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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wollte sie. Er wollte sie nehmen. Lust toste durch seine Adern, ließ den Rest des Raums dunkler erscheinen, verschluckte die ganze Welt bis auf die Schönheit vor ihm und seine Gedanken an das, was er gleich tun würde.
    Er wandte den Blick ab. Beschämt. In seiner Kehle bildete sich ein Kloß, der ihm das Atmen beinahe unmöglich machte.
    »Bin ich so hässlich?«, fragte sie.
    Er schaute auf und sah, dass sie die Arme vor den Brüsten verschränkt hatte. Tränen waren ihr in die Augen geschossen. Gequält wandte er abermals den Blick ab.
    »Nein. Nein. Bitte, komm her.«
    Sie bewegte sich nicht. Es war nicht genug.
    Logan sah ihr in die Augen. »Bitte. Du bist so hübsch, so ungeheuer schön, dass du mich verwirrst. Deine Schönheit bereitet mir Schmerz. Komm und setz dich zu mir. Bitte.«
    Jenine setzte sich neben ihn aufs Bett, ganz nah, doch ohne ihn zu berühren. Logan hatte vor dem heutigen Tag nur wenig über sie gewusst. Selbst sein Vater hatte sie für zu reich gehalten, um sie als Braut für ihn in Erwägung zu ziehen. Er wusste nur, dass sie allenthalben wohlgelitten war, »sonnig«, »gesetzt« und noch keine sechzehn. Den Ausdruck »sonnig« konnte Logan verstehen. Sie hatte beim Abendessen praktisch gestrahlt - bis ihr Vater gesprochen hatte. Der Bastard. Logan verstand nun,
was sein Vater empfunden haben musste, wenn er die Frau, die er liebte, mit diesem Mann verheiratet sah.
    Der Ausdruck »gesetzt« hatte auch Anwendung bei Jenines Bruder gefunden. Beim Prinzen hatte er eher der Hoffnung Ausdruck gegeben, er werde endlich von seiner allzu offensichtlichen Schürzenjägerei ablassen und einige seiner Pflichten als künftiger Regent übernehmen. Aber Logan stellte sich vor, dass der gleiche Ausdruck in Jenines Fall wahrscheinlich meinte, dass sie in der Burg nicht länger Fangen spielte.
    Sie war so ganz anders als Serah - und sie war seine Frau.
    »Ich bin... ich war heute Morgen noch mit einer anderen verlobt. Mit einer Frau, die ich jahrelang geliebt habe... ich liebe sie noch immer, Jenine. Darf ich dich so nennen?«
    »Du darfst mich nennen, wie immer es dir gefällt, mein fürstlicher Gemahl.« Ihre Stimme war frostig. Er hatte sie verletzt. Sie war verletzt, und das aus lauter falschen Gründen. Verdammt, sie war jung. Aber andererseits war er nicht der Einzige, der an diesem Tag mit vielen Überraschungen fertigwerden musste.
    »Warst du je verliebt, Jenine?«
    Sie überdachte seine Frage mit größerem Ernst, als er bei einer Fünfzehnjährigen erwartet hätte. »Ich habe... Jungen gemocht.«
    »Das ist nicht dasselbe«, blaffte Logan. Im nächsten Moment bereute er seinen Ton bereits.
    »Wirst du mich betrügen?«, entgegnete sie heftig. »Mit ihr?«
    Ihre Worte trafen Logan mitten ins Herz. Dies konnte auch für Jenine nicht leicht sein. Wie musste es sich anfühlen, ihn zu mögen, ihn zu heiraten und zu wissen, dass er eine andere liebte? Logan legte die Hände vors Gesicht. »Ich habe unsere Hochzeitsgelübde abgelegt, weil der König es von mir verlangt hat, weil unser Land es brauchte. Aber dir leiste ich nun einen
anderen Schwur, Jenine. Ich werde dir treu sein. Ich werde meine Pflicht tun.«
    »Und deine Pflicht, einen Erben zu zeugen?«, fragte sie.
    Die Kühle war nicht im Geringsten aufgetaut. Er hätte es besser wissen sollen, aber er antwortete trotzdem. »Ja.«
    Sie warf sich aufs Bett, riss ihr Gewand grob auf und spreizte die Beine. »Eure Pflicht wartet, Mylord«, sagte sie, wandte das Gesicht ab und starrte auf die Wand.
    »Jenine - sieh mich an!« Er bedeckte ihre Nacktheit und - den Göttern sei Dank - sah nur ihr Gesicht an, während er sprach, obwohl ihr Körper selbst jetzt noch eine unerträgliche Verlockung für ihn war. Ihr Körper war schuld daran, dass er sich wie ein Tier fühlte. »Jenine, ich werde ein so guter Ehemann sein, wie ich es nur kann. Aber ich kann dir nicht mein Herz schenken. Noch nicht. Ich sehe dich an, und ich empfinde es als Unrecht, dass ich dich lieben will. Aber du bist meine Ehefrau! Verdammt, es wäre leichter, wenn du nicht so... so verdammt schön wärst! Wenn ich dich einfach ansehen könnte, ohne tun zu wollen... ohne tun zu wollen, was wir heute Nacht tun sollen. Verstehst du mich?«
    Sie verstand ihn offensichtlich nicht, doch sie setzte sich wieder hin und schlug die Beine unter. Mit einem Mal war sie wieder ein Mädchen und errötete um dessentwillen, was sie soeben getan hatte, aber in ihren Augen lag ein eindringlicher

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