Der Weg des Feuers
Angriff!«, brüllte Ibcha und wollte nicht wahrhaben, dass ihm ein Spieß die Wade durchbohrt hatte.
Die Auseinandersetzung war kurz und heftig. Die Bogenschützen hörten nicht auf zu schießen und verringerten so die Anzahl der Gegner. Und die Mauer aus Lanzen ließ
keinen Flüchtigen durch.
»Mich dürft ihr nicht töten!«, schrie Dewa voller Angst. »Ich bin doch euer Verbündeter. Mir verdankt ihr euren Sieg!«
General Nesmontu hatte es nicht für angebracht gehalten, Dewa seine Vorgehensweise anzuvertrauen. Eigentlich wollte der kleine Dicke mit dem roten Bart entwischen und den Lohn für seinen Verrat abholen. Doch die Wendung, die der Kampf nahm, wurde ihm zum Verhängnis.
Von Pfeilen durchbohrt und sterbend, hatte Ibcha gerade noch die Kraft, dem Verräter Dewa seinen Dolch in den Rücken zu stoßen.
Dann herrschte Stille, nur kurz unterbrochen von dem irren Lauf eines Überlebenden, dem ein Pfeil sehr schnell ein Ende setzte.
Sogar die Ägypter selbst waren erstaunt, wie leicht und schnell sie gesiegt hatten.
»Es lebe Nesmontu!«, rief ein Fußsoldat, und alle stimmten ein.
Der General seinerseits beglückwünschte seine Männer zu ihrer kaltblütigen Härte.
»Was wird aus den Verletzten?«, wollte sein Adjutant wissen.
»Sie sollen versorgt und später verhört werden.«
Ein Stammesoberhaupt hatte Dreizehn gerettet, indem er sich auf den Jungen geworfen hatte. Aber Dreizehn konnte unmöglich aufstehen, ohne sofort getötet zu werden. Aus den Augenwinkeln sah der Junge, dass die Hauptstraße von Sichern mit toten Kanaanitern übersät war. Am meisten litt er aber darunter, dass er seinen Auftrag nicht erfüllen konnte und den Propheten enttäuschen musste.
Doch dann gab ihm das Schicksal einen Wink!
Mehrere ägyptische Offiziere kamen auf ihn zu, an ihrer Spitze General Nesmontu.
Der General befahl, dass die Leichname verbrannt und die ganze Stadt ausgeräuchert werden sollte.
Jetzt waren sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, und der feindliche Oberbefehlshaber kam gleich in seine Reichweite. Dann würde sein Sieg verheerend enden, und das Opfer der Kanaaniter wäre nicht umsonst gewesen. Dreizehn umklammerte den Dolch, den er gleich mit aller Kraft in die Brust des Generals bohren würde.
Als ein Fußsoldat den Leichnam seines Lebensretters zur Seite schob, fuhr Dreizehn wie eine Schlange hoch und stach zu.
Im selben Augenblick zerriss ihm ein furchtbarer Schmerz den Rücken.
Obwohl ihm alles vor den Augen verschwamm, konnte er doch noch Nesmontu erkennen.
»Ich… Ich habe mich gerächt und dich getötet!«
»Nein«, erwiderte der General, »du bist es, der stirbt.«
Ein Schwall Blut kam aus Dreizehns Mund, und seine Augen brachen.
Nesmontus Begleiter hatte ihm das Leben gerettet, indem er ihm mit seinem Körper Deckung gegeben hatte. Der Dolch des Jungen hatte seinen Oberarm getroffen, ein Lanzenwerfer hatte den Aufständischen getötet.
»Ich hab mir doch gedacht, dass sich da unten etwas rührt«, sagte der Offizier nur.
»Du bekommst eine Belohnung und eine Beförderung«, erklärte der General, »aber dieser arme Junge bekommt nichts.«
»Der arme Junge? Er war ein Wahnsinniger!«, erinnerte ihn der Offizier, der bereits von einem Militärarzt versorgt wurde.
»Wir trafen hier auf eine Schattenarmee, die ein Kind in ihre Reihen aufnimmt und ihm kein anderes Ziel aufzeigt als zu töten.«
Der Prophet, der in Begleitung von Bina und Shab dem Krummen nach Memphis gekommen war, blieb plötzlich stehen. Seine Augen funkelten tiefrot.
»Soeben wurde das Heer der Kanaaniter vernichtet«, erklärte er, »und die Strafmaßnahmen werden schrecklich sein. Jetzt weiß Sesostris, dass sein Feind in der Lage ist, sich zu verbünden. Der nächste mögliche Aufstand könnte also bereits größer sein. Deshalb muss er nun so viele Kräfte wie möglich im syrischen Palästina zusammenziehen. Dann haben wir hier freie Hand und treffen mitten ins Herz der Zwei Länder.«
»War Dreizehn erfolgreich?«, fragte Bina mit einem seltsamen Ton in der Stimme.
»Er hat mir Gehorsam geleistet, aber ich kann nicht erkennen, wozu seine Tat geführt hat. Sollte Nesmontu getötet worden sein, wäre die Kampfkraft der Armee schwer beschädigt. Ibcha ist jedenfalls tot – er wird dich nicht mehr belästigen.«
Schiefmaul und seine Leute mischten sich unter die Kaufleute und gelangten auf anderen Wegen in die Stadt. Alle kamen ohne Schwierigkeiten an den Wachposten vorbei, weil diese vor
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