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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Ausdruck.
    Logan warf die Hände hoch. »Ich mache dir keine Vorwürfe. Ich verstehe es selbst nicht. Es ist alles so verdreht. Nichts ergibt mehr einen Sinn, seit Aleine...«
    »Bitte, sprich heute Nacht nicht über meinen Bruder. Bitte.«
    »Ich habe alles verloren. Alles ist... alles ist verkehrt.« Wie konnte er so selbstsüchtig sein? Er hatte einen Freund verloren,
aber sie hatte ihren großen Bruder verloren. Auch sie musste leiden. »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Nein. Mir tut es leid«, erwiderte sie, und ihre Augen waren feucht, doch ihr Blick war ruhig. »Ich habe mein Leben lang gewusst, dass ich zum Wohle des Landes verheiratet werden würde, mit wem auch immer. Ich habe versucht, mich nicht zu verlieben, weil ich wusste, dass mein Vater mir jeden Tag sagen konnte, dass er mich brauchte. Ich habe zwei Jahre lang versucht, dich nicht zu mögen. Ich weiß, du hältst mich für ein dummes Mädchen, aber weißt du, wer einige meiner potenziellen Ehemänner waren? Ein ceuranischer Prinz, der Jungen mag, ein anderer, der sechzig Jahre alt ist, ein Alitaeri, der sechs ist, ein Lodricari, der unsere Sprache nicht spricht und bereits zwei Ehefrauen hat, Khalidori, die ihre Frauen wie Vieh behandeln, und ein Modai, der zweimal unter verdächtigen Umständen zum Witwer geworden ist.
    Dann warst du da. Jeder mag dich. Ein guter König hätte die Verbindung eingefädelt, um den Bruch zwischen unseren Familien zu heilen, aber mein Vater hasst dich. Also musste ich dich beobachten, musste von meinem Bruder und von all den anderen Mädchen Geschichten über dich hören, musste hören, dass du mutig bist, dass du ehrenhaft bist, dass du loyal bist und klug. Mein Bruder sagte mir, du seist der einzige Mann in seiner Bekanntschaft, den mein Verstand nicht einschüchtern würde. Weißt du, wie es ist, kurze, einfache Worte benutzen und so tun zu müssen, als verstünde man die Dinge nicht, nur damit man sich keinen schlechten Ruf einhandelt?«
    Logan war sich nicht sicher, ob er das verstand. Gewiss mussten Frauen niemals so tun, als seien sie dumm. Oder vielleicht doch?
    »Als ich herausfand, dass ich dich heiraten würde«, fuhr Jenine
fort, »fühlte es sich so an, als seien all meine Kleinmädchenträume wahr geworden. Und das, obwohl mein Vater sich benahm wie... und Serah... und Aleine...« Sie holte tief Luft. »Es tut mir leid, mein prinzlicher Gemahl. Du warst aufrichtig zu mir. Ich weiß, dass du um dies hier nicht gebeten hast. Es tut mir leid, dass du sie verlieren musstest, damit ich dich haben konnte. Ich weiß, dass du in letzter Zeit eine Menge böser Überraschungen erlebt hast.« Sie reckte das Kinn und sprach wie eine Prinzessin. »Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um eine gute Überraschung zu sein, Mylord. Ich werde danach trachten, deiner Liebe würdig zu sein.«
    Bei den Göttern, was für eine Frau! Am vergangenen Abend hatte Logan Jenine angeschaut und Brüste gesehen. Sie hatte mit ihren Freundinnen gekichert, und er hatte ein Kind gesehen. Er war ein Narr. Jenine Gunder - Jenine Gyre - war eine Prinzessin, dazu geboren, Königin zu sein. Ihre Haltung, ihre bewusste Selbstaufopferung, ihre Stärke erfüllten ihn mit Ehrfurcht. Er hatte gehofft, seine Frau könne dazu heranreifen, ihm eine gute Gefährtin zu sein. Jetzt hoffte er, dass er heranreifte, um ein guter Gefährte für diese Frau zu werden.
    »Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass unsere Liebe wächst, Jenine«, sagte Logan. »Ich habe nur -«
    Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Wirst du mich Jeni nennen?«
    »Jeni?« Logan berührte die weiche, glatte Haut ihrer Wange und ließ den Blick über ihren Körper wandern. Es ist mir erlaubt, dies zu tun. Ich darf dies tun. Ich sollte dies tun. »Jeni? Darf ich dich küssen?«
    Mit einem Mal wurde sie wieder zu einem unsicheren Mädchen, bis ihre Lippen sich trafen. Dann war sie trotz all ihres
Zögerns, ihrer Unsicherheit und ihrer Naivität für Logan alles, was warm und weich und schön und liebevoll auf der Welt war. Sie war alles, was Frau war, und sie war durch und durch liebreizend. Er umfing sie mit den Armen und zog sie an sich.
    Einige Minuten später löste Logan sich auf dem Bett von ihr und drehte den Kopf zur Tür.
    »Hör nicht auf«, sagte sie.
    Nagelstiefel dröhnten auf der Treppe vor der Tür. Eine Menge Stiefel.
    Ohne auch nur innezuhalten, um sich in der Dunkelheit anzukleiden, rollte Logan von Jenine

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