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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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beiden überhaupt nicht auf. Vor der Auslage eines Birnenhändlers blieben sie dicht nebeneinander stehen und sprachen leise, ohne sich dabei anzusehen.
    »Stimmt es, dass Ihr vor einiger Zeit einen Schreiber aus Imau eingestellt habt, der etwa dreißig Jahre alt, unverheiratet und ziemlich groß ist, eher wenig Haare und eine Narbe auf dem linken Oberarm hat?«
    »Ja, das stimmt, aber… «
    »Das ist ein Sicherheitsbeamter«, erklärte ihm der Libanese.
    »Mein bester Spitzel hat ihn bei Sobek herauskommen sehen. Er hat mit größter Wahrscheinlichkeit von ihm den Auftrag erhalten, Euch auszuhorchen.«
    Medes lief es kalt über den Rücken. Ohne die Wachsamkeit seines Verbündeten hätte er einen folgenschweren Irrtum begangen.
    »Gergu wird ihn mir aus dem Weg schaffen«, sagte er nur.
    »Auf keinen Fall! Nachdem wir jetzt wissen, dass er ein Spitzel ist, müssen wir das ausnützen. Über ihn können wir Sobek in Sicherheit wiegen, was Euch angeht. Und ich hoffe, dieses Missgeschick lehrt Euch, in Zukunft noch vorsichtiger zu sein!«

    14

    Nur etwa ein Dutzend der erfahrensten Männer folgte Amu, und alle blickten so düster drein, als wollte sie ihr Anführer ins Verderben schicken.
    »Wohin gehen wir denn?«, fragte Iker.
    »Zum Propheten.«
    »Deine Krieger machen nicht gerade den Eindruck, als würde sie das freuen!«
    »Er ist unser schlimmster Feind und hat sich geschworen, uns zu vernichten.«
    »Warum stürzt Ihr euch dann freiwillig in die Höhle des Löwen?«
    »Ich muss ihn im Einzelkampf, Mann gegen Mann, besiegen. Der Sieger erhält den Stamm des Besiegten. Auf diese Weise vermeiden wir viele unnötige Tote.«
    »Haltet Ihr es denn für möglich, dass Ihr gewinnt?«
    »Es wird schwierig werden«, gab Amu zu, »sehr schwierig!
    Niemand hat den Propheten bisher besiegen können. Die einzig wirksame Waffe gegen ihn ist eine Finte. Aber da muss er dem Angreifer erst mal genug Zeit lassen, sie einzusetzen.«
    »Ist der Prophet denn ein Koloss?«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Entgegen seiner Gewohnheit marschierte Amu nicht in Deckung, und er machte Feuer, die weithin sichtbar waren. Damit kündigte er seine Gegenwart an und signalisierte dem Feind, dass er nicht angreifen, sondern palavern wollte. Am Morgen des vierten Tages knurrte Fang. Wenige Minuten später war der kleine Trupp von etwa sechzig mit Bögen und Spießen bewaffneten Kanaanitern umzingelt. Der Fleischerhund setzte sich vor Iker.
    Ein kleiner Mann mit eckigen Schultern trat vor.
    »Du bist mein Gefangener, Amu.«
    »Noch nicht.«
    »Glaubst du etwa, du kannst dich mit diesem Haufen von Feiglingen verteidigen?«
    »Dein Herr fürchtet uns. Oder warum sonst hat er uns noch nicht vernichtet? Er ist nur eine Larve, ein kleines Mädchen, er hat nichts im Kopf, und seine Arme sind wabbelig und kraftlos. Er soll kommen und sich vor mir auf den Boden werfen, hier an dieser Stelle, und zwar schon morgen. Ich werde auf ihn herunterspucken, und er wird mich um Gnade anflehen.«
    Der Offizier des Propheten kochte vor Wut. Am liebsten hätte er Amu die Zunge abgeschnitten, aber er musste sich an die Regeln der Herausforderung zum Kampf halten, den der Syrer hiermit angekündigt hatte. Sein Herr würde ihn jedenfalls mit dem größten Vergnügen in der Luft zerfetzen. Außer sich vor Empörung rannte der kleine Mann los, um den Propheten zu unterrichten.
    »Jetzt müssen wir uns nur noch vorbereiten«, sagte Amu.

    Mitten in der Nacht bekam Amu schreckliche
    Magenschmerzen. Von Krämpfen gepeinigt, lag er mit angezogenen Beinen auf der Seite und konnte sich nicht rühren.
    Einer seiner Krieger flößte ihm einen übel riechenden Trank ein, der aber keine Wirkung zeigte.
    Die Sache war ganz klar, das Stammesoberhaupt war nicht in der Lage, sich zu schlagen.
    »Wir sind verloren«, klagte der erfolglose Arzt. »Es gibt keinen Grund, der es einem erlaubt, von einer Herausforderung zum Zweikampf zurückzutreten. Wir müssen sofort die Flucht antreten.«
    »Diese Ungeheuer werden uns einholen und meinen Stamm niedermetzeln«, widersprach Amu, »wir müssen unser Glück versuchen, und sei es auch noch so klein.«
    »Du kannst dich ja nicht einmal auf den Beinen halten!«
    »Aber ich habe das Recht, einen Stellvertreter zu nennen. Einer von euch wird für mich kämpfen.«
    »Und wen nimmst du dafür?«
    »Iker.«
    Die Syrer waren entsetzt.
    »Der hält ihm keine zehn Sekunden stand!«
    »Ist er nicht der Schnellste von uns?«
    »Schon, aber hier geht es ja

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