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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Kylar.
    Durzos Stimme schwoll an, als er mit einer Stimme, die das Geräusch der Ventilatoren und des heißen Windes überlagerte, zu rezitieren begann:
    »Die Hand der Verderbten wird sich gegen ihn erheben,
Aber sie wird nicht obsiegen.
Ihre Klingen werden verschlungen,
Die Schwerter der Ungerechten durchbohren ihn,
Aber er wird nicht fallen.
Er wird von Dächern der Welt springen
Und Prinzen erschlagen...«
    Blints Stimme verlor sich. »Ich habe es nie geschafft«, sagte er leise.
    »Wovon redet Ihr? Was ist das? Ist das eine Prophezeiung?«
    »Das bin nicht ich, geradeso wie der Hüter des Lichts nicht Jorsin war. Du bist gemeint, Kylar. Du bist der Geist der Vergeltung, der Nachtengel. Du bist die Vergeltung, die ich verdiene.«
    Vergeltung entspringt einer Liebe zur Gerechtigkeit und einem Verlangen, Unrecht wiedergutzumachen. Aber Rache führt ins Unheil. Drei Gesichter hat der Nachtengel, der Geist der Vergeltung: Vergeltung, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit.
    »Aber ich habe nichts zu vergelten. Ich verdanke Euch mein Leben«, wandte Kylar ein.
    Durzos Miene wurde ernst. »Ja, dieses Leben des Blutes. Ich habe diesem gottverdammten Ka’kari fast siebenhundert Jahre lang gedient, Kylar. Ich habe einem toten König gedient und einem Volk, das seiner nicht würdig war. Ich habe in den Schatten gelebt, und ich wurde selbst wie die Schattenbewohner. Ich habe alles gegeben, was ich war, für einen Traum von Hoffnung, den ich von Anfang an nicht verstanden habe. Was geschieht, wenn du alle Masken abstreifst, die ein Mann trägt, und du kein Gesicht unter diesen Masken findest, sondern überhaupt nichts? Ich habe den Ka’kari einmal enttäuscht. Einmal in siebenhundert Jahren des Dienstes habe ich versagt, und der Ka’kari hat mich im Stich gelassen.
    Ich bin nicht einen Tag gealtert, Kylar, nicht einen Tag seit siebenhundert Jahren. Dann kamen Gwinvere und Vonda. Ich habe sie geliebt, Kylar.«
    »Ich weiß«, erwiderte Kylar sanft. »Es tut mir leid, was mit Vonda geschehen ist.«
    Durzo schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nicht Vonda geliebt. Ich wollte nur - ich wollte nur, dass Gwinvere weiß, wie
es sich anfühlt, wenn jemand, den man liebt, mit anderen das Bett teilt. Ich habe mit beiden geschlafen, und ich habe Gwinvere bezahlt, aber es war Vonda, die ich zur Hure gemacht habe. Das war der Grund, warum ich anfangs den silbernen Ka’kari wollte - um ihn Gwinvere zu geben, damit sie nicht sterben würde wie alle anderen, die ich geliebt hatte. Aber König Darvins Stein war eine Fälschung, also habe ich dafür gesorgt, dass Garoth Ursuuls Männer sie fanden. Die einzige Möglichkeit, Vonda zu retten, wäre diese gewesen: Ich hätte ihnen meinen Ka’kari geben müssen. Ich habe ihr Leben gegen meine Macht und mein ewiges Leben in die Waagschale geworfen. Ich habe sie nicht geliebt, daher war der Preis zu hoch. Ich habe sie sterben lassen.
    Das war der Tag, an dem der Ka’kari aufhörte, mir zu dienen. Ich begann zu altern. Der Ka’kari wurde zu nichts mehr als schwarzer Farbe auf einem Schwert, das mich mit dem Wort GERECHTIGKEIT verhöhnte. Gerechtigkeit war der Umstand, dass ich alt wurde, dass ich meinen Biss verlor, starb. Du warst meine einzige Hoffnung, Kylar. Ich wusste, dass du ein Ka’karifer warst. Du würdest den Ka’kari zu dir rufen. Es gab Gerüchte, nach denen es noch einen weiteren im Königreich gab. Der schwarze Ka’kari hatte mich zurückgewiesen, aber vielleicht würde der silberne es nicht tun. Eine dürftige Hoffnung, doch eine Hoffnung auf eine weitere Chance, auf Erlösung, auf Leben. Aber du hast nur meinen Ka’kari gerufen. An dem Tag, an dem ich dich geschlagen habe, hast du begonnen, ihn an dich zu binden. An dem Tag, an dem du dein Leben aufs Spiel gesetzt hast, um dieses Mädchen zu retten. Ich war wahnsinnig. Du hast mir das Einzige genommen, was mir noch blieb. Der Ruf dahin, die Ehre dahin, das Können verblasst, Freunde tot, die Frau, die ich liebte, von Hass auf mich erfüllt, und dann
hast du mir meine Hoffnung genommen.« Er wandte den Blick ab. »Ich wollte dich töten. Aber ich konnte es nicht. Ich wusste, dass du zu deinem ersten Mord nicht in der Lage warst. Nicht einmal bei Ratte, diesem widerlichen Kerl. Ich wusste, dass du nicht jemanden töten konntest wegen etwas, das er vielleicht tun würde.«
    »Was?« Kylars Haut kribbelte.
    »Die Straßen hätten dich verschlungen. Ich musste dich retten. Obwohl ich wusste, dass dies hier geschehen

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