Der Weg des Feuers
Haufen Schreihälse. Sie sind geradewegs in ihr Verderben gerannt, ohne es überhaupt zu merken.«
»Wer hat sie befehligt?«
»Niemand. Diese Meute war unfähig, einen klugen Angriff zu machen und konnte sich nicht einmal zurückziehen. Das Ganze kann man eigentlich gar nicht Schlacht nennen, es war eher eine Hinrichtung.«
»Hattest du das nicht so vorhergesehen, Nesmontu?«
»Bei den Kanaanitern sind Lüge und Verrat an der Tagesordnung, da habe ich meine Vorkehrungen getroffen. Aber dass wir so leichtes Spiel haben würden, hätte ich nicht gedacht.«
»Und was glaubst du nun wirklich?«
»Ich glaube, dass jemand diese Schwachköpfe mit voller Absicht in dieses Gemetzel geschickt hat. Man wollte uns weismachen, dass die Kanaaniter eine Befreiungsarmee aufgestellt haben und eine echte Gefahr bedeuten.«
»Hast du nicht selbst alles unternommen, um sie aus ihrem Versteck zu holen und nach Sichern zu locken?«, fragte der Pharao.
»Doch, Majestät, und das war auch gut so. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass ich selbst hereingelegt worden bin.«
»Ich dachte, du hättest den Aufstand niedergeschlagen?«
»Vordergründig betrachtet, ja. Aber in Wahrheit treibt man ein falsches Spiel mit uns.«
»Meinst du, die Kanaaniter stellen eine neue Armee auf?«
»Vielleicht, wenn sie sich mit den Syrern verbünden, aber an diese Heirat glaube ich eigentlich nicht.«
»Das hieße also, dass wir ein starkes Truppenaufgebot in Kanaan behalten müssen?«
»Das ist die entscheidende Frage! Entweder war dieser lächerliche Sturm dazu gedacht, die Unfähigkeit der Widerständler zu beweisen, damit wir uns sicher fühlen und dann unvorbereitet angegriffen werden können; oder aber wir bleiben misstrauisch und bewachen die Gegend weiter. Wird man uns nicht in jedem Fall an einem anderen Ort einen entscheidenden Schlag versetzen?«
»Hast du noch etwas von Iker gehört?«
»Nein, Majestät. Und im Gegensatz zu Sobek glaube ich auch nicht, dass seine Botschaft wertvolle Hinweise enthält. Sie ist viel zu ungenau, als dass ich dafür das Leben meiner Soldaten aufs Spiel setzen und sie in diese gefährliche Gegend schicken dürfte, auch wenn sie noch so erfahren sind. Solange uns der Königliche Sohn nicht mit weiteren Einzelheiten über das Versteck des Propheten versorgt, rühren wir uns nicht von der Stelle.«
Sobek frohlockte: »Habe ich es nicht gleich gesagt, Majestät?
Ikers Botschaft hatte nur das eine Ziel – uns in die Irre zu leiten! Er wollte erreichen, dass wir unsere Truppen verteilen, damit die Stämme der Kanaaniter das dann verteidigungslose Sichern angreifen könnten. Glücklicherweise ist General Nesmontu nicht darauf hereingefallen.«
»Ich sehe die Sache ganz anders«, widersprach ihm Sekari.
»Man hat Iker dazu gebraucht, uns falsche Botschaften zukommen zu lassen. Sobald der Königliche Sohn diesen Betrug entdeckt hatte, ist er geflohen und versucht nun, zu uns zu gelangen und uns die Wahrheit mitzuteilen.«
»Ob Iker tot ist oder uns verraten hat«, beharrte Sobek,
»Sekaris freundschaftliche Gefühle ihm gegenüber machen es unmöglich, dass er klar denkt.«
»Ich habe schon viele Gefahren erlebt und mich noch nie von Gefühlen beirren lassen. Ich kenne Iker sehr gut. Und eins ist sicher: Verräter, die zum Hof in Memphis gehören, haben ihn an den Feind verkauft. Aber er kommt zurück.«
»In dem Fall bringe ich ihn höchstpersönlich ins Gefängnis!«, versprach Sobek.
»Warum hasst du ihn nur so?«, fragte Sekari.
»Das ist kein Hass, sondern Scharfblick. Iker selbst ist der Verräter. Auch wenn ich die meisten Würdenträger am Hof nicht leiden kann, haben die Untersuchungen doch nichts gegen sie ergeben. Lauter Schmeichler und Feiglinge, von denen keiner zu irgendeiner gefährlichen Unternehmung in der Lage ist! Aber Iker wollte den Pharao töten.«
»Hat er denn nicht seine Unschuld bewiesen?«
»Im Gegenteil, er hat sich seinen Verbündeten angeschlossen und bekämpft uns jetzt von außen! Sollte er nach Memphis zurückkehren, wird er erneut versuchen, Sesostris zu ermorden. Aber das wird diesem Kriecher nicht gelingen, weil ich ihn zerquetschen werde.«
»Die Zukunft wird zeigen, dass du Unrecht hast, Sobek.«
»Nein, Sekari, du bist es, der sich täuscht.« Der Pharao schwieg.
Und jeder der beiden Widersacher deutete dieses Schweigen als Zustimmung für sich.
Endlich tat sich etwas!
Beinahe hätte Sekari schon aufgegeben, an einen von Sobeks engsten Sicherheitsleuten
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