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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Durzo Blint sein Meister war, bedeutete das... er sah ein schnelles, kleines, ungläubiges Lächeln, als wollte sie sagen: »Aber Blutjungen sind Ungeheuer, und du bist kein Ungeheuer.« Doch dann verblasste das Lächeln. Warum sonst hätte sich Azoth niemals mit ihr in Verbindung gesetzt? Wie sonst konnte eine Gilderatte so vollkommen verschwinden?
    Ein leerer Blick trat in ihre Augen. »Als ich verletzt war... Ich erinnere mich, dass du mit jemandem gestritten hast, dass du von ihm verlangt hast, mich zu retten. Ich dachte, es sei ein Traum gewesen. Das war Durzo Blint, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und du... jetzt bist du, was er ist?«, fragte Elene.
    »Mehr oder weniger.« Tatsächlich bin ich kein ausgewachsenes Gräuel, ich bin nur ein Meuchelmörder, ein Auftragsmörder.
    »Du hast dich ihm als Lehrling verpflichtet, damit er mich rettete?«, fragte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern. »Du bist meinetwegen geworden, was du bist?«
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht. Er hat mir eine Chance gegeben, fortzugehen, nachdem ich Ratte getötet hatte, aber ich wollte keine Angst mehr haben, und Durzo hat niemals Angst, und selbst als Lehrling hat er mich so gut bezahlt, dass ich...« Er brach ab.

    Ihre Augen wurden schmal, während sie langsam begriff. »Dass du mich unterstützen konntest«, beendete sie seinen Satz. Sie legte die Hände auf den Mund.
    Er nickte. Dein schönes Leben ist erbaut auf Blutgeld. Was tat er da? Er sollte sie belügen, die Wahrheit konnte nur zerstören. »Es tut mir leid. Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Ich -«
    »Es tut dir leid?«, unterbrach ihn Elene. Er wusste, welches die nächsten Worte aus ihrem Mund sein würden. Du bist ein Versager. Sieh dir an, was du mir angetan hast. »Wovon redest du?«, fragte sie. »Du hast mir alles gegeben! Du hast mir auf der Straße zu essen gegeben, als ich zu jung war, um selbst Essen zu finden. Du hast mich vor Ratte gerettet. Du hast mich gerettet, als dein Meister mich sterben lassen wollte. Du hast mich zu einer guten Familie gebracht, die mich liebt.«
    »Aber - bist du nicht böse auf mich?«
    Sie war verblüfft. »Warum sollte ich böse auf dich sein?«
    »Wenn ich nicht so arrogant gewesen wäre, hätte dieser Bastard dir das nicht angetan. Ich habe ihn gedemütigt! Ich hätte aufpassen sollen. Ich hätte dich besser beschützen sollen.«
    »Du warst elf Jahre alt!«, sagte Elene.
    »Jede Narbe auf deinem Gesicht ist meine Schuld. Oh, ihr Götter, sieh dich doch an! Du wärst die schönste Frau in der Stadt geworden! Stattdessen bist du hier und verteilst Brot an Bettler.«
    »Statt wo zu sein?«, fragte sie leise. »Kennst du Mädchen, die von Kind an Prostituierte gewesen sind? Ich kenne welche. Ich habe gesehen, wovor du mich gerettet hast. Und ich bin jeden Tag dankbar dafür. Ich bin dankbar für diese Narben!«
    »Aber dein Gesicht!« Kylar war erneut den Tränen nahe.
    »Wenn dies die schlimmste Hässlichkeit in meinem Leben ist, Azoth, denke ich, dass ich ziemliches Glück gehabt habe.«
Sie lächelte, und trotz der Narben erhellte sich der Raum. Sie war atemberaubend.
    »Du bist wunderschön«, sagte er.
    Sie errötete tatsächlich. Die Drake-Schwestern waren die einzigen Mädchen in Kylars Bekanntschaft, die erröteten, und Serah errötete inzwischen nicht mehr. »Danke«, erwiderte sie und berührte seinen Arm. Bei ihrer Berührung durchliefen ihn Schauder.
    Er sah in ihre Augen, dann errötete auch er. Er war noch nie in seinem Leben so entsetzt gewesen. Zu erröten! Das machte es nur schlimmer. Sie lachte; es war kein Lachen über sein Unbehagen, sondern ein Lachen von solch unschuldiger Freude, dass es ihn schmerzte. Ihr Lachen war wie ihre Stimme tief, und es strich über ihn hinweg wie ein kühler Wind an einem heißen Tag.
    Dann verebbte ihr Lachen, und ein Ausdruck tiefen Kummers stahl sich in ihre Züge. »Es tut mir so leid, Azoth - Kylar. Es tut mir leid, was du zahlen musstest, um mich hierherzubringen. Ich weiß nicht einmal, was ich denken soll. Manchmal scheint es, als reiche die Hand des Gottes nicht sehr tief ins Labyrinth hinein. Es tut mir leid.« Sie sah ihn lange an, und eine weitere Träne rollte ihr die Wange hinunter. Sie ignorierte es, hatte nur Augen für ihn. »Bist du ein schlechter Mensch, Kylar?«
    Er zögerte. Dann antwortete: »Ja.« »Ich glaube dir nicht«, sagte sie. »Ein schlechter Mensch hätte gelogen.«
    »Vielleicht bin ich ein ehrlicher Schurke.« Er wandte sich ab.
    »Ich

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