Der Weg des Feuers
Bräutigam so lange?«
Er wollte zu dem Zelt, aber der Hund knurrte und fletschte die Zähne.
»Wach auf, Iker!«, rief Amu und war plötzlich von Neugierigen umringt.
Keine Antwort.
»Vertreibt den Hund mit euren Spießen«, befahl er seinen Leuten.
Das war einfacher gesagt als getan, aber schließlich brachten die Waffen den Hund dazu, sich zu entfernen.
Amu ging in das Zelt und kam sofort wieder heraus. Fang hatte sich auf einmal beruhigt.
»Iker ist weg«, erklärte Amu.
»Wir verfolgen ihn und holen ihn zurück!«, rief einer aufgeregt.
»Nein, das hat keinen Sinn. Früher oder später würde er nur wieder weglaufen. Ich hatte ganz vergessen, dass ein Ägypter nicht fern von seinem Land leben kann. Aber Iker wird es nie Wiedersehen. Der Weg dorthin ist zu weit und voller Gefahren.«
18
Isis verließ gerade die Bibliothek vom Haus des Lebens in Abydos, als ihr ein Priester einen Brief mit dem königlichen Siegel überreichte.
Aus Angst, er könne eine schreckliche Nachricht enthalten, begab sie sich in Sesostris’ Tempel, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Inmitten der auf die Wände gemalten Gottheiten und Hieroglyphentexte, die ein unvergängliches Ritual feierten, durchlebte sie noch einmal die verschiedenen Stufen ihrer Initiation. Trotzdem gelang es ihr nicht, Iker zu vergessen. Niemals hätte sie gedacht, dass sie die Abwesenheit eines Menschen so aufwühlen könnte, von dem sie nicht einmal wusste, ob sie ihn wirklich liebte.
Hätte sie genug Mut, ihren Kampf gegen das Unglück fortzusetzen, wenn ihr dieser Brief seinen Tod mitteilen sollte?
Als sie das Heiligtum verließ, grüßte sie, die sonst immer ein Lächeln fand, die zeitweiligen Priester kaum, die ihr begegneten und mit dem Spruch »dein ka sei beschützt« einen guten Tag wünschten.
Sie zog sich in ein Gärtchen vor einem kleinen Grabmal zurück. Hier ruhten mehrere Stelen, die es ihren Spendern auf magische Weise erlaubten, an den Mysterien des Osiris teilzunehmen. Zitternd brach sie das Siegel und entrollte den Papyrus.
Sesostris berichtete ihr in dem Brief von der verschlüsselten Botschaft, die Iker unterzeichnet hatte.
Iker lebte…
Isis drückte den Brief an ihre Brust. Also hatte sie ihr Gefühl doch nicht getäuscht.
Aber wo war er jetzt, welchen Gefahren war er ausgesetzt?
Dass er bisher überlebt hatte, bestätigte die erstaunliche Anpassungsfähigkeit des jungen Mannes und sein großes Geschick, Gefahren zu umgehen. Doch wie lange würden ihn wohl noch Glück und Zauberkraft beschützen?
Mit einem farbigen Lendenschurz, schwarzen Sandalen und dem Schwert in der Hand gab General Ibcha eine stolze Figur ab. Um ihn herum standen die Stammesoberhäupter und betrachteten gierig ihre zukünftige Beute: die Stadt Sichern, bald schon Hauptstadt des befreiten Kanaan!
Insgeheim dachte jeder von ihnen, dass er die Macht an sich reißen und seine jetzigen Verbündeten töten wollte. Vorher mussten aber erst einmal ein überwältigender Sieg eingefahren und so viele Ägypter wie möglich niedergemetzelt werden.
»Wie konnten sie nur diesen schweren Fehler begehen und sich in der Stadt verschanzen?«, sagte Ibcha. »Nesmontu ist wirklich zu alt für einen Oberbefehlshaber. Beginnen wir mit einem Sturmangriff im unbefestigten Süden der Stadt. Und nicht vergessen: Ihr macht keine Gefangenen.«
Mit lautem Kriegsgeheul stürzte die Meute los.
»Sie kommen!«, meldete der Adjutant.
»Nur aus dem Süden?«, fragte Nesmontu.
»Nur aus dem Süden.«
»Der erste Fehler. Haben sie eine Nachhut?«
»Nein, General.«
»Der zweite Fehler. Wo sind die Stammesoberhäupter?«
»Alle zusammen an der Spitze.«
»Der dritte Fehler. Sind alle unsere Männer auf ihren Posten?«
»Ja, General.«
»Das könnte ein schöner Tag werden«, meinte Nesmontu. Ibcha hatte mit erbittertem Widerstand gerechnet, doch ihr Haufen traf auf kein Hindernis.
Die Kanaaniter stürzten in die Straßen und Gassen und suchten vergebens nach dem Feind, dem sie den Garaus machen wollten. Und als sie sich gerade ein wenig verschnauften, tauchten mit einem Mal Hunderte von ägyptischen Bogenschützen auf den Terrassen und Dächern der Häuser auf.
Da sie ihr Ziel so nah vor Augen hatten, töteten sie mit geübter Hand innerhalb weniger Augenblicke beinahe die Hälfte der Kanaaniter.
Kopflos vor Angst und Schrecken, versuchten die Überlebenden, aus der Falle zu entkommen.
Zwei Regimenter mit Lanzen bewaffneter Ägypter versperrten ihnen den Weg.
»Zum
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