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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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herunter und griff nach seinem Schwert.

54
    Regnus Gyre duckte sich zurück in die Gasse, als Brant Agon mit einem Dutzend königlicher Wachen vorbeilief, unausweichlich gefolgt von einigen dicken Adligen.
    »Lang lebe der König! Zum Prinzen!«, brüllte einer von ihnen.
    Zum Prinzen? Dann mussten die Gerüchte wohl falsch sein. Regnus hatte gehört, dass Aleine Gunder in der vergangenen Nacht ermordet worden sei.
    Wäre der Lordgeneral allein gewesen, hätte Regnus nach seinem alten Freund gerufen, aber nicht in Gegenwart von Vin Arturian. Vin war dazu verpflichtet, Regnus in Arrest zu nehmen, und er hätte es getan, auch wenn es ihm nicht gefallen hätte.
    In der Ferne waren Rufe zu hören, etwa aus der Mitte der Burg, aber Regnus konnte die einzelnen Worte nicht erkennen.
Es machte ihn unruhig, dass so vieles geschah, was er nicht verstand, aber was immer auch andernorts in der Burg passierte, daran konnte er nichts ändern. Er hatte nur sechs Männer bei sich, und keiner von ihnen trug eine Rüstung. Es war schwer genug gewesen, sich als Diener in die Burg zu schmuggeln und trotzdem Schwerter mitzunehmen. Jetzt konnte er nur hoffen, Nalia zu finden und sie von hier fortzubringen.
    Die Gemächer der Königin lagen im ersten Stock der Burg im nordöstlichen Bereich. Regnus und seine Männer waren in zwei Gruppen zu drei Männern durch die Burg gegangen und hatten versucht, keine Aufmerksamkeit bei den Dienstboten zu erregen, aber jetzt gestikulierte er scharf. Seine Männer scharten sich um ihn, und er begann zu rennen.
    Sie erreichten das Gemach der Königin, ohne einem einzigen Diener oder Wachposten zu begegnen. Es war ein unglaubliches Glück. Selbst gegen nur zwei königliche Wachen, die bewaffnet und gepanzert gewesen wären, hätten Regnus und seine ungepanzerten Männer einen schweren Stand gehabt.
    Regnus hämmerte gegen die massive Tür und öffnete sie dann. Eine Kammerzofe, die gerade hatte öffnen wollen, wich überrascht zurück.
    »Ihr!«, sagte sie. »Mylady, lauft! Mörder!«
    Nalia Gunder saß in einem Schaukelstuhl, und die Stickerei auf ihrem Schoß war offenkundig unberührt. Sie stand sofort auf, scheuchte die Dienerin jedoch fort. »Sei keine Närrin. Lass uns allein.« Ihre beiden jüngeren Töchter, Aleina und Elise, sahen beide so aus, als hätten sie geweint. Sie standen unsicher da; keine von ihnen war alt genug, um Herzog Gyre zu erkennen.
    »Was macht Ihr hier?«, fragte Königin Nalia. »Wie seid Ihr hierhergekommen?«

    »Euer Leben ist in Gefahr. Der Mann, der in der vergangenen Nacht mein Haus angegriffen hat, hat den Auftrag, Euch heute Nacht zu töten. Bitte, Nal - bitte, meine Königin.« Er wandte den Blick ab.
    »Mylord«, sagte sie. Dies war die Art, wie eine Königin einen geschätzten Vasallen begrüßte. Es war außerdem die Art, wie eine Dame ihren Gemahl ansprechen mochte. Mit diesem einen Wort hörte Regnus sie sagen: »Ich habe niemals einen anderen geliebt als dich, Mylord«, wiederholte sie. »Regnus, ich werde hingehen, wo immer Ihr mich hinführt, aber wir können nicht ohne sie gehen. Wenn ich in Gefahr bin, sind sie es ebenfalls.«
    »Deine Töchter können mitkommen.«
    »Ich meine Logan und Jenine. Sie haben heute Nachmittag geheiratet.«
    Lang lebe der König! Zum Prinzen! Plötzlich ergaben die kurzen Rufe der Adligen einen Sinn. Sie hatten es abgekürzt: Der König ist tot; lang lebe der König. Sie meinten, lang lebe der neue König. Der Prinz. Logan.
    König Gunder war tot. Logan war der neue König.
    Einem besseren Mann wären zuerst andere Gedanken durch den Sinn gegangen, das wusste Regnus - ein besserer Gemahl hätte zuerst an andere Dinge gedacht -, aber sein erster Gedanke war der, dass Nalias Gemahl tot war. Der hassenswerte kleine Mann, der so viel Elend gestiftet hatte, war nicht mehr; auch seine eigene Gemahlin war tot. Er und Nalia waren plötzlich und auf wunderbare Weise von zweiundzwanzig Jahren Knechtschaft befreit worden. Zweiundzwanzig Jahre, und was er für eine lebenslängliche Bestrafung gehalten hatte, war plötzlich aufgehoben.
    Er hatte sich mit der Befriedigung eines stolzen Vaters und tüchtigen Kommandanten abgefunden und nie geglaubt, dass
er einmal zu etwas anderem heimkehren würde als zu ehelicher Qual. Jetzt war Glück nicht nur eine verschwommene Möglichkeit, es war hier, einen Schritt entfernt, und es strahlte ihn an, die Augen voller Liebe. Was für einen Unterschied würde es machen, zu Nalia heimzukehren, ihr Heim zu

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