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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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der Qual verzerrte ihre Züge, und sie wandte den Blick ab.
    »Wie meint Ihr das?«
    »Khalidor hat jemanden engagiert, der den Ka’kari beschaffen soll. Das ist überhaupt der Grund, warum meine Spione davon erfahren haben. Angeblich soll es eine Blitzaktion werden: rein, das Ding nehmen, raus.«
    »Angeblich?«
    »Sie haben Hu Gibbet engagiert.«
    »Niemand würde Hu Gibbet für eine Blitzaktion engagieren. Der Mann ist ein Metzger.«
    »Ich weiß«, sagte Momma K.
    »Wer ist seine ›Leiche‹?«
    »Such dir eine aus. Die Hälfte der Adligen des Reiches wird dort sein. Dein Freund Logan hat seine Einladung angenommen, vielleicht wird sogar der Prinz dort sein. Diese beiden scheinen in der Tat unzertrennlich, obwohl sie nicht verschiedener sein könnten.«
    »Momma, wer ist Euer Spion? Könnt Ihr mir eine Einladung verschaffen?«
    Sie lächelte rätselhaft. »Mein Spion kann dir nicht helfen, aber ich kenne jemanden, der es kann. Tatsächlich kennst du sie trotz meiner besten Bemühungen ebenfalls.«

36
    Kylar hatte sich bei hellem Tageslicht und nur Schritte von der Stadtwache entfernt Männern genähert, um sie zu töten. Er war unter Tische gekrochen, während eine Katze ihn mit ihren Krallen bearbeitet hatte und Wachen den Raum nach Eindringlingen abgesucht hatten. Er hatte ein Weinfass auf brechen und sich darin verstecken müssen, während der Weinverkoster eines Adligen eine passende Flasche fürs Abendessen auswählte. Er hatte nur einen Meter von einem voll beheizten Ofen entfernt gewartet, nachdem er einen Eintopf vergiftet hatte, während ein Koch sich das Gehirn zermarterte, von welchem Gewürz er wohl zu viel hineingegeben hatte, dass er so seltsam schmeckte.
    Aber er war noch nie so nervös gewesen.
    Er starrte die Tür an, einen schmalen Dienstboteneingang. Heute war er ein Bettler, erschienen, um ein Stück Brot zu erbetteln. Sein Haar war strähnig und fettig, beschmiert mit Asche und Talg, seine Haut ledrig und braun, die Hände waren knorrig und arthritisch. Um zu dieser Tür zu gelangen, musste er an den Wachen vor dem Haupttor des Anwesens vorbeikommen.
    »He, alter Mann«, sagte ein untersetzter Wachposten mit einer Hellebarde. »Was willst du?«
    »Ich habe gehört, mein kleines Mädchen sei hier. Miss Cromwyll. Und ich hatte gehofft, sie würde vielleicht eine Brotkruste für mich finden, das ist alles.«

    Diese Bemerkung ließ den anderen Wachposten auf horchen, der Kylar nur mit einem flüchtigen Blick bedacht hatte. »Was hast du gesagt? Du bist mit Miss Cromwyll verwandt?« Der Beschützerinstinkt, den Kylars Worte in dem etwa vierzigjährigen Mann geweckt hatten, war mit Händen zu greifen.
    »Nein, nein, sie ist nicht meine Tochter«, beteuerte Kylar und ließ ein Lachen über seine Lunge kratzen. »Nur eine alte Freundin.«
    Die Wachen sahen einander an. »Du willst, dass wir sie suchen und zu dieser Tageszeit hierherbringen, und das trotz des Festes heute Abend?«, fragte der Untersetzte.
    Der andere schüttelte den Kopf und machte sich mit einem Murren daran, Kylar zaghaft abzuklopfen. »Ich schwöre, ich werde noch eines Tages Läuse von einem von Miss Cromwylls Streunern bekommen.«
    »Ah, ich weiß, aber sie ist es wert, nicht wahr?«
    »Du bist nicht so großzügig, wenn du derjenige bist, der die Bettler abklopft, Birt.«
    »Ach, halt’s Maul.«
    »Dann geh. Die Küche liegt dort«, sagte der ältere Wachposten zu Kylar. »Birt, ich bin nachsichtig mit dir, aber wenn du mir noch einmal sagst, ich soll mein Maul halten, werde ich dir die Spitze meines Stiefels zeigen...«
    Kylar schlurfte in Richtung Küche davon, wobei er ein steifes Knie vorschützte. Trotz all ihres Geredes waren die Männer erfahrene Wachen. Sie hielten ihre Waffen, als wüssten sie, was sie damit tun mussten, und obwohl sie seine Maskerade nicht durchschaut hatten, hatten sie ihre Pflicht, ihn zu durchsuchen, nicht vergessen. Solche Disziplin bedeutete nichts Gutes für ihn.
    Obwohl er sich beim Gehen Zeit ließ und sich die Lage der einzelnen Räume im Haus einprägte, war der Weg nicht annähernd
lang genug. Die Jadwins waren seit fünf Generationen Herzöge, und ihre Villa war eine der schönsten in der Stadt. Der Besitz der Jadwins bot einen Blick auf den Plith und lag direkt gegenüber von Burg Cenaria. Nördlich des Anwesens führte die Ostbrücke - eigentlich hieß sie Östliche Königsbrücke - zur Insel Vos mit der Burg hinüber. Sie diente angeblich militärischen Zwecken, wurde aber den

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