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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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kommt Feuer, ich kann mich selbst beschützen. Mein Feind wird nicht überleben. Ich züchtige alle kriecherischen Menschen und jedes Reptil, gleichgültig ob Mann oder Frau. Tritt vor, Isis, denn du bist gerecht.«
    Eine gewaltige Schlange erschien, deren Körper aus neun Kreisen bestand, von denen vier aus Feuer waren.
    »Wagst du es, diese Spirale zu nehmen?«
    Die Priesterin berührte die Kreise.
    Sie verschmolzen und formten das Tau von Res Barke. In Gestalt einer goldenen Flamme erhoben sie sich in den Himmel und säten Türkise, Malachiten und Smaragde, aus denen die Sterne geboren wurden.
    Isis nahm Teil an der Geburt des Universums und erlebte die Erschaffung der Erde.
    Als das strahlende Leuchten nachließ, sah sie die Bilder auf den Wänden der Kapelle, auf denen der Pharao den Göttern opferte.
    Der Kahle machte einen Knoten in einen roten Gürtel.
    »Das ist das Leben der Göttinnen und die Standhaftigkeit der Götter. Darin ersteht Osiris auf. Dieser Knoten soll dich vor den Angriffen des Bösen schützen, dir alle Hindernisse aus dem Weg räumen und es dir ermöglichen, eines Tages den Weg des Feuers zu gehen.«
    Der Kahle legte der Priesterin den Gürtel so an, dass der Knoten auf ihrem Nabel saß.
    Auf einmal erblickte sie eine prachtvolle, sonnenüberflutete Landschaft.
    »Siehst du das grüne Gold von Punt? Es allein kann dafür sorgen, dass die Akazie wieder vollkommen gesund wird.«

    Medes hatte sich in seinem Arbeitszimmer auf den Boden geworfen und schwitzte Blut und Wasser.
    Soeben war der dritte Angriff der Kuschiten abgewehrt worden, die zahlenmäßig zehnmal so stark waren wie die ägyptischen Soldaten, die die Festung Semna verteidigten. Und der Sekretär des Königlichen Rates lief Gefahr, von seinen Verbündeten getötet zu werden! Trotz des erbitterten Widerstands der Ägypter schien der Ausgang eigentlich offenkundig. Wenn es der Prophet so beschlossen hatte, würden die Mauern auch fallen.
    Der Oberbefehlshaber, der an der Stirn verwundet war, erschien und rief Medes zu: »Der Pharao kommt.«
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Ja, überzeugt Euch doch selbst.«
    »Ich kann nicht, ich muss hier das Archiv bewachen.«
    Der Offizier kehrte in den Kampf zurück.
    Die beeindruckend große Gestalt von Sesostris am Steuer des königlichen Schiffs versetzte die Kuschiten in Erstaunen. Einer der Stammesführer befahl seinen Kriegern zu kämpfen. Zwei Boote mussten doch wohl reichen, um den Ägyptern den Nil zu versperren?
    Die lange, schwere Lanze des Königs flog pfeilschnell durch die Luft, machte eine große Kurve und bohrte sich in die Brust des Aufständischen.
    Sofort brach wildes Durcheinander aus.
    Geschickt wie ein junger Mann sprang General Nesmontu als Erster auf das gegnerische Schiff, seine Soldaten und Bogenschützen töteten die Belagerer Mann für Mann. Dank der großen Überlegenheit der ägyptischen Armee erlitten die Kuschiten eine völlige Niederlage – Semna war schnell befreit.
    Doch der König zeigte keinerlei Siegeslaune.
    Als Medes endlich unter den ängstlichen Blicken der Soldaten sein Versteck verließ, begriff er auch, warum.
    »Ihr… Ihr habt keinen Schatten mehr, und wir auch nicht! «, rief einer von ihnen.
    Das traf ausnahmslos für alle Ägypter zu.
    Trotz des gerade errungenen Sieges fürchtete Nesmontu eine Niederlage. Ohne Schatten war der Körper tausendundeiner Verletzung wehrlos ausgesetzt. Ohne Schatten konnte er sich nicht mit dem ka vereinigen. Die Kräfte verflüchtigten sich, die Seele war verdammt.
    Sesostris richtete sein flammendes Schwert in den Himmel, und Sekari pfiff wie ein Vogel.
    Am azurblauen Himmel erschien ein Schwarm von
    Schwalben, und am Ufer machten sich etwa hundert Strauße in größter Eile auf den Weg nach Süden.
    »Wir folgen ihnen«, befahl der König. »Maats Zeichen stammt von ihrem Gefieder. Sie werden den bösen Fluch des Propheten zerstören.«
    Der Nil war an dieser Stelle viel zu schmal, die Felsen rechts und links wirkten bedrohlich, und eine schwarze Wolke verdeckte die Sonne… Hätte der Pharao die Unternehmung nicht persönlich angeführt, hätte es kein noch so tapferer Ägypter gewagt, diese gefährliche Welt zu erforschen. Dank kräftiger Winde kam die Flotte schnell voran. Die Wolke verzog sich, und der Fluss wurde wieder breiter. In strahlendem Sonnenschein führten die Strauße einen Tanz vor.
    »Unsere Schatten sind wieder da!«, stellte Sekari fest.
    »Und die Schlacht geht weiter«, sagte der König.

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