meine Abstellkammern nicht gezeigt?»
    «Doch, hast du.»
    «Ich habe Platz für
alles

    «Aber keinen Garten», sagt Evelyn, so spitz sie kann. Aslaug hat ihren Garten

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