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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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eine offene Wunde. An welcher Stelle habe ich den Fehler gemacht?
    Er setzte sich in Bewegung, weil Durzo Blint wie jeder Mann, der Acaelus Thorne gewesen war, ein Mann der Tat war. Seine Magie sammelte sich um seine Hände und Füße - komisch, dass es immer noch so funktionierte, obwohl er den Ka’kari verloren hatte -, und er trat aus dem Fenster. Er stürzte nicht.
    Die Magie um seine Füße herum griff nach dem Stein, und Durzo schnellte vorwärts und fing sich mit den Händen auf, so dass er mit dem Gesicht nach unten wie ein Insekt an der Burgmauer hing. Kylar hatte keineswegs alle Tricks Durzos gelernt. Hölle, er hatte nicht einmal all seine Tricks gesehen.
    Er wusste, wohin Kylar wollte, und er wusste, wie er schneller als Kylar dort hingelangen konnte, daher hatte er es nicht eilig. Das Klirren von Waffen im Innenhof erregte seine Aufmerksamkeit. Er hüllte sich in Finsternis und kroch in den Hof hinunter.
    Die Schlacht hatte einen toten Punkt erreicht. Zweihundert cenarische Wachsoldaten und die vierzig oder mehr nutzlosen Adligen bei ihnen konnten die hundert Khalidori, die das Tor zur Ostbrücke blockierten, nicht zurückschlagen. Die Khalidori hatten ein halbes Dutzend Meister bei sich, aber da der Kampf
schon länger tobte, waren sie im Wesentlichen eine mentale Hilfe. Sie hatten so ziemlich alle Magie verbraucht, die ihnen zu Gebote stand.
    Mit Augen, die lange in der Schlacht und durch die Kunst des Mordens geschärft waren, machte Durzo die Ecksteine der Schlacht aus. Manchmal war das einfach. Offiziere waren im Allgemeinen wichtig. Meister waren immer wichtig, aber manchmal gab es auch einfache Soldaten, die den Männern um sie herum Kraft schenkten. Wenn man die Ecksteine tötete, verlagerte sich das Kräftegleichgewicht der ganzen Schlacht. Auf khalidorischer Seite waren die Ecksteine zwei Offiziere und drei der Meister sowie ein Riese von einem Hochländer. Auf der cenarischen Seite gab es nur zwei: einen Sergeanten mit einem alitaerischen Langbogen und Terah Graesin.
    Der Sergeant war ein einfacher Soldat, wahrscheinlich trotz seines Alters in seiner ersten Schlacht, und Durzo kannte den Ausdruck auf seinem Gesicht. Er war ein Mann, der zum Militär gegangen war, um seine Grenzen auszuloten. Er hatte seine eigene Feuerprobe bestanden und war mit sich zufrieden. Diese Zufriedenheit war etwas Machtvolles, und jeder Mann in der Nähe des Sergeanten spürte es.
    Terah Graesin wäre natürlich in jeder Menschenmenge aufgefallen. Sie bestand praktisch nur aus Brüsten und Hochmut, eine Vision in einem zerrissenen tief blauen Kleid. Sie glaubte, dass kein Unheil es wagen würde, ihr zu nahe zu treten. Sie glaubte, dass alle um sie herum ihr gehorchen würden, und auch das spürten die Männer.
    »Sergeant Gamble«, erklang eine vertraute Stimme direkt unter Durzo. Der Sergeant schoss einen weiteren Pfeil ab und tötete einen der Meister, aber es war keiner der wichtigen.
    Graf Drake trat durch das Vordertor und packte den Sergeanten.
»Es sind noch einmal hundert Hochländer auf dem Weg hierher«, sagte der Graf, dessen Stimme beinahe unterging im Klirren der Waffen und dem Gedränge von Männern auf dem Innenhof.
    Der Anblick des Grafen streute weiteres Salz in die Wunde, die Kylar geöffnet hatte. Durzo hatte gedacht, dass der Graf zu Hause bleiben würde, aber hier war er, immer noch krank von Durzos Gift, im Begriff, mit all den anderen zu sterben.
    »Verdammt!«, fluchte Sergeant Gamble.
    Durzo wandte sich von ihnen ab. Die Cenarier würden abgeschlachtet werden. Die Sache lag nicht in seinen Händen. Er hatte seine eigene Verabredung mit der Gerechtigkeit.
    »Nachtengel!«, brüllte der Sergeant. »Wenn du noch immer auf unserer Seite kämpfst, kämpfe jetzt! Nachtengel! Komm!«
    Durzo erstarrte. Er konnte nur vermuten, dass Kylar in der Burg bereits irgendwie eingegriffen hatte. Also schön, Kylar. Ich werde dies für dich tun und für den Grafen und für Jorsin und für all die Narren, die glauben, dass selbst ein Mörder etwas Gutes bewirken kann.
    »Gebt mir Euren Bogen«, sagte Durzo. Es war eine harte, bedrohliche Stimme, von Magie verstärkt, um weithin hörbar zu sein. Sergeant Gamble riss den Kopf herum, und er und Graf Drake blickten zu dem Schatten über dem Tor hinüber. Der Sergeant warf ihm seinen Bogen und einen frischen Köcher mit Pfeilen zu.
    Durzo fing den Bogen mit der Hand und den Köcher mit seiner Magie auf. Während er einen Pfeil an die Sehne legte, zog er mit seiner

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