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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hindern konnte, Maats Gesetz einzuhalten.
    Als der Königliche Sohn gerade noch einmal Nesmontus Plan durchsah, den dieser noch am selben Abend dem König vorlegen wollte, unterbrach ihn Sobek.
    »Seine Majestät will dich unverzüglich sehen.«

    Unter dem Schutz von Sobeks besten Sicherheitsleuten verließ
    Sesostris die Hauptstadt. Iker folgte ihnen bis zu einem Kanal, an dem sie ein Boot Richtung Süden bestiegen.
    Diesmal gestattete sich der Königliche Sohn nicht, den in Gedanken versunkenen König zu stören.
    Die Stimmung war bedrückend.
    Als Iker dann aber die Silhouette der Pyramiden von Dahschur sah, empfand er auf einmal heitere Gelassenheit. Die Bauwerke von Pharao Snofru schienen fest verwurzelt in der Unendlichkeit der Wüste und unzerstörbar. Sesostris’
    Pyramide war zwar kleiner, wirkte aber genauso erhaben. Priester und Soldaten, die für die Sicherheit zu sorgen hatten, versammelten sich, um den Pharao gebührend zu empfangen. Iker hielt sich einige Schritte hinter dem Hünen. Gesenkten Hauptes trat ein Ritualist vor den König.
    »Wann ist Djehuti gestorben?«, fragte Sesostris.
    »Gestern, bei Tagesanbruch. Sobald sein Tod feststand, haben wir Euch benachrichtigt. Gestern war ein großer Tag für uns, Majestät, weil Djehuti die Arbeiten für abgeschlossen erklärt hat. Die Bildhauer hatten gerade das letzte Relief vollendet, auf dem Atum dargestellt ist, der Ursprung der Schöpfung. Er wollte Euch bitten, die Bauwerke zu beleben und ihnen ihre ganze Macht zu verleihen.«
    Der Pharao und Iker begaben sich zur Dienstwohnung des Stadtvorstehers von Dahschur, dessen Leichnam auf einem Bett mit Stierfüßen ruhte. Der Verstorbene war in seinen großen Mantel gehüllt und machte einen friedlichen Eindruck.
    »Ich habe bis zum Schluss bei ihm gewacht«, sagte der Ritualist. »Sein letzter Gedanke galt dem Pharao – er wollte Euch so gerne seine Dankbarkeit ausdrücken, weil ihm seine Aufgabe als Baumeister das Alter verklärt hatte. Djehuti wusste, dass das Strahlen von Dahschur Osiris dienen würde.
    ›Jetzt werde ich nie mehr frieren müssen‹, waren seine letzten Worte.«
    Der Priester zog sich zurück und ließ den König und seinen Sohn mit dem Verstorbenen allein.
    »Die Stunde des Gerichts kommt«, erklärte der Pharao. »An uns ist es, das Urteil zu fällen. Was wünschst du diesem Reisenden ins Jenseits, Iker?«
    »Er soll die Schatten des Todes hinter sich bringen und im Licht von Osiris auferstehen. Djehuti war ein gerechter und guter Mensch. Ich danke ihm für seine Unterstützung und habe ihm nichts vorzuwerfen.«
    Als der König nicht gleich das Wort ergriff, befürchtete Iker, er könnte es dem früheren Fürsten des Hasengaus übel nehmen, dass er sich eine Zeit lang gegen ein Bündnis mit der Krone gewehrt hatte.
    »Priester von Thot und Diener von Maat, eingeweiht in den Goldenen Kreis von Abydos – Djehuti hat die Mysterien des Osiris erlebt. Möge er in Frieden dahingehen.«
    Dann befahl der Pharao den Fachleuten, seinen Bruder im Geiste zu mumifizieren und seine ewige Ruhestätte vorzubereiten.
    Iker litt schwer unter diesem Verlust. Djehuti hatte ihn im Hasengau freundlich aufgenommen. Er hatte es ihm ermöglicht, den Beruf des Schreibers zu erlernen und die Geheimnisse der heiligen Schriften zu entziffern. Sein damaliger Lehrmeister, General Sepi, war ebenfalls nicht mehr am Leben. Dank dieser beiden weisen Männer war er für seine Zukunft zuversichtlich geworden, während er sich bis dahin nur vorsichtig tastend vorwärts bewegt hatte.
    Vor der Pyramide des Königs, deren strahlendes Weiß ein Licht schuf, das die Akazie von Osiris beschützen würde, stellten sich nun Sesostris und sein Sohn die gleiche Frage: Wie, wann und wo würde der Prophet abermals zuschlagen?

    25

    Der steinerne Bauch des Nils war eine gottverlassene Gegend. Gewaltige schwarze Felsblöcke türmten sich auf, kleine Inseln waren dem Nilwasser im Weg, und sein zweiter Katarakt bot einen trostlosen Anblick von Granit und Basalt – eine Landschaft, die jeder Form von Leben feindlich gesinnt war. Wilde Stromschnellen versuchten, diese Hindernisse zu bezwingen, und erzeugten dabei ständig tosende Strudel. Der heftige Kampf zwischen Wasser und Stein kam nie zur Ruhe.
    Ein Felsen überragte dieses Furcht erregende Durcheinander entfesselter Naturgewalten.
    Auf diesem Felsen befanden sich der Prophet, Bina, Shab der Krumme und Schiefmaul.
    Nach einer langen, mühsamen Reise durch die Wüste waren sie

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