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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Wand. Darin ruhte, eingewickelt in schwarzem Samt, eine prachtvoll verzierte Waffe, goldfarben und geformt wie ein Jagdbogen. Den Griff schmückten Edelsteine in vielen verschiedenen Farben. Talaban hob die Waffe an und berührte mit dem Daumen einen roten Edelstein unmittelbar über dem Griff. Dünne Lichtsehnen flackerten auf und bildeten ein Muster, das aussah wie die Saiten einer Harfe. Talaban stimmte seinen Geist auf den Zhi-Bogen ein. Die Waffe war fast leer. Es war nur noch ein einziger Schuss übrig. Er berührte einen weißen Edelstein über dem roten, und die Lichtsehnen verschwanden. Er legte die Waffe nieder und dachte über das Problem nach. Natürlich hätte er den Bogen aus der Truhe der Schlange aufladen können, aber es war nur noch sehr wenig Energie übrig. Wenn er sie verbrauchte, würde keiner von ihnen die Rückreise in die Stadt überleben. Die Schlangen der Avatar waren nicht als eigenständig seetüchtige Schiffe konstruiert worden. Nur die Energie der Truhen hielt sie über Wasser.
    Talaban verabschiedete sich von der Idee, zog sich aus und ging in sein Schlafzimmer. Als er sich auf sein Bett legte, konnte er durch das geschwungene Fenster die Sterne funkeln sehen.
    Er war im Nordwesten gewesen, hoch oben im Nordwesten, als der Große Bär mit seiner Pranke auf den Ozean geschlagen und eine drei Meilen hohe Flutwelle über den Kontinent der Avatar geschickt hatte. Selbst zweitausend Meilen entfernt, am äußersten Rand des Imperiums, hatten die Beben Gebäude zum Einsturz gebracht. Ein schrecklicher Wirbelsturm war über das Land gefegt, hatte Häuser zerstört und Hunderttausende Leben vernichtet.
    Viele hatten das für das Ende der Welt gehalten, und für den größten Teil der Erdbevölkerung war es auch genau das gewesen.
    Die fünf Siedlungen am Fluss Luan waren einigermaßen glimpflich davongekommen; die Zahl der Todesopfer hatte sich auf etliche Hundert beschränkt. Talaban war mit der Schlange nach Westen gefahren, hatte Reste von anderen Kolonien gesucht. Er hatte nichts gefunden. Da die Energie der Schlange zur Neige ging, war er in die Zwillingsstädte Pagaru und Egaru zurückgekehrt.
    Nur fünfhundert Avatar hatten den Fall der Welt überlebt, und selbst diese geringe Zahl nur, weil der ehemalige Questor Anu zweihundert von ihnen aus Parapolis mit hierher gebracht hatte.
    Als Talaban an Anu dachte, fiel ihm wieder der Mystiker der Vagaren ein. Die Worte des zerlumpten Mannes hallten durch seinen Geist, als er einschlief.
    Er wird alle Werke der Menschheit in den Untergang reißen. Dann wird er zehntausend Jahre schlafen, und der Atemhauch seines Schlafes wird der Tod sein.
    Mondstein hockte auf den Planken seiner Kabine, nahm den kleinen braunen Lederbeutel vom Hals und hielt ihn in beiden Händen. Es war sein Medizinbeutel, und er enthielt große Magie. Durch das weiche Leder des Beutels spürte er den gebogenen Zahn des ersten Löwen, den er getötet hatte. Um ihn herum hatte er eine Locke von Suryets dunklem Haar gewickelt. Schönheit und Wildheit, auf ewig vereint. Weiterhin befand sich eine winzige Seemuschel in dem Beutel sowie ein bisschen Erde aus dem Bauch des großen Berges. Die Muschel erlaubte ihm, mit den Geistern der See zu kommunizieren, die Erde trug den Duft der Heimat zu ihm. Und zu guter Letzt befand sich noch die Fiederung seines ersten Pfeils in dem Beutel. Sie erinnerte ihn daran, dass er ein Jäger war, der seinen Stamm ernährte. Alles, was Mondstein liebte, wurde vom Inhalt seines Medizinbeutels verkörpert. Sein Land, das Meer, das an seine Gestade spülte, seine Frau, sein Stamm und seine Mutter, die Erde.
    Leise sang er das Lied der Ferne, in dem Wissen, dass die Musik seines Geistes die Erde in seinem Beutel berühren und so die Berge seiner Jugend erreichen würde. Dort würden die Bäume das Lied aufnehmen, es mit ihren Blättern flüstern und weitergeben, bis es die Zelte seines Volkes erreichte.
    Dann würde Suryet es im Seufzen des Windes vernehmen. Sie würde hochblicken, mit ihren dunklen, tief liegenden Augen das Blau des Himmels absuchen nach einem Zeichen von ihm. Und sie würde wissen, dass er noch am Leben war und eines Tages wieder zu ihr finden würde.
    Er hatte die Augen geschlossen und sang das Lied mit viel Gefühl, wiederholte es noch zweimal, während sein Geist in die Ferne schweifte, nach Suryet suchte, in der Hoffnung, einen Blick auf sie zu erhaschen.
    Stattdessen jedoch sah er eine Feuersäule, die durch Schnee und Eis

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