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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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des winzigen Giftmessers und tröpfelte das Gift der weißen Natter darauf.
    Logan mochte kein Kaninchen, daher bereitete Kylar die Gegenmittel für die Gifte zu, mit denen sie die Fasane und Stare gefüttert hatten, und hoffte, dass Logan das Schweinefleisch nicht anrühren würde. Für sich allein genommen, wäre es nicht tödlich, aber es gab kein Gegenmittel dafür. Wenn Logan wirklich krank wurde, hatte Kylar keine Chance, ihn zu tragen.
    Er schrubbte sich mit Seife ab, so dass sein Körpergeruch so gering wie möglich war. Dann gürtete er sich Messer an die nackten Unterarme und ein Tanto an eine Wade. Er zog Hosen und Hemd an, beides eng anliegend, in fleckigem Schwarz, aus gandischer Baumwolle gefertigt. Er schnallte seinen Waffenharnisch um. Überprüfte die Gifte und Wurfanker in seinem Gürtel. Schob das Giftmesser in seine spezielle Scheide.

    Dann sah er Vergeltung. Blint hatte das große schwarze Schwert stehen lassen und an die Wand gelehnt. Er hatte sein Lieblingsschwert für Kylar dagelassen.
    Er meint es wirklich ernst. Dies ist wirklich ein Kampf auf Leben und Tod. Kylar griff ehrfürchtig nach dem Schwert und befestigte es an seinem Rücken. Es war schwerer als die Waffen, an die er gewöhnt war, aber mit seiner Magie würde es perfekt sein.
    Endlich bereit, ging er zur Tür, blieb dann jedoch noch einmal stehen. Er lehnte den Kopf gegen das Holz und atmete nur, atmete. Wie war es so weit gekommen? Heute Abend würde entweder er oder Master Blint sterben. Kylar wusste nicht einmal, was er tun würde, wenn er die Burg erreichte. Aber wenn er nichts tat, würde Logan sterben.

51
    Durzo stahl sich, eingehüllt in Schatten, an den Dachsparren entlang, die das Dach der Großen Halle von Burg Cenaria trugen. Seine Arbeit bot viel Abwechslung. Das hatte ihm immer gefallen. Aber er hatte nie den Wunsch gehabt, eine Dienstmagd zu sein.
    Dennoch schob er nun einen feuchten Lappen über Holz, kehrte sorgfältig Staub zusammen und rutschte langsam weiter, während er jeden Zentimeter säuberte. Seltsamerweise waren die Dachsparren, die sich fünfzehn Meter über dem Boden der Halle befanden, in letzter Zeit nicht abgestaubt worden. Und Durzo hasste es, schmutzig zu sein.
    Doch wie vorsichtig er auch war, er konnte nicht verhindern,
dass sich von Zeit zu Zeit kleine Staubbröckchen lösten - Bröckchen, die sich wie schneeschwere Wolken auf blähten, hinabtrieben und seinen ansonsten unsichtbaren Weg verrieten.
    Die Adligen unten in der Halle schauten glücklicherweise nicht direkt zur Decke hinauf. Die Festlichkeiten waren in vollem Gang. Die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten alle hergelockt. Stimmen wehten in einem dumpfen Tosen zu den Dachsparren empor, während Männer und Frauen den Mittsommerabend feierten und darüber tratschten, was der König wohl tun würde. Offensichtlich war der größte Leckerbissen der, was Logan an der hohen Tafel zu suchen hatte. Alle wussten, dass er verhaftet worden war, und sie konnten den Blick nicht von ihm abwenden. Warum war er hier?
    Logan seinerseits saß da wie ein dem Untergang geweihter Mann - und genau das hatte Durzo erwartet. Wie er Aleine kannte, hatte der König Logan hergerufen, damit er ihn vor allen Edelleuten des Reiches öffentlich demütigen konnte. Vielleicht würde er Logans Verurteilung zum Tode verkünden. Vielleicht würde er das Urteil bei Tisch vollstrecken lassen.
    Durzo bewegte sich abermals, und ein großer Klumpen jahrzehntealten Staubs löste sich. Er sah hilflos zu, wie der Staub auf einen der Nebentische niederrieselte. Ein Teil des Klumpens brach in der Luft auseinander, aber ein anderer Teil traf den Arm einer gestikulierenden Edelfrau.
    Sie wischte sich den Arm ab und setzte ihre Geschichte fort, ohne innezuhalten.
    Durzo wischte weiteren Staub ab, bewegte sich langsam weiter und knirschte mit den Zähnen. Die Dinge entglitten ihm. Natürlich sagte er sich immer, dass ihm die Dinge entglitten. Das hielt ihn wach. Doch diesmal war es vielleicht wirklich so. Zu viel geschah. Es war alles zu persönlich.

    Durzo erreichte eine Stelle, an der mehrere Balken zusammenliefen, um das Dach zu stützen. Es war unmöglich, auf den Dachsparren zu bleiben und daran vorbeizukommen. Er würde darum herum oder darunter hinweggehen müssen. Wer immer diese Dachsparren entworfen hatte, hatte keine Vorsorge für jemanden getroffen, der bequem spionieren wollte.
    Nachdem er Kletterhaken um seine Handgelenke gebunden hatte, schob Durzo die Finger an

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