Der Weg in Die Schatten
gestorben!«
»Ich bin vor langer Zeit gestorben. Alles Gute geht vorüber, und alles Böse geht vorüber, und wir können nichts, aber auch gar nichts tun, um irgendetwas oder irgendjemanden zu ändern, Kylar. Am wenigsten uns selbst. Dieser Krieg wird kommen und gehen, es wird einen Sieger geben, und Menschen werden für nichts und wieder nichts sterben. Aber wir werden leben. Wie immer. Zumindest ich werde leben.«
»Es ist nicht recht!«
»Was willst du? Gerechtigkeit? Gerechtigkeit ist ein Märchen. Ein Mythos mit weichem Fell und beruhigender Stärke.«
»Ein Mythos, an den Ihr einmal geglaubt habt«, sagte Kylar und deutete auf das Wort GERECHTIGKEIT, das in die Klinge von Vergeltung eingeritzt war.
»Ich habe an eine Menge Dinge geglaubt. Das macht sie nicht wahr«, sagte Durzo.
»Wer ist nun besser dran? Logan oder wir? Logan konnte des Nachts schlafen. Ich hasse mich. Ich träume von Mord und erwache in kalten Schweiß gebadet. Ihr trinkt bis zur Besinnungslosigkeit und vergeudet Euer Geld an Huren.«
»Logan ist tot«, erwiderte Durzo. »Vielleicht wird er im nächsten Leben eine Krone tragen, aber das nutzt ihm jetzt wenig, nicht wahr?«
Kylar sah Durzo seltsam an. »Und Ihr seid derjenige, der sagt, Leben sei leer, bedeutungslos. Dass wir nichts von Wert nehmen, wenn wir ein Leben nehmen. Seht Euch nur an, wie Ihr Euch an Euer eigenes Leben klammert. Ihr seid ein beschissener Heuchler.«
»Jeder Mann, der etwas wert ist, ist ein Heuchler.« Durzo griff in eine Brusttasche und nahm einen zusammengefalteten Zettel heraus. »Wenn du mich tötest, ist dies für dich. Es erklärt Dinge. Betrachte es als dein Erbe. Wenn ich dich töte... nun, wenn ich sterbe, dann werde ich auf dem Weg in den untersten Teil der Hölle eine Pause einlegen, um zu reden.«
Durzo steckte das Papier in eine Brusttasche und zog ein gewaltiges Schwert, an dessen Griff ein langes rotes Band baumelte. Die Klinge war länger und schwerer als Vergeltung, aber mit seiner Magie konnte Durzo sie mit einer Hand schwingen.
»Tut das nicht«, sagte Kylar. »Ich will nicht gegen Euch kämpfen.«
Der Blutjunge kam näher. Kylar stand reglos da und machte keine Anstalten, sich zu verteidigen. »Habt Ihr ihm die Kugel der Kanten bereits gegeben?«, fragte er.
Der Blutjunge hielt inne. Er griff in einen Beutel und nahm die silbrige Kugel heraus. »Das da?«, sagte er. »Das ist nichts. Nur eine weitere Fälschung.« Er schleuderte die Kugel durchs Fenster. Glas splitterte, als sie in die Dunkelheit hinaussegelte.
»Was habt Ihr getan?«, fragte Kylar.
»Bei den Nachtengeln!«, rief Durzo. »Du hast meinen Ka’kari gebunden. Du hast ihn mir gestohlen. Begreifst du denn immer noch nicht?«
Es war, als spräche er eine andere Sprache. Gebunden? Kylar dachte, dass er den Ka’kari gebunden hatte - er musste es getan haben, denn seine Magie funktionierte jetzt. Und Durzo behauptete, es sei nur eine Glaskugel?
»Unglaublich«, sagte Durzo kopfschüttelnd. »Zieh dein Schwert und kämpfe, Junge.«
»Jetzt ist es mein Schwert, ja?«, fragte Kylar.
»Nicht für lange Zeit. Du bist nicht würdig, meine Nachfolge anzutreten.« Durzo hob seine Klinge.
»Ich will nicht gegen Euch kämpfen«, sagte Kylar und weigerte sich, seinerseits die Klinge zu ziehen. »Ich werde nicht gegen Euch kämpfen.«
Durzo schlug zu. Im letzten Moment zog Kylar Vergeltung und wehrte den Hieb ab. Die Klingen erzitterten unter dem Aufprall.
»Ich wusste, dass du es in dir hast«, bemerkte Durzo. Er lächelte grimmig.
Jede Illusion, die Kylar vielleicht gehegt hatte, dass Durzo es ihm leichtmachen würde, weil er keine Zeit gehabt hatte, die Benutzung seiner Magie zu erlernen, löste sich sofort in nichts auf. Durzo entfachte einen so schnellen Angriffswirbel, dass es eigentlich hätte unmöglich sein sollen.
Kylar taumelte rückwärts, blockierte einige Schläge und sprang zurück, um weiteren auszuweichen. Durzo benutzte jede Waffe in seinem Arsenal. Das rote Band an seinem Schwert flirrte durch die Luft wie ein blutiger Nebel. Der Sinn des Bandes war der, dass es den Blick des Gegners von der Spitze der Klinge ablenken sollte. Jeder, der in seiner Aufmerksamkeit nachließ, würde eine stählerne Erinnerung in seinen Rippen wiederfinden.
Aber es war nicht nur das Schwert, das Kylar verwirrte. Durzo
ließ einem Hieb gegen Kylars Kopf einen Tritt gegen sein Knie, dann einen rückhändig mit der anderen Hand geführten Streich gegen sein Gesicht folgen. Die
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