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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kapitel 1
    Reporter hatten das Ereignis jetzt seit Tagen verfolgt. Die Schlagzeilen überschlugen sich. Es gab Andeutungen über Drogenmissbrauch und unsittliches Verhalten der Berühmtheiten, die in die kleine Stadt in Oregon gekommen waren. Es war eine Premierenfeier für einen großen Kinofilm. So etwas hatte es in LaGrangeville noch nie gegeben. In all den Jahren war die Elks Hall nur für ruhige Konferenzen benutzt worden, heute aber dröhnte sie, war von lauter, misstönender Musik erfüllt. Stadtbewohner und Fotografen schwärmten über die schmale Hauptstraße, sahen sich in den verspiegelten Fenstern der vorbeikriechenden Limousinen und warteten darauf, dass etwas Explosives geschah, etwas, das absolut Hollywood war.
    Aber dennoch, trotz all dieser Artikel und Interviews und Paparazzi, wusste niemand, wie nahe die Schlagzeile des Enquirer an der Wahrheit sein würde: Es war eine zum Sterben schöne Party.
     
    Angel DeMarco stieg aus dem vollklimatisierten Kokon der Limousine. Durch einen Nebel von Zigarettenrauch und Nieselregen sah er die Menge, die sich auf der Straße versammelt hatte. Gesichtslose Körper drängten sich hinter einer langen, gelben Polizeiabsperrung.
    »Er ist es, DeMarco!«
    Kameras eruptierten in gleißenden Blitzlichtgewittern. Der Regen wirkte surrealistisch, Streifen von regenbogenfarbenem Silber, Pfützen von unglaublichem Licht auf den schwarzen Straßen.
    »Angel... schau mal her! AngelAngelAngel...«
    Ihre Bewunderung löste in ihm ein Gefühl von Erhabenheit aus. Gott, wie sehr er es liebte, berühmt zu sein. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, stieß den Rauch langsam aus und ließ dann mit einem Strahlen das Lächeln aufblitzen, dieses Grinsen, das die Illustrierte People erst letzte Woche als »Zwanzigtausend-Megawatt-Lächeln« bezeichnet hatte. Er winkte. Der graue Faden seines Zigarettenrauchs ringelte sich in die Luft.
    Er trat beiseite, damit seine Freundin - ihr Name fiel ihm beim besten Willen nicht ein - aus dem Auto steigen konnte.
    Sie kam langsam heraus. Ein hochhackiger schwarzer Lederschuh und ein langes, aufreizendes Bein schössen aus der Dunkelheit. Ihr Absatz klackte hart auf dem Asphalt. Sie beugte sich vor, schob ihre aufreizende Mähne von wasserstoffsuperoxydiertem Haar heraus, gefolgt von einem prachtvollen, üppigen Dekollete, und glättete ihr pinkfarbenes Gummikleid, während sie lächelte und winkte.
    Angel rechnete der Frau hoch an, dass sie wusste, wie sie sich in Szene zu setzen hatte.
    Er nahm ihre Hand und zog sie auf seine bewundernden Fans zu. Ihre lächerlichen Absätze klackten und rutschten auf dem glatten Asphalt, doch das Geräusch wurde bald von dem Gebrüll der Menge übertönt, als diese merkte, dass er auf sie zukam.
    Junge Mädchen kreischten und streckten ihre Hände nach ihm aus. Ein paar von ihnen erkannte er wieder - es waren dieselben sommersprossigen Kleinstadtteenager, die die Schule geschwänzt hatten, um ihm bei den Dreharbeiten zu seinem Film zuzuschauen. Sie hatten jeden Tag am Set gestanden, sich hinter den Absperrungen gedrängt, gekreischt und gekichert und geweint, wenn er zum Dreh einer Szene aus seinem Wohnwagen gekommen war.
    Sie hatten nichts von ihm verlangt, diese unzähligen Bewunderinnen, nichts außer seiner Präsenz. Er konnte wüst sein und unreif und egoistisch, aber es war ihnen egal - wichtig war ihnen nur, dass er auf der Leinwand alles gab. Er schenkte ihnen sein breitestes, verführerischstes Lächeln, ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Er schenkte jedem Mädchen einen Augenblick, einen einzigen Herzschlag seiner Zeit, indem er eine nach der anderen, nur sie allein, ansah.
    »Angel, gibst du uns ein Autogramm? Wie findest du La-Grangeville? Wann wird der Film starten? Wird die richtige Premiere hier sein?«
    Die Fragen kamen wie immer, schössen wie Pfeile aus dem Regen. Einige hörte er, andere nicht, aber er wusste, dass das egal war. Sie erwarteten keine Antwort, sie wollten einfach in seiner unmittelbaren Nähe sein, sich für eine Sekunde ihres so langweiligen Lebens auch in seinem Hollywoodruhm sonnen.
    »Angel, darf ich mich mit dir fotografieren lassen?«
    Er blickte von der Autogrammkarte auf, die er signierte, und sah das junge Mädchen an, das die Frage gestellt hatte. Sie war klein und dicklich, mit Wangen, die wie Porzellan aussahen, und Wellen von gelocktem braunem Haar.
    Er wusste sofort, was für eine Art Mädchen das war - sie war das Mädchen, das nie zu den

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