Der Weg des Feuers
Kunstwerk zu vollbringen.
»Ihr seid wirklich ein Meister Eures Fachs«, fand Sekari. »Du siehst großartig aus. Jetzt bist du noch viel verführerischer als vor deiner Abreise nach Kanaan.«
Der Künstler freute sich über das Lob.
»Schönheit allein genügt aber nicht«, mahnte Sehotep. »Er muss auch wieder gesund werden. Nach dieser langen, anstrengenden Reise möchte ich dich auch noch den erfahrenen Händen meines Masseurs anvertrauen.«
Der Masseur verteilte auf Ikers Rücken, Armen und Beinen eine wertvolle Salbe aus gemahlenem Koriander, Bohnen-und Weizenmehl, Meersalz, Ocker und Terpentinharz. Dann bearbeitete er ausführlich jede einzelne Muskelfaser, um den schwer geprüften Körper wieder in Form zu bringen. Nach einer Stunde fühlte sich der Schreiber wie neu geboren, die Schmerzen und Verkrampfungen waren verschwunden.
»Jetzt müssen wir dich nur noch deinem Rang entsprechend einkleiden«, entschied Sehotep und reichte dem Königlichen Sohn einen Schurz, einen Umhang und Sandalen.
Wie sollten sich die Palastwachen nun verhalten, die Sobek sehr sorgfältig ausgewählt hatte? Natürlich bekämen sie die allergrößten Schwierigkeiten, wenn sie Sehotep den Zutritt zum Palast verweigern würden. Der Königliche Sohn aber, wenn er es überhaupt wirklich war, hatte keine Genehmigung, den Sicherheitsbereich zu betreten.
»Holt euren Herrn«, verlangte der Träger des Königlichen Siegels.
Sobek der Beschützer ließ nicht lange auf sich warten.
»Ich nehme an, jetzt erkennst du Iker wieder?«, fragte Sehotep spöttisch. »Ähnelt er nicht ein wenig dem verdächtigen Kanaaniter, den du ins Gefängnis hast werfen lassen?«
»Dieser Verbrecher hat nur eins im Sinn: Er will Pharao Sesostris töten. Wenn du seinen Lügen Glauben schenkst, bringst du das Leben des Königs in Gefahr.«
Nun wandte sich Iker an den Herrn über die
Sicherheitskräfte.
»Du irrst dich, Sobek. Im Namen des Pharaos, ich schwöre, dass du dich täuschst. Und ich muss ihm unbedingt berichten, was ich in Kanaan herausgefunden habe. Triff von mir aus alle Vorsichtsmaßnahmen, die du für erforderlich hältst, aber denke dabei vor allem an Ägypten.«
Ikers Entschlossenheit ließ Sobek nicht unbeeindruckt.
»Folge mir.«
»Wir kommen mit«, erklärte Sehotep. »Schließlich könntest du versucht sein, ihn unterwegs in irgendeiner Zelle zu vergessen.«
Sobek zuckte nur mit den Schultern.
»Der Träger des Königlichen Siegels hat Recht«, fand auch Sekari, »im Falle von Voreingenommenheit kann man gar nicht vorsichtig genug sein.«
Am Eingang zu den königlichen Gemächern trafen sie auf General Nesmontu.
»Seine Majestät empfängt Iker, wenn er gereinigt wurde.«
Man brachte den Königlichen Sohn in den Ptah-Tempel. Ein Priester entkleidete ihn, wusch ihm Hände und Füße und führte ihn in eine Kapelle, die von einer einzigen Lampe erhellt wurde.
Senânkh und Sehotep nahmen rechts und links neben dem jungen Mann Platz.
Ihm gegenüber stand Chnum-Hotep, der Wesir.
»Möge ihn das Wasser des Lebens reinigen«, sagte er, »seine Kräfte sammeln und das Herz dieses von Maat geschätzten Wesens erfrischen.«
Die beiden Ritualisten hielten eine Schale über Ikers Kopf, aus der sich Licht ergoss und den Körper des jungen Mannes umhüllte.
Iker dachte an das Ritual, das er im Grabmal von Djehuti mitgefeiert hatte, und an die Worte von General Sepi: »Du wolltest den Goldenen Kreis von Abydos kennen lernen, jetzt kannst du sehen, wie er wirkt.«
Heute nun kam der Königliche Sohn in den Genuss dieses ungeheuren Vorrechts und befand sich an Djehutis Stelle!
Würde ihm der Goldene Kreis seine Pforten öffnen? Der Schreiber versuchte, diese Frage für den Augenblick zu vergessen, und genoss ein Bad aus sanften und zugleich belebenden Wellen.
General Nesmontu gab dem Königlichen Sohn das Messer mit dem Schutzgeist zurück.
»Ich wusste, dass du wiederkommen würdest. Trenne dich nie wieder von dieser Waffe.«
Chnum-Hotep legte Iker eine feine Goldkette mit einem Amulett um den Hals, das das Zepter der »Macht« darstellte.
»Möge dich sein Zauber beschützen und dir den Mut der Gerechten verleihen.«
Mit einem Lächeln kam nun auch Sekari auf ihn zu.
»Hier ist dein Schreibwerkzeug, mein Freund. Es fehlt nicht ein Pinsel.«
Iker genoss diese kleinen Freuden und mehr noch das Vertrauen, das man ihm schenkte. Aber wie hätte er glücklich sein können, nachdem Sekari ihm von den schrecklichen Ereignissen
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