Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Er musste mehr getrunken haben, als offenkundig war.
    »Und ich werde Euch sagen, was es ist, das Eurem Herrscher gefällt. Heute Abend sind Ränkeschmiede, Intriganten - Verräter! - hier zugegen. Ja! Und Euch Verrätern schwöre ich, Ihr werdet sterben!« Der König war vor Zorn purpurrot angelaufen. »Ich weiß, dass Ihr hier seid. Ich weiß, was Ihr tut! Aber es wird verdammt noch mal nicht funktionieren... Nein, setzt Euch, Brant!«, schrie der König, als der Lordgeneral sich erhob.
    Die Adligen schwiegen erschüttert.
    »Einige von Euch haben uns an Khalidor verraten. Ihr habt
unseren Prinzen ermordet! Ihr habt meinen Jungen getötet! Logan Gyre, erhebt Euch!«
    Serah Drake saß, ihrem Rang entsprechend, im hinteren Teil des Raumes, aber selbst von oben konnte Durzo das Entsetzen in ihrem Gesicht sehen. Sie dachte, der König würde Logan öffentlich hinrichten lassen, und sie war nicht allein mit dieser Vermutung.
    Logan Gyre stand erschüttert auf. Er sah gut aus, und nach dem, was Durzo wusste, war er ein beeindruckender Mann und beliebt sowohl bei den versammelten Adligen als auch bei den kleinen Leuten der Stadt.
    »Logan«, rief der König, »Ihr seid der Ermordung meines Sohnes angeklagt. Und doch seid Ihr heute Abend hier und feiert! Habt Ihr meinen Sohn getötet?«
    Einige Adlige schrien erschrocken auf und riefen, dass Logan mit etwas Derartigem niemals zu tun haben konnte. Die Soldaten des Königs wirkten verängstigt. Sie sahen Hauptmann Arturian fragend an. Er nickte, und zwei Wachen traten neben Logan.
    Nun, dachte Durzo, der sich jetzt endlich über der Stelle befand, an der der König und Logan saßen, wenn Drohungen in Kylar nicht den Wunsch wecken, mich zu töten, wird dies hier es gewiss tun. Die Unschuldigen verlieren immer.
    »Lasst ihn sprechen!«, brüllte der König. Er stieß einen Strom von Flüchen aus, und die Menge verstummte. Die Anspannung war mit Händen zu greifen.
    Logan sprach laut und deutlich. »Euer Majestät, Euer Sohn war mein Freund. Ich leugne alle Anklagen.«
    Der König schwieg lange. Dann sagte er: »Ich glaube Euch, Herzog Gyre.« Er wandte sich an die Edelleute. »Wir haben Lord Gyre für schuldlos befunden. Logan Gyre, werdet Ihr Eurem Land um jeden Preis dienen?«

    Durzo stutzte, ebenso verblüfft wie die Adligen.
    »Das werde ich«, antwortete Logan mit klarer Stimme, aber die Anspannung in seinen Zügen war unübersehbar. Sein Blick ruhte auf Serah Drake.
    Was zur Hölle geht hier vor? Dies fühlte sich an wie etwas, das irgendjemand niedergeschrieben hatte.
    »Dann, Lord Gyre, ernennen wir Euch hiermit zum Kronprinzen Cenarias, und wir geben hier Eure Eheschließung mit unserer eigenen Tochter Jenine bekannt, die an diesem Nachmittag stattgefunden hat. Logan Gyre, Ihr sollt unser Erbe sein bis zu dem Tag, da unserem königlichen Haus ein Erbe geboren wird. Akzeptiert Ihr diese Pflicht und diese Ehre?«
    »Das tue ich.«
    Die Anspannung in der Großen Halle hatte sich zuerst in Ungläubigkeit, dann in Ehrfurcht verwandelt.
    Jemand schob Jenine Gunder neben Logan, und sie wirkte so unbeholfen, wie nur eine Fünfzehnjährige es vermochte. Durzo hörte einen leisen Aufschrei von Serah Drake. Sie schlug die Hände vor den Mund. Dann floh sie. Aber niemand außer Logan und Durzo bemerkte es, denn noch während sie auf den Ausgang zulief, brach Jubel aus, in den schließlich alle einstimmten.
    Der König kippte seinen Wein herunter, und die Adligen schlossen sich an und salutierten Logan. »Prinz Gyre! Prinz Gyre! Logan Gyre!«
    Der König nahm wieder Platz, doch der Jubel dauerte an. Aller Augen waren auf Logan und Jenine gerichtet. Der König wirkte verärgert. Dass die Adligen »Prinz Gyre« riefen, statt des traditionellen »Prinz Logan«, mochte einfach daran liegen, dass es sich leichter aussprechen ließ, aber es machte auch klar, dass Logan kein Gunder war - und alle waren glücklich darüber.

    Logan nahm den Applaus würdevoll, wenn auch ein wenig hölzern entgegen, nickte seinen Freunden zu und errötete dann, als seine frisch gebackene Ehefrau nach seiner Hand griff. Ihr Gesicht strahlte vor Verlegenheit angesichts ihrer eigenen Kühnheit und vor Bewunderung für ihren Gemahl. Die Adligen fanden es herrlich. Aber als der Beifall seinen tosenden Höhepunkt erreichte, wirkte der König zunehmend gereizt.
    Und der Jubel brach noch immer nicht ab. Die Diener jubelten. Die Wachen jubelten. Es war, als hätten die Adligen das Gefühl, dass sich eine dunkle

Weitere Kostenlose Bücher