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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Vögel schwebte, konnte sein scharfes, durchdringendes Auge zahlreiche menschliche Geschöpfe erblicken, die auf dem Boden der Wüste zerstreut waren – die Einen beisammen, die Andern so weit von einander, daß sie nur für ihn sichtbar waren, sich gegenseitig aber nicht bemerken konnten.
    Gerade unter ihm dehnte sich eine Art von Cirkus aus, welcher durch einen natürlichen, unregelmäßigen Hag von großen, mit scharfen Spitzen versehenen Caktus und von dornigen Nopalpflanzen umgeben war. Einige wenige aus Eisenbäumchen bestehende Gebüsche vermischten ihr blasses Grün mit den schmutzigen Farben der Cakteen und Nopale.
    An dem einen Punkte wurde diese aus Pflanzen geformte Ringmauer durch einen kleinen, oben ganz flachen Hügel beherrscht. Um diese natürliche Festung her dehnten sich kalkhaltige Flächen, sandige Steppen und Reihen kleiner Bodenerhebungen aus, welche in diesem Sandmeere als feste Wellen erschienen.
    Eine aus etwa sechzig Reitern bestehende Menschentruppe war in dem von den Pflanzen gebildeten Kreise abgestiegen. Die Flanken der Pferde dampften wie nach einem Eilmarsche. Man vernahm ein verworrenes Geräusch von menschlichen Stimmen, ein Wiehern von Pferden und ein Klirren und Klingen von Waffen jeder Art. Lanzen mit flatternden Fähnchen, Musketen, Karabinern, doppelläufige Flinten waren noch an den Sattelbögen befestigt. Von den Reitern besorgten einige ihre Pferde, andere lagen auf dem Sande umher unter dem kargen Schatten der Caktusstauden und dachten nach einem ermüdenden Tagemarsche, während dessen die brennende Sonne der heißen Zone, ganz wie die Kälte des Nordens, die Glieder steif gemacht hatte, vor allen Dingen an das Ausruhen.
    In einiger Entfernung zeigten sich beladene Saumthiere, welche gleichfalls auf den Rastort zukamen, und noch weiter hinten konnte man schwer beladene Wagen bemerken, die, vielleicht zwanzig an der Zahl und von Mauleseln gezogen, sich gleichfalls, obwohl langsamer näherten.
    In der Richtung, welche von diesen Leuten verfolgt worden war, konnte das Auge des am Himmel sich wiegenden Adlers Leichname von Menschen und Thieren bemerken, die über die dürre Ebene zerstreut lagen und den gefährlichen Weg dieser Abenteurer bezeichneten, welche Alles, selbst das Leben einsetzten, um die von Cuchillo an Don Arechiza verkaufte Bonanza zu erreichen.
    Als die Maulthiere mit den Wagen am Rastorte angelangt waren, trat eine augenblickliche Verwirrung ein, welche indessen nur einige Minuten anhielt. Bald waren die Wagen abgeladen, die Maulthiere ausgeschirrt und die Pferde abgesattelt. Dann wurden die Wagen, Deichsel gegen Deichsel, durch eiserne Ketten mit einander verbunden; die Saum-und Pferdesättel wurden auf einander geschichtet und füllten mit den Caktus-und Nopalpflanzen die leeren Räume zwischen den Rädern aus, so daß Alles eine feste und uneinnehmbar scheinende Barrikade bildete.
    Im Innern des Lagers wurden die Thiere an die Wagen gebunden und die Küchengeräthe neben Reisbündel aufgestellt, welche man als Feuerungsmaterial in den Wagen mit herbeigebracht hatte.
    Sodann stellte man eine Feldschmiede auf, und nun hallte der Ambos von den Schlägen des Hammers wieder, welcher beschäftigt war, Hufeisen oder Radschienen zu formen.
    Ein reich gekleideter Reiter, dessen Anzug aber durch Staub und Sonne sehr gelitten hatte, saß allein noch mitten im Lager, welches sein Auge mit großer Sorgfalt nach allen Seiten hin durchlief, auf einem schönen Schweißfuchse. Es war Don Estevan de Arechiza, der Herzog von Medina.
    Einige Männer waren damit beschäftigt, auf dem Plateau des Hügels, welcher das Lager beherrschte, die Stangen eines Leinwandzeltes im Boden zu befestigen. Als das Zelt fertig dastand, stieg nun auch der Reiter ab und trat unter die schützende Leinwanddecke.
    Alle diese Vorbereitungen hatten die Zeit von kaum einer halben Stunde erfordert, so sehr wurden sie durch Gewohnheit und gute Aufsicht vereinfacht. –
    Das war das Eine, was der Adler zu sehen vermochte. – –
    Von diesem Lager nach Osten zu, aber weit hinter den Steppenhügeln erhob sich aus dem Sande ein großes und dichtes, aus Gummi-und Eisenbäumen bestehendes Gehölz. Andere Bäume brachten diese Wüsten nicht hervor.
    Unter dem Schatten dieses Gehölzes hielt ein zweiter Reitertrupp. Da waren weder Verschanzungen noch Wagen oder Saumthiere zu bemerken. Allein dies war nicht der einzige Kontrast, den dieser Trupp mit dem andern bildete. Er bestand aus einer doppelt so

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