Der Waldläufer
nicht fort. Mein Bruder reite zum Lager der Bleichgesichter und frage den Katzenparder.«
»Der Katzenparder ist ein großer Krieger; er wird mitten unter sterbenden Bleichgesichtern zu finden sein.«
Er sprengte dem Kampfplatze zu, während die Zurückbleibenden sich ihr Verlangen mittheilten, mit den drei großen Jägern kämpfen zu dürfen.
Der Bote hatte richtig vermuthet. Der Katzenparder befand sich mitten im Lager. Die Wilden hatten die von Cuchillo hergestellte Lücke bemerkt und waren durch dieselbe mit einem Siegesgeheul, welches weit und entsetzlich über die Steppe schallte, eingedrungen. Ein fürchterlicher Kampf, Mann gegen Mann, hatte sich entsponnen, und die Weißen schienen unterliegen zu müssen. Der Bote drang durch die Bresche ein. Ein lauter Ruf desselben brachte den Katzenparder an seine Seite.
»Mein Sohn kommt, mir zu sagen, daß der Schwarzvogel seine Feinde auf der Insel getödtet habe?«
»Manitou hat den rothen Kriegern sein Angesicht verhüllt. Vierzehn von ihnen sind hinübergegangen in das Reich der Schatten, und Schwarzvogel sitzt trauernd an der Erde, die er mit seinem Blute tränkt.«
Das Auge des Häuptlings blitzte zornig auf.
»Die Söhne der Apachen zählten zwanzig, und der Bleichgesichter sind nur drei. Sind die rothen Männer Weiber geworden?«
»Die Namen der Bleichgesichter sind größer als alle Namen der Erde,« antwortete der Bote einfach.
»Wie lauten sie?«
Er nannte sie, und sofort zeigte die Miene des Häuptlings an, daß Schwarzvogel bei ihm entschuldigt sei.
»Und was soll mein Sohn mir sagen?«
»Der Katzenparder möge mir Krieger mitgeben, den Tod ihrer Brüder zu rächen!«
Der Häuptling warf einen schnellen Blick umher und sah, daß die Weißen sich überall im Nachtheile befanden.
»Der ›schleichende Wolf‹ möge mit ihm gehen. Die Söhne der Apachen werden die Bleichgesichter vernichten und bedürfen des Hinterhaltes nicht weiter!«
Der Bote drehte sein Pferd herum und ritt durch die Bresche davon. Der Häuptling befand sich im nächsten Augenblicke wieder inmitten des Kampfgewühles.
Auf beiden Seiten der Verschanzung lagen zahlreiche Leichen umher. Die halb verbrannten Reisbündel warfen ihr röthliches Licht auf die blutige Scene. Das Brüllen wüthender Feinde, das Sausen der Pfeile, das Krachen der Schüsse folgten ohne Unterlaß auf einander, und dazwischen arbeiteten in verderblicher Stille die schweren Mordkeulen und spitzen Messer gegen einander. Die bemalten Gesichter der wilden Reiter sahen bei dem Lichte der Flammen noch scheußlicher aus; es war, als kämpften die Weißen mit wüthenden Thieren anstatt mit Menschen.
Draußen vor der Verschanzung stand der Kampf in einzelnen Gruppen, im Innern derselben aber herrschte eine heillose Verwirrung, ein Durcheinander von Körpern, welche mächtig gegen einander prallten oder sich mit Aufbietung aller Kraft und Geschicklichkeit umschlungen hielten. Die Goldsucher schienen unterliegen zu müssen, denn nur da, wo Diaz mit Benito, Baraja und Oroche kämpften, befanden sie sich im Vortheile.
Diesen Letzteren war es gelungen, ihre Umgebung von den Rothen zu säubern, so daß sie ihre Aufmerksamkeit nun den übrigen Theilen des Lagers zuwenden konnten.
»Caramba, das steht schlecht!« rief Diaz erschrocken. »In zehn Minuten gehört das Lager den rothen Schurken, wenn wir nicht doppelt arbeiten. Dort – Teufel, das ist der Katzenparder! Den kenne ich seit langer Zeit und er mich auch. Ich werde ein Wort mit ihm sprechen!«
Der furchtbare Indianertödter schien bisher nur gespielt zu haben, denn seine Stirn zeigte nicht einen einzigen Tropfen jenes Schweißes, welcher die Gesichter aller Kämpfenden benäßte. Er hob die Mordkeule eines gefallenen Wilden vom Boden empor.
»Drauf, Benito, drauf, sonst sind wir Alle verloren!«
Er schwang die Macana in raschem Wirbel über dem Kopfe und stürzte sich in das Gewühl. Unaufhaltsam vordringend, schmetterte er die Feinde nieder und bahnte sich einen bluttriefenden Weg bis zum Häuptlinge. Dieser sah und erkannte ihn.
»Diaz, der Löwe!« rief er, unwillkürlich zurückweichend.
»Ja, Diaz ists, der Puma, der den Parther zerreißen wird!« antwortete dieser.
Der Indianer drängte sein Pferd zu ihm heran und holte zum Hiebe aus. Dieser ging daneben, denn Diaz hatte sich gebückt und tauchte hinter dem Pferde des Wilden im nächsten Augenblicke wieder empor. Mit einem kühnen Sprunge kniete er hinter dem Häuptling auf dem Thiere, faßte den
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