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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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bleiben, hatte aber auch keinen Sinn.
    »Bist du soweit, Peter?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Ihren Bruder ins Lager zu tragen, war wie einen Granitblock zu schleppen, und sie kamen so langsam voran, dass der Himmel schon ein dunkles Violett angenommen hatte, als die Scouts sie bei den Klippen in Empfang nahmen und ihnen halfen. Unter ihnen im Tal erstreckten sich die Lagerfeuer.
    »Du hast nie von einem Bruder erzählt«, sagte Peter, während sie ins Lager liefen.
    »Ich habe zwei, beide sind älter«, sagte Gaia. »Wir wuchsen nicht zusammen auf, weil beide zur Enklave vorgebracht wurden. Jack half mir damals zu fliehen und ging dann ebenfalls ins Ödland.«
    Mit einem Blick auf Angie fragte sie sich, wie es ihm ergangen war. Das Wenige, was sie von den Nomaden wusste, war, dass sie ein hartes Leben unter brutalen Bedingungen führten, wozu das mit dem Messer sicher passte. Das Mädchen, das seine verletzte Hand in der improvisierten Bandage an die Brust drückte, hielt sich dicht an Gaia, während sie sich durch die chaotische Ordnung des Camps fädelten.
    Achtzehnhundert Menschen schlugen lautstark ihr Nacht lager auf. Drei Wochen waren vergangen, seit sie Anfang September ihr Zuhause am Nipigonsumpf verlassen hatten; drei Wochen, in denen sie Zeit gehabt hatten, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Jeder Klan hatte seine eigenen Lagerfeuer, um die sich die einzelnen Familien scharten. Echte Zelte waren die Ausnahme, doch viele Familien hatten Planen und Stangen dabei, die ihnen etwas Schutz spendeten. Vorräte, Körbe und Hühnerkäfige trugen zur allgemeinen Unordnung noch bei. Irgendwo hob ein klarer Tenor zu einer Ballade an, und der Wind wehte Rauch und den süßen Duft nach Hühnchen und Curry heran.
    »Willkommen in unserer Karawane«, sagte Gaia. »Ursprünglich kommen wir aus Sylum. Wie findest du’s?«
    Das Mädchen nickte, interessierte sich aber vor allem für Jack und die Männer, die ihn trugen.
    »Ich tue alles, was ich kann«, versicherte ihr Gaia. »Versuch, dir keine Sorgen zu machen.«
    Im Zentrum der Aktivität scharte sich Klan Neunzehn in weiten Kreisen um drei Feuer. Norris Emmet, der auf eine lange Erfahrung als Koch des Mutterhauses von Sylum zurückblickte, koordinierte nun die Verköstigung von hundert Leuten. Als er sie und Jack und das Mädchen erblickte, rief er etwas über die Schulter. Weiter hinten füt terte Josephine gerade zwei Kleinkinder: ihre Tochter Junie und Gaias kleine Schwester Maya.
    Gaia hielt kurz an, um die beiden zu drücken. Maya versuchte, ihr etwas Fladenbrot zwischen die Lippen zu stecken, doch Gaia wehrte lachend ab. »Das ist für dich – los, iss schon. War sie auch brav?«
    »Brav genug«, sagte Josephine, gutmütig wie immer. »Mach dir keine Sorgen, ich komme schon klar. Du siehst ziemlich beschäftigt aus.« Sie hatte ihre dunklen Locken für die Reise kürzer geschnitten und trug ein leuchtend ro tes Band im Haar. Ein kleineres Band derselben Farbe hatte sie auch in Mayas Haar geflochten.
    Nicht ohne Gewissensbisse stellte Gaia fest, dass Josephine in vielerlei Hinsicht eine bessere Mutter für Maya war als sie selbst. »Ich versuche, vorm Schlafengehen noch mal vorbeizukommen«, sagte Gaia und gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Locken, ehe sie ging.
    An einem vierten, kleineren Feuer saß Dinah, die ehemalige Libby, ihre medizinischen Vorräte hatte sie unter einer Plane verstaut. Innerhalb des letzten Jahres hatte sie sich als Ärztin hervorgetan und Gaia oft assistiert; sie hatte eine ruhige Hand bei der Geburtshilfe und beim Nähen von Wunden bewiesen. Ihre plissierte Bluse war entgegen aller Wahrscheinlichkeit trotz der langen Reise noch makellos weiß. Nun blickte sie auf und warf sich den Zopf über die schmale Schulter.
    »Nur du bringst es fertig, ins Ödland zu gehen und mit zwei Mäulern mehr wiederzukommen, die gestopft wer den müssen«, stellte sie fest. Sie nickte Richtung Jack und der Männer, die ihn trugen. »Brauchst du Hilfe mit ihm?«
    »Lass mich erst mal«, sagte Gaia. »Aber du könntest dich um Angies Hand kümmern.«
    Die Scouts luden Jack unter der Plane ab. Gaia griff bereits nach der Seife, während Peter zwei Fackeln entfachte und neben sie stellte. »Ich gehe dann zurück zur Klippe«, sagte er.
    »Ist gut.« Sie bemerkte den unpersönlichen Klang ihrer Worte und schaute ihm demonstrativ in die Augen. Die leise Andeutung eines Schmunzelns spielte auf seinen Zügen. »Ich meine: Danke, Peter.«
    »Gern geschehen«, sagte

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