Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
erledigt.«
» Die Wahrheit pflegt früher oder später an die Oberfläche zu dringen. Er wird herausfinden, was du getan hast, und du wirst ihn verlieren. Der Mann lebt, um die Menschen zu beschützen, die er liebt, und das hast du auf den Kopf gestellt. Er ist gar nicht fähig, dir das zu verzeihen. Du wirst ihn verlieren, Mo.«
» Verloren ist besser als tot«, erwiderte ich und ignorierte den eisigen Klumpen Furcht, der sich in meiner Brust einnistete.
Kapitel 48
Die Tür zu Colins Werkstatt war eingeschlagen, das Schloss aus dem Türrahmen gerissen, also war es leicht, hineinzukommen, aber für den Fall, dass er und Lena sich gegen ungebetene Besucher gewappnet hatten, klopfte ich an die Wohnungstür. » Ich bin’s.«
Ich hörte das Scharren des Bolzens, und Lena öffnete die Tür einen Spaltbreit. » Alles in Ordnung mit dir?«
» Mir ist kalt. Lass mich rein.«
Sie trat zurück, und ich ging geradewegs zu Colin, der sich ein Handtuch voller Eiswürfel an den Wangenknochen hielt. Ein Schmetterlingspflaster hielt die Platzwunde über seinem Auge zusammen, und auf dem Tisch stand ein Glas, das kräftig nach Jameson roch.
» Ich glaube, sie haben dir die Nase gebrochen«, sagte ich.
Er betastete sie behutsam. » Wäre ja nicht das erste Mal. Was ist passiert?«
Bevor ich antworten konnte, stand Lena auf und trat von einem Fuß auf den anderen. » Ich mache jetzt, dass ich wegkomme. Wir sehen uns morgen. Colin …« Ihr versagte die Stimme, und sie lief ein bisschen grün an. » Das machen wir nie wieder, oder?«
» Lena …« Mir fehlten die Worte, um ihr zu danken, und sie kam zu mir, um mich schnell zu umarmen.
» Morgen schüttest du mir aber gefälligst dein Herz aus«, sagte sie und ging.
Ich wandte mich wieder Colin zu. » Brauchst du irgendetwas?«
» Nun erzähl schon.«
Ich steckte die Decke um ihn fest. » Wir haben geredet. Es war ein beinahe zivilisiertes Gespräch.«
» Und?« Das Sprechen tat ihm weh, das sah ich an der Art, wie er sich vor jedem Satz anspannte, und hörte es auch an seiner Heiserkeit.
» Die gute Nachricht ist, dass keine ungebetenen Gäste mehr bei dir auftauchen werden.« Bevor er fragen konnte, warum, sprach ich rasch weiter: » Die schlechte ist, dass du immer noch für Billy arbeitest.«
Es war nicht vollkommen schlecht, wie ich mir sagte. Tess brauchte ärztliche Hilfe, und Colin hätte den Rest seines Lebens von Ramen-Nudeln leben müssen, wenn er die Kosten dafür hätte tragen müssen, aber seine Bindung an Billy war nicht rein finanziell. Ganz gleich, wie abscheulich mein Onkel mir vorkam, er hatte Colin und Tess immerhin gerettet, als der Rest der Welt sie ignoriert hatte. Das würde Colin ihm nicht vergessen.
» Wie?«
Da wurde es nun schwierig. Billy hatte recht – wenn Colin herausfand, dass ich sein Leben mit meinem erkauft hatte, würde er mir nie verzeihen. Er musste glauben, dass ich einen anderen Weg gefunden hatte, meinen Onkel zu überzeugen. Also hockte ich mich auf die Sofakante, sah ihm in die Augen, die so dunkel und aufgewühlt waren wie der Michigansee im Winter, und belog ohne einen Funken Reue den Mann, den ich liebte. » Ich habe ihm gedroht, meiner Mutter alles über den Brand zu erzählen. Sie hat im Laufe der Jahre vieles für Billy aufgegeben, aber jedem wird es irgendwann zu viel. Es ist eine Pattsituation. Billy mischt sich nicht bei uns ein, ich mich nicht bei ihm.«
Er ließ den Kopf zurück aufs Kissen sinken. Erschöpfung und Schmerz verliehen seiner Haut eine kränkliche Blässe. Seine Stirn wies eine Stelle auf, die nicht allzu sehr von Prellungen übersät war, und ich küsste ihn vorsichtig darauf, bevor er einzuschlafen begann.
» Du hast Billys Schläger gesagt, dass er jemandem wehgetan hätte, den du liebst«, sagte er in schläfrigem Ton.
» Ich war wütend.«
» Du liebst mich?« Er berührte mich am Bein.
Ich sah ihm in die Augen. » Wäre das ein Problem?«
» Du hättest gehen sollen«, sagte er. » Das wäre leichter gewesen.«
» Nichts daran ist einfach. Deshalb weiß ich ja auch, dass es richtig ist.«
Ich führte zwei Telefongespräche, nachdem Colin eingeschlafen war. Zuerst rief ich Jenny Kowalski an. » Ich habe etwas für dich«, sagte ich und dachte an die Festplatte, die immer noch hinter meiner Kommode versteckt war. » Ich weiß nicht, wie viel es dir nützen wird, aber es ist ein Anfang.«
» Hast du es dir anders überlegt? Du hilfst uns?«
Langfristig planen, rief ich mir ins
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