Der Weg des Feuers
sich.«
»Aus welchem Grund?«
»Die Herkunft dieses Gefangenen müsse geheim bleiben.«
»Könntest du dich vielleicht etwas deutlicher ausdrücken, Sekari?«
»Das mache ich, sobald ich den Gefangenen befragt habe.«
»Bei deinem Starrsinn gibst du ja doch nicht auf, ehe du die Erlaubnis von mir hast.«
»Das stimmt.«
Mit dem kostbaren Schriftstück in der Hand lief Sekari zu dem Gefängnis, vor dem sich Nordwind hingelegt hatte. Kein Mensch hätte ihn dort fortbewegen können. Und wenn er sich so benahm, konnte Iker nicht weit sein.
Die Mitglieder des Königlichen Rates hatten Sobek aufmerksam zugehört, der in seinem Bericht keine Einzelheit der schrecklichen Ereignisse ausgelassen hatte. Dank Sehoteps Bauleuten konnten die Schäden an den Gebäuden schnell behoben werden, nicht aber die Verletzungen der Menschen. Angesichts der stattlichen Zahl von Sicherheitskräften und Soldaten, die in der ganzen Stadt verteilt waren, nahm die Furcht vor neuen Anschlägen allmählich wieder ab, umso mehr auch, als Hunderte von Schreibern alle Waren prüften, ehe sie für die Stadtbewohner als unbedenklich freigegeben wurden.
»Inzwischen wissen wir, wie die Widerständischen vorgegangen sind«, erläuterte Sobek. »Sie töteten mehrere Lieferanten und gaben sich als ihre Stellvertreter aus. So hatten die Kunden keinen Grund, misstrauisch zu sein.«
»Ladanum ist aber keine gewöhnliche Ware«, wandte Senânkh ein.
»Richtig, auch ich hatte gehofft, darüber auf die Fährte der Verantwortlichen zu stoßen! Aber die Frachtscheine waren gefälscht. Weil die Ärzte auf dem üblichen Weg die gewohnten Mittel erhielten, haben sie auch keinen Verdacht geschöpft.«
»Was ist mit den Schwangerschaftsfläschchen?«, fragte der Wesir.
»Sie wurden unrechtmäßig und heimlich eingeführt. Deshalb konnten sich auch nur reiche Familien diese vermeintlichen Kostbarkeiten leisten. Dank verschiedener Zeugenaussagen konnte ich zwar das Lager des Verkäufers ausfindig machen, aber leider war er bereits verschwunden, und niemand konnte mir brauchbare Hinweise über ihn geben, außer dass er wohl aus Asien stammt.«
»Lassen wir doch diese Kleinigkeiten«, empfahl Nesmontu.
»Tatsache ist, dass der Prophet der wahre Urheber dieser abscheulichen Verbrechen ist. Gleichgültig wie schwierig das auch immer sein mag – wir müssen ihn aus seinem Versteck holen. Sobek und seine Leute sollen sich um die Sicherheit von Memphis kümmern. Die Armee und ich machen uns noch einmal auf die Jagd nach diesem Ungeheuer.«
»Hat dieses Vorhaben denn auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg?«, fragte Senânkh besorgt.
»Wenn wir schnell und hart zuschlagen, ja. Im Hinblick auf das schwierige Gelände brauche ich meine gesamten Truppen.«
»General Nesmontu soll Überlegungen für einen Angriff auf das syrische Palästina anstellen«, befahl der Pharao.
Als Nordwind Sekari erkannte, stand er auf und ließ sich von ihm streicheln.
»Du scheinst mir aber in bester Verfassung zu sein! Abydos bekommt dir wohl sehr, und Isis versorgt dich bestimmt gut.«
Der Esel ließ den Blick nicht von dem Gefängnis.
»Ist Iker da drin eingesperrt?«
Der Esel stellte sein rechtes Ohr auf.
»Sollen wir ihn herausholen?«
Die großen braunen Augen des Vierbeiners strahlten hoffnungsvoll.
Der Dienst habende Wachmann kam auf Sekari zu.
»Ich kenne dich nicht. Was willst du hier?«
»Ich will den Verbrecher aus Kanaan verhören.«
»Mit welchem Recht?«
»Die Genehmigung von Wesir Chnum-Hotep sollte dir wohl reichen.«
Die wichtigste Aufgabe eines guten Gefängniswärters bestand darin, jedem Ärger aus dem Weg zu gehen. Sobek, sein Vorgesetzter, hatte ihm zwar strenge Anweisungen erteilt, niemanden zu dem Gefangenen zu lassen, aber wer stellte schon einen Befehl des Wesirs in Frage?
»Ich hoffe, es dauert nicht allzu lange!«
»Ganz bestimmt nicht.«
»Also gut, beeil dich aber.«
Die Zellentür wurde geöffnet.
Da Iker keine andere Fluchtmöglichkeit sah, als seinen Wärter zu töten, stürzte er sich jetzt auf ihn. Sekari war auf diese Art von Angriff vorbereitet und wehrte den Angreifer ab, der sich davon aber nicht entmutigen ließ. Ineinander verschlungen, rollten sie über den Boden.
»Ich bin’s, Sekari!«
Der Königliche Sohn ließ von ihm ab und sah seinen Gegner an.
»Du… Du bist es ja wirklich!«
Sekari rappelte sich hoch.
»Ich habe mich nicht besonders verändert, aber du… Es dürfte ziemlich mühsam werden, dir wieder zu
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