Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
und eine Unterbringung für Tess gefunden.«
» Und Colin ist zu dem Schluss gelangt, dass er für den Rest seines Lebens in deiner Schuld steht.«
» Dankbarkeit.« Er kniff die Augen zusammen. » Sein Versuch, dich zu verführen, kommt mir nicht besonders dankbar vor.«
» Er hat seine Schuld längst abgetragen. Er war ein Kind, und du hast ihm eingetrichtert, dass du ihn gerettet hättest.«
» Ich habe ihn gerettet. So bin ich nun einmal, Maura Kathleen: Ich rette Menschen, die sich selbst nicht retten können, und es ist nicht zu viel verlangt, im Gegenzug ein gewisses Maß an Loyalität zu erwarten.«
» Er ist dir dankbar. Aber jetzt ist er aus dem Spiel.«
» Mein liebes Mädchen, ich weiß deinen Schneid zu schätzen, aber du bist nicht gerade in einer guten Verhandlungsposition.«
» Das sehe ich anders.«
» Was hast du, das Donnellys Leben wert ist? Denk gründlich nach, bevor du antwortest. Er ist der Mann, den du zu lieben behauptest, also tätest du gut daran, einen entsprechenden Preis für sein Leben zu veranschlagen.«
Ich strich mit einem Finger über den glänzenden Pistolenlauf. » Ich weiß, dass du hinter dem Feuer im Slice steckst. Und hinter dem Einbruch.«
» Das waren die Russen.« Aber er versuchte nicht, es mir mit solchem Nachdruck weiszumachen, wie er es noch vor einer Woche getan hätte.
» Juri Ekomow wollte mit mir zusammenarbeiten. Er wollte mich nicht in Angst und Schrecken versetzen. Aber weil das Slice abgebrannt ist, bekommst du die Versicherungssumme und kannst die Baufirma benutzen, um es wieder aufzubauen. Vor allem aber sollte es mich dazu motivieren, dir zu helfen. Ich gehe davon aus, dass du Mom nichts von deinem Plan erzählt hast.«
» Deine Mutter erlaubt mir, die komplizierten Seiten unseres Lebens zu regeln.«
» Vielleicht. Aber wir wissen beide, dass sie dir nie erlauben würde, mich zu überreden, die Russenmafia zu bekämpfen.« Ich war ruhelos. Es drängte mich, nach Colin zu sehen. » Du bist doch im Schutzgeldgeschäft, Onkel Billy. Also lass dir eines gesagt sein: Die Donnellys stehen jetzt unter meinem Schutz.«
» Und was gibst du mir dafür?«
» Schweigen. Ich sage Mom nichts.«
Billy schnaubte. » Ist das alles? Du lehnst dich schon zum zweiten Mal in zwei Monaten offen gegen mich auf und richtest dabei noch einen meiner besten Männer zugrunde. Ich habe deine Mutter sehr lieb, aber mir ihr Wohlwollen zu erhalten ist mir nicht so wichtig, wie du vielleicht annimmst. Solange sie ihr Restaurant zurückbekommt, wird alles andere für sie in den Hintergrund treten, besonders, da dein Vater nach Hause kommt. Sie wird mir vergeben, weil sie eine gute Christin ist, weil wir eine Familie sind und weil sie zu schätzen weiß, was ich alles für uns getan habe.« Er schnalzte mit der Zunge. » Du musst eine bessere Karte ausspielen.«
Mir dämmerte, was er damit meinte, und das Herz wurde mir schwerer, als die Pistole sich angefühlt hatte. Das hatte er die ganze Zeit über gewollt. Ich hatte Billy unterschätzt. Wieder einmal. » Ekomow«, sagte ich leise.
Er lächelte. » Er will mit dir zusammenarbeiten. Du musst einfach nur ausgewählte Informationen an ihn weiterleiten.«
Wenn das der Preis für Colins Leben war, einverstanden. Aber ich wollte, dass die Bedingungen eindeutig waren.
» Du lässt die Donnellys von jetzt an in Ruhe. Alle beide. Du bezahlst Tess’ Rechnungen, und Colin kann Schluss machen und gehen, wann immer er will. Wohin er auch will.«
» Das kann er. Du aber nicht. Du erklärst dich bereit, in Chicago zu bleiben. Gib deine albernen New-York-Pläne auf. Es gibt durchaus gute Colleges hier … und irgendwann eine Stelle für dich im Unternehmen.«
Ich bekam nicht genug Luft. Es war eines, zu meinen eigenen Bedingungen zu bleiben, um eine Chance bei Colin zu haben, aber etwas ganz anderes, mich hier als Billys Spielfigur zu binden. » Aber …«
» Das ist mein Preis für Donnellys Leben. Was sagst du?«
Es musste einen Ausweg geben. Ich würde einen Ausweg finden. Nur nicht jetzt. Im Augenblick war Colins Leben das Wichtigste. Ich würde jeden Preis bezahlen, den Billy festsetzte.
» Abgemacht.« Meine Stimme zitterte nicht, und es lag auch kein Zögern darin. Ich würde mir vor ihm nie wieder eine Schwäche anmerken lassen.
» Wunderbar.« Ich stand auf, um zu gehen, aber er fuhr fort: » Weißt du, er wird es erfahren.«
» Nicht von mir«, sagte ich. » Und auch nicht von dir, oder unsere Abmachung hat sich
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