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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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werden gut verdienen. Bei deinem Ruf wird es niemand wagen, uns zu belästigen. Und hin und wieder können wir uns einen kleinen Beutezug gönnen – zur Zerstreuung. Du hast eine strahlende Zukunft vor dir!«
    Amu kratzte sich am Ohr.
    »Nach dieser Heldentat muss ich dir wohl die Wahrheit sagen. Ich habe schon lange davon geträumt, dieses Ungeheuer zu beseitigen. Weil er für meinen Stamm eine große Bedrohung darstellte, habe ich mich trotz der damit verbundenen Gefahr entschlossen zu handeln. Und du hast mir Glück gebracht.«
    »Heißt das etwa… Soll das heißen, dieser Riese war gar nicht der Prophet?«, fragte Iker.
    »Ich weiß nicht, ob es dieses geheimnisvolle Wesen überhaupt gibt. Auf jeden Fall hält er sich nicht hier in der Gegend auf. Vergiss ihn einfach und genieße deinen Erfolg. Hier kannst du glücklich werden.«
    Iker war wie niedergeschmettert.

Er hatte also sein Leben für ein Trugbild aufs Spiel gesetzt und General Nesmontu eine falsche Nachricht hinterlassen. Und seine Zukunft? Seine Zukunft war weiter nichts als eine neue Gefangenschaft.

    15

    Für gewöhnlich verirrte sich die kleine Wüstenstreife nicht in diese verlassene Ecke von Kanaan. Aber ihr Anführer, ein leidenschaftlicher Jäger, war hinter einem Wildschwein her. Nachdem das Tier durch einen Tamariskenwald gelaufen war und ein Wadi durchquert hatte, hängte es seine Verfolger ab.
    »Wir sollten umkehren«, meinte einer der Wachleute, »die Gegend hier ist nicht sicher.«
    Dem konnte sein Herr nichts entgegensetzen. Angenommen sie träfen auf eine Bande von Sandläufern, die entschlossen waren, die Ägypter zu töten, wären sie ziemlich verloren.
    »In Ordnung, wir gehen nur noch bis zum Ende dieses kleinen Tals«, entschied er. »Aber haltet Augen und Ohren offen.«
    Keine Spur von dem Wildschwein.
    »Seht Euch das einmal an, Herr, das schaut ja seltsam aus.«
    Der Wachmann begutachtete einen Steinhaufen, der alles andere als natürlich aussah.
    »Auf dem Stein, der senkrecht in dem Haufen steckt, steht das Zeichen für Eule.«
    »Das ist der Buchstabe M«, erklärte ihr Anführer, »er bedeutet ›hier drin‹. Nehmt diese Steine weg.«
    Neugierig geworden, wühlte der Offizier selbst in der lockeren Erde und entdeckte ein Stück Rinde, in das Hieroglyphen geritzt waren.
    »Das ist merkwürdig«, wunderte er sich. »Man sieht, dass ein kundiger Schreiber diese Zeichen in die Rinde geritzt hat. Aber sie ergeben keinen Sinn.«
    »Vielleicht ist es eine dieser verschlüsselten Botschaften, nach denen wir suchen sollten?«

    Djehuti war ganz durchgefroren und wickelte sich noch enger in seinen weiten Mantel aus dickem Stoff, der ihn aber auch nicht richtig wärmte. Dabei war es in Dahschur angenehm warm, kein Lüftchen ging. Seltsamerweise erzeugte sein Rheumatismus keine Schmerzen mehr, nagte aber an dem bisschen Lebenskraft, die ihm noch geblieben war. Doch was spielte das schon für eine Rolle, schließlich war er maßgeblich am Bau der königlichen Pyramide beteiligt! Dank der großartigen Leistung und Begeisterung der Bauleute waren die Arbeiten schneller als geplant vonstatten gegangen. Auch der Große Schatzmeister Senânkh hatte mehrfach eingegriffen und alles besorgt, was die Handwerker brauchten. In seinem Tragesessel umrundete Djehuti die
    Umfassungsmauer mit ihren Eckpfeilern und Vorsprüngen, die jener von Pharao Djoser in Saqqara nachempfunden war. Die bauliche Anlage trug den Namen kebehut, was »kühles himmlisches Wasser« bedeutet, aus dem sich die Pyramide wie hotep, die »Fülle«, erhebt. So stellt sie den Mythos dar, der besagt, dass alles Leben aus dem Urmeer geboren wird und sich in Form einer Insel zeigt, auf der der erste Tempel aus dem Urstein erbaut worden war.
    »Du kannst stolz auf deine Arbeit sein«, sagte eine ernste Stimme.
    »Majestät! Ich hatte Euch noch gar nicht erwartet…«
    »Beruhige dich, Djehuti. Indem du dich genau an die Vorgaben gehalten hast, hast du Kraftlinien gezogen, durch die dieses Gebäude ka ausstrahlen kann. So wird der Sieg von Maat über isefet offenbar.«
    Die Oberfläche der Pyramide war mit strahlend weißem poliertem Kalkstein aus Tura verkleidet, der die Sonnenstrahlen widerspiegelte. Die Lichtdreiecke erhellten Himmel und Erde.
    In Begleitung von Djehuti vollzog der König die Öffnung von Mund, Augen und Ohren des Tempels. Hier sollte bis in alle Ewigkeit das Ritual der Wiedergeburt der königlichen Seele gefeiert werden. Kolossale Standbilder stellten den

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