Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Fluss.
    »Er entkommt uns schon wieder!«, tobte Sekari.
    »Nein, diesmal nicht«, widersprach ihm Iker. »Der Gott Sobek wacht über diesen Ort. Seit ich tief unten in einem See im Fayyum war, ist das heilige Krokodil mein Verbündeter.«
    Zwei mächtige Kiefer mit scharfen Zähnen packten Schiefmaul am Bauch. Der Schwanz des Raubtiers schlug wild auf das Wasser, das sich blutrot färbte. Bald kehrte wieder Ruhe ein, und die Strömung tilgte alle Spuren dieses tödlichen Kampfes.
    Iker und Sekari machten sich sofort auf den Weg nach Mirgissa, wo sie bereits von Sesostris, General Nesmontu und den ägyptischen Truppen erwartet wurden.
    »Wir schlagen jetzt die letzte Schlacht gegen Nubien«, verkündete der Pharao. »Möge es uns gelingen, die schreckliche Löwin zu besänftigen.«

    41

    Der Diener des ka holte Isis ab und brachte sie in den Tempel der Millionen Jahre von Sesostris. Er sagte kein einziges Wort, sie stellte keine Fragen.
    Jeder neue Abschnitt auf dem Weg zur Einweihung in die Mysterien des Osiris hatte so begonnen – schweigend und gesammelt.
    Am Tag zuvor hatte das neue Gold aus Nubien drei Äste der Akazie ergrünen lassen. Der Baum des Lebens genas allmählich, aber die Heilmittel waren zu schwach. Trotzdem konnte man nun der Zukunft etwas zuversichtlicher ins Auge sehen.
    Auf der Schwelle zum Tempel erwartete sie der Kahle.
    »Jetzt ist es an der Zeit zu erfahren, ob du gerecht bist und würdig, in die Gemeinschaft der Lebenden aufgenommen zu werden, die sich vom Licht ernähren. Deshalb sollst du vor dem hohen Gericht der beiden Maat erscheinen. Bist du damit einverstanden?«
    Isis kannte die Bedingungen: Entweder wurde sie wiedergeboren, oder sie musste sterben. Ihre früheren Prüfungen waren nur Vorbereitung für diesen bedrohlichen Schritt gewesen.
    Sie dachte an Iker, an seinen Mut, an die Gefahren, denen er sich ständig aussetzte. Jetzt sah die junge Priesterin auch ein, dass sie mehr für ihn empfand als nur Freundschaft. Wie der Königliche Sohn musste auch sie ihre Angst besiegen.
    »Ich bin einverstanden.«
    Mit Oliban gesalbt, wurde Isis in einem langen Kleid aus feinem Leinen und mit weißen Sandalen in einen großen Saal geführt, in dem zweiundvierzig Richter thronten, von denen jeder das Gesicht einer Gottheit trug.
    Zwei Verkörperungen Maats hatten den Vorsitz – eine weibliche und eine männliche.
    »Kennst du den Namen der Tür zu diesem Saal?«
    »Sie heißt ›Waage der Gerechtigkeit‹.«
    »Bist du in der Lage, dich von deinen Fehlern und Sünden zu trennen?«
    »Ich habe nichts Unrechtes begangen«, beteuerte Isis. »Ich kämpfe gegen isefet, ich dulde das Böse nicht, ich achte die Riten, ich entweihe nichts Heiliges, ich verrate kein Geheimnis, ich habe nicht getötet und lasse nicht töten, außerdem füge ich keinem Leid zu, habe noch nie ein Tier gequält, mich nie am Besitz oder den Opfergaben der Götter vergriffen, nicht mehr und auch nicht weniger als einen Scheffel gemessen und keine Waage gefälscht.«
    »Wir werden deine Aussagen überprüfen, indem wir dein Herz wiegen.«
    »Ich will nach Maats Gesetz leben. Herz meiner himmlischen Mutter, erhebe dich nicht gegen mich, sage nicht gegen mich aus!«
    Anubis mit dem Schakalkopf nahm Isis an der Hand und führte sie zu einer goldenen Waage. Die Waage wurde von einem Ungeheuer mit dem Maul eines Krokodils, der Brust eines Löwen und dem Hinterteil eines Nilpferds bewacht.
    »Dein Herz muss so leicht sein wie Maats Feder. Andernfalls verschlingt dich die Gefräßige, und die Reste deines Körpers werden der Erde zurückgegeben.«
    Anubis berührte das Brustbein der Priesterin und holte eine kleine Schale aus ihr, die er auf eine der beiden Waagschalen legte. Auf der anderen lag die Feder der Göttin. Isis schloss die Augen nicht.
    Wie auch immer das Urteil ausfallen mochte, sie wollte sehen, wie über ihr Schicksal entschieden wurde. Die beiden Schalen bewegten sich leicht auf und ab, um dann in vollkommenem Gleichgewicht zu verharren.
    »Richtig und gerecht ist Osiris-Isis«, erklärte ein Richter,
    »die Gefräßige wird dich verschonen.«
    In der Brust der Priesterin schlug unerschütterlich ein neues Herz, ein Geschenk der zweiundvierzig Gottheiten aus dem Saal der zwei Maat.
    »Nun kannst du eine weitere Tür durchschreiten«, sagte der Kahle.
    Isis folgte ihrem Führer.
    Am Eingang einer dämmrigen Kapelle entfernte der Priester einen roten Leinenstoff von einem Löwen aus Keramik.
    »Aus meiner Kehle

Weitere Kostenlose Bücher