Der Waldläufer
sprach, war nach einem blutigen Kampf gegen einen französischen Kutter gefangengenommen worden. Ein Matrose – sein Vater ohne Zweifel –, den das Kind stets beweinte, war getötet oder gefangengenommen worden. Der Kommandant wußte nicht, was er mit dem Knaben anfangen sollte, als Arellanos ihn zu sich nahm, ihn Tiburcio nannte und daraus einen Mann machte, bei Gott! So jung er auch noch ist, so hat er doch schon den Ruf eines untrüglichen Rastreadors Fährtensucher und eines unerschrockenen Pferdebändigers.«
Der Spanier schien auf Cuchillo nicht mehr zu hören, und doch verlor er nicht ein Wort von dem, was er eben gesagt hatte; aber vielleicht hatte er genug davon gehört, oder der Gegenstand der Unterhaltung war ihm peinlich, denn er unterbrach plötzlich den Banditen. »Und Ihr glaubt, daß, wenn dieser untrügliche Rastreador, dieser unerschrockene Pferdebändiger das Geheimnis seines Adoptivvaters weiß, er für Euch nicht ein gefährlicher Mitbewerber werden könnte?«
Cuchillo richtete sich stolz empor. »Ich kenne einen Mann«, sagte er, »der in keiner Beziehung Tiburcio Arellanos nachsteht, eine Spur zu verfolgen und ein wildes Pferd zu bändigen; und ist dessenungeachtet dieses Geheimnis in seinen Händen nicht fast unnütz, da er es Euch eben für ein Zehntel des Wertes verkauft hat?«
Dieser letzte Beweis Cuchillos war genug, um Don Estévan von einer unbestreitbaren Wahrheit zu überzeugen, nämlich daß das Val d'Or von indianischen Stämmen, wie es der mexikanische Bandit beschrieben hatte, umschwärmt werde und nur für eine ziemlich beträchtliche Streitkraft zugänglich sei und daß er allein nur über eine Anzahl von Männern verfügte, die zu dieser Besitznahme durchaus notwendig war.
Der Spanier träumte und schwieg; die Entdeckungen Cuchillos in betreff des Sohnes Marcos Arellanos' hatten seinem Geist eine Gedankenreihe eröffnet, in die alle übrigen sich verloren. Wir wollen nur sogleich sagen, daß er aus Gründen, deren Erklärung noch nicht hierher gehört, zu erraten suchte, ob nicht etwa Tiburcio Arellanos der junge Fabian de Mediana sei.
Cuchillo dachte seinerseits an gewisse Umstände in der Vergangenheit, die den Gambusino Arellanos und seinen Adoptivsohn betrafen und die er aus wichtigen Gründen nicht erwähnte. Damit wir aber diese Erzählung von Anfang an soviel wie möglich ungehindert verfolgen können, ohne auf die Vergangenheit zurückweisen zu müssen, so wollen wir diese früheren Ereignisse hier erwähnen.
Wie wir schon gesagt haben, änderte Cuchillo oft seinen Namen. Unter einem dieser angenommenen Namen, die er so schnell verbrauchte, befand sich der Bandit gerade in Tubac, als er den unglücklichen Arellanos kennengelernt und sich mit ihm verbunden hatte. Als der erstere vor dem Beginn eines neuen und gefährlichen Streifzugs vom Presidio zurückgekehrt war, um seine Frau und den jungen Mann, den er wie einen Sohn liebte, wiederzusehen, vertraute er seiner Frau allein den Zweck seiner Unternehmung an und ließ ihr sogar eine genaue Beschreibung des Weges zurück, den man verfolgen mußte.
Cuchillo wußte übrigens diesen besonderen Umstand nicht. Aber eine Tat, die er sorgfältig verschwieg, war, daß er selbst, nachdem er das Val d'Or nur flüchtig gesehen, Arellanos ermordet hatte, um sich allein die Schätze anzueignen, die es enthielt. Wir haben gesehen, wie er seinerseits gezwungen war zu fliehen, ohne jedoch die Frucht seines Verbrechens zu verlieren, da er allein Vorteil aus dem Verkauf seines Geheimnisses zog. Wir wollen nun den Banditen selbst eine kleine Lücke ausfüllen lassen durch die Erklärung, wie er Bekanntschaft mit dem Sohn Arellanos' gemacht hatte.
»Nichtsdestoweniger«, sagte Cuchillo, das Schweigen unterbrechend, »habe ich mein Herz von jeder Besorgnis befreien wollen. Als ich nach Arizpe zurückgekehrt war, erkundigte ich mich nach der Wohnung Arellanos' und fand seine Witwe, um sie vom Tod des armen Marcos zu benachrichtigen. Doch den Schmerz ausgenommen, mit dem meine Botschaft aufgenommen wurde, habe ich nichts gesehen und nichts geargwöhnt, was mich hätte glauben lassen, ich sei nicht der alleinige Besitzer des Geheimnisses, das ich Euch eben entdeckt habe.«
»Man glaubt leicht, was man hofft«, sagte Arechiza.
»Hört, Don Estévan«, erwiderte er, »es gibt zwei Dinge, worauf ich mir etwas einbilde: nämlich auf ein Gewissen, das leicht zu beunruhigen, und auf einen Scharfblick, der schwer zu täuschen ist.«
Der
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