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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Wolke über ihrer Zukunft zerstreute. Nicht wenige sagten: »Was für einen König Logan Gyre abgeben wird!« Hurra-Rufe erschollen.
    Aleine Gunder lief abermals purpurrot an, doch niemand schenkte ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit.
    »Prinz Gyre! Prinz Gyre!«
    »Lang lebe Prinz Gyre! Hurra!«
    Der König sprang auf die Füße und schien einem Schlaganfall nahe zu sein. »Geht jetzt! Geht und vollzieht diese Ehe«, rief er Logan zu, der keine fünf Schritte entfernt von ihm stand. Lordgeneral Agon erhob sich, doch der König stieß ihn grob zur Seite.
    Logan sah Aleine schockiert an. Die Adligen verstummten.
    »Seid Ihr taub?«, rief der König. »Geht und fickt meine Tochter!«
    Die Prinzessin wurde weiß. Das Gleiche geschah mit Logan. Dann errötete sie gedemütigt. Sie sah so aus, als würde sie am liebsten im Erdboden versinken. Gleichzeitig brandete in einer dunkelroten Welle auf Logans Gesicht kaum bezähmter Zorn auf. Die Ehrenwachen links und rechts von ihm wirkten betroffen. Durzo fragte sich, ob der König den Verstand verloren hatte.

    Die Adligen gaben keinen Laut von sich. Niemand atmete auch nur.
    »Hinaus mit Euch! Hinaus! Geht und fickt. GEHT UND FICKT!«, brüllte der König.
    Zitternd vor Wut wandte Logan den Blick ab und führte seine Gemahlin aus der Halle. Die nervösen Wachen folgten ihnen.
    »Und was Euch andere betrifft«, sagte der König, »so werden wir morgen meinen Sohn betrauern, und ich schwöre, dass ich herausfinden werde, wer ihn getötet hat, und wenn ich Euch alle, wie Ihr da seid, auf knüpfen muss!«
    Der König setzte sich abrupt hin und begann zu weinen wie ein Kind. Durzo war während des gesamten Wortwechsels erstarrt gewesen. Die Edelleute wirkten verblüfft und entsetzt. Sie nahmen langsam wieder Platz und starrten den König schweigend an.
    Durzos Gedanken rasten. Dies hatte Roth nicht vorhergesehen. Er konnte es nicht vorhergesehen haben. Aber Durzo war davon überzeugt, dass Roth sich in der Burg befand, vielleicht sogar in eben dieser Halle. Ein Wachposten bei einem der geringeren Adligen war ihr Signalmann. Wenn er den Helm abnahm, war der Staatsstreich abgesagt.
    Das verschaffte ihm einen Moment Zeit, um zu verdauen, was soeben geschehen war - nicht nur den Wahnsinn des Königs, sondern auch Logans Heirat. Es war eine brillante kleine Intrige. Wenn der König jetzt getötet wurde, hatten die vier Häuser nicht gleichberechtigte Ansprüche, während Logan Gyre im Schlund verrottete; stattdessen würde Logan Gyre eindeutig der König sein. Mit seinem Ruf und Ansehen und der Unterstützung der Gunders würden die Adelshäuser ihm schneller gehorchen, als sie selbst König Gunder gehorcht hatten.
    Es war ein genialer Zug, aber er kam zu spät. Roth hatte überall
in der Burg Männer. Er konnte es sich wahrscheinlich nicht leisten, es später noch einmal zu versuchen. Wenn der Staatsstreich für morgen geplant gewesen wäre, hätte Logans Heirat vielleicht alles verändert. Wie die Dinge lagen, würden Logan und Jenine lediglich ebenfalls auf die Liste derer gesetzt werden, die sterben mussten.
    Während Durzo wartete, schien es, als sei Roth zum gleichen Schluss gekommen. Ein Diener näherte sich dem Signalmann und sprach mit ihm. Der Mann nickte und ließ die Hände vom Helm. Der Staatsstreich würde stattfinden.
    Was immer Roth würde regeln müssen, jetzt würde er auch Prinz Logan Gyre töten müssen - der sich bequemerweise im Nordturm befand, wo er leicht zu finden war. Roth würde diesen Auftrag wahrscheinlich Durzo erteilen wollen, aber Durzo hatte nicht die Absicht, dem Khalidori diese Chance zu geben. Er würde tun, was er versprochen hatte, aber er würde Kylars Freund nicht töten.
    Während des ersten Gangs hatten die Adligen bereits die Kaninchen gegessen, die Durzo vorbereitet hatte. Diese Kaninchen hatte er ein Jahr lang mit Schierling gefüttert. Die Dosis in jeder einzelnen Portion war so gering, dass den Speisenden nichts geschehen würde, es sei denn, sie hatten auch die aus Staren zubereiteten Appetithäppchen verzehrt. Binnen weniger als einer halben Stunde würden die Adligen krank werden. Eine Schierlingsvergiftung begann durchaus friedlich. Die Edelleute sollten schon jetzt das Gefühl in den Beinen verlieren. Wenn überhaupt, würde ihnen auffallen, dass ihre Beine sich schwer anfühlten. Schon bald würde das Gefühl in ihrem Körper aufsteigen. Dann würden sie beginnen, sich zu übergeben. Jeder, der das Pech hatte, einen Nachschlag

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