Der Waldläufer
der Insel befindlichen Weißen gemacht hatte, konnten diese Niemand anders sein, als Bois-rosé, Pepe Dormillon und Fabian de Mediana.
Der Letztere war nämlich trotz der Gefährlichkeit des Sturzes nicht in dem Wasser des Salto de Agua verunglückt. Der Fall in die Fluthen war nur für das Pferd tödtlich gewesen, und da Fabian ein ausgezeichneter Schwimmer war und die beiden Freunde ihm augenblicklich zu Hilfe kamen, so hatte er sich, allerdings unter Aufbietung aller Kraft und Geschicklichkeit, zu retten vermocht.
Don Estevan de Arechiza hatte den Ort mit seinen Begleitern aus Besorgniß vor den Kugeln der zwei Tigertödter sofort verlassen und glaubte den jungen Rastreador ohne jede Möglichkeit der Rettung verloren.
Die drei Verbündeten hatten einen weiten Umweg machen müssen, um durch eine Furth an das jenseitige Ufer zu gelangen. Dadurch war ihnen viel Zeit verloren gegangen, und als sie in Tubac anlangten, war die Expedition von dort aus schon einen vollen Tag unterwegs.
Sie verkauften die Felle der Tiger und des Puma, versahen sich mit allem Nöthigen und folgten dann nach.
Fabian sah sich mit einem Male von einem armen Pferdebändiger und Pfadfinder in einen Mann verwandelt, der die begründetsten Ansprüche auf Reichthum, Ehren und Würden hatte; aber sein Sinn war zu einfach und gesund, als daß er sich von diesen verlockenden Aussichten hätte blenden lassen sollen. Er hatte zwei Aufgaben zu erfüllen: den Tod seines Pflegevaters zu rächen, was ihm ja sein Schwur gebot, und sich dem Grafen von Mediana als Neffen vorzustellen, um ihm den Tod seiner Mutter in das Gedächtniß zurückzurufen. Tödten wollte er ihn nicht, das hatte er im Stillen beschlossen, obgleich er seit frühester Jugend Anschauungen eingeathmet hatte, welche die Blutrache und Selbsthilfe als geboten erscheinen lassen.
Was er in Beziehung der Bonanza thun werde, damit war er mit sich noch nicht im Klaren. Er mußte seine Handlungsweise ja nach Umständen bestimmen, welche jetzt noch in solcher Ferne lagen, daß er nicht die mindeste Kenntniß von ihnen haben konnte.
Ganz anders dachte Pepe in seinem Herzen. Er hatte nie einen Menschen so gehaßt, wie diesen Grafen Antonio de Mediana, und war vollständig fest entschlossen, ihn, wenn er ihn in die Hände bekommen sollte, lebendig nicht entkommen zu lassen. Der Graf sollte ihm die Gewissensbisse entgelten, welche ihn so lange Jahre hindurch bis zum heutigen Tage, wo ihm der Tod der Gräfin noch immer schwer auf dem Herzen lag, unaufhörlich verfolgt hatten.
Was Bois-rosé betrifft, so kannte er keinen andern Wunsch, als seinem treuen Dormillon und dem geliebten Pflegesohn nach Kräften nützlich sein zu können. Er war trotz seiner äußerlichen Rauhheit ein treues und auch gottesfürchtiges Gemüth, und gerade die Frömmigkeit, welche sein tiefstes Wesen durchdrang, ließ ihm die Verbrechen Don Estevans in einem abscheulichen und strafbaren Lichte erscheinen, was zur Folge hatte, daß er, welcher die größte Zeit seines Lebens in Verhältnissen gewesen, in denen er auf sich selbst angewiesen war, gar nicht vor dem Gedanken zurückbebte, die Strafe in Gestalt einer bleiernen Kugel wirken zu lassen.
Sie waren von Tubac aus den deutlichen Spuren der Karavane nicht direkt gefolgt, sondern hatten sich stets seitwärts von ihr gehalten, aber jeden Lagerplatz der Expedition scharf im Auge gehabt.
Die zahlreiche Gesellschaft war durch Entbehrungen und Indianerüberfälle um zwanzig ihrer Mitglieder gekommen, noch ehe sie das Goldthal erreicht hatte. Die drei Jäger, so wenig an der Zahl, waren bisher jeder Gefahr glücklich entgangen, da die Summe ihres Muthes und Scharfblickes, ihrer Erfahrung und Kühnheit diejenige der Expeditionsleute weit übertraf.
Sie wußten, wo die Karavane heut ihr Lager aufgeschlagen hatte, ahnten auch die gefährliche Nähe der Indianer und hatten daher beschlossen, auf dem kleinen Inselchen, wo sie vor jedem plötzlichen Ueberfalle gesichert waren, ihre nächtliche Ruhe zu halten.
Freilich hatten sie nicht bemerkt, daß gerade in dem Augenblicke, als sie sich ihrer Kleider entledigt hatten um hinüberzuschwimmen, der Kundschafter der Apachen am Flusse anlangte und jede ihrer Bewegungen genau beobachtete.
Pepe und Fabian hatten dann lange geschlafen. Der erstere erwachte, als die Sonne dem Horizonte nahe stand.
»Nun schlafe Du, Rosenholz. Ich werde wachen.«
Der »große Adler« schüttelte den Kopf.
»Laß mich mit Dir wachen. Sieh doch den
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