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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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erinnerte sich an eine abfällige Bemerkung, die er einmal gegenüber Durzo geäußert hatte:
    »Und ich dachte, die Nachtengel wären unbesiegbar.«
    »Sie sind unsterblich. Das ist nicht das Gleiche.«
    »Warum würdest du das für mich tun?«, wollte Kylar wissen.
    »Vielleicht tue ich ja gar nichts. Vielleicht ist es das Werk des Ka’kari.«
    »Was ist der Preis?«
    »Ah, Durzo hat dich gut ausgebildet, nicht wahr?« Der Wolf wirkte beinahe traurig. »Die Wahrheit ist, ich weiß es nicht. Ich kann dir nur sagen, was ich von jenen gehört habe, die erleuchteter waren als ich. Sie glaubten, dass eine Rückkehr vom Tode, wie du sie erwägst, eine solche Verletzung der natürlichen Ordnung der Dinge sei, dass dieses unnatürliche Leben das jenseitige kosten würde. Dass Acaelus für seine sieben Jahrhunderte Leben die ganze Ewigkeit eingetauscht hat. Aber sie könnten sich irren. Es könnte nicht den geringsten Einfluss auf die Ewigkeit haben - oder vielleicht gibt es gar keine Ewigkeit, die man beeinflussen könnte. Ich bin der falsche... Mann... um danach zu fragen, denn ich habe dieses Leben selbst gewählt.«
    Kylar ging auf die goldene Tür zu. Es war so wunderschön dort. Er hatte solchen Frieden verspürt. Welcher Narr würde ewigen Frieden und ewiges Glück in diesem goldenen Licht für das Blut, die Ehrlosigkeit, die Verzweiflung und die endlose Wiederholung des Lebens eintauschen, das er geführt hatte?
    Als er näher an die Tür herantrat, veränderte sie sich. Das Gold schmolz und sammelte sich binnen eines Wimpernschlags in einer Pfütze auf dem Boden, und ein tosendes Inferno brach los, begierig, Kylar zu verschlingen. Dann war es fort, und die goldene Tür war wieder da. Kylar warf dem Wolf einen Blick zu.

    »Die Ewigkeit«, sagte der Wolf, »ist für dich vielleicht kein angenehmer Ort.«
    »Du bist das gewesen?«
    »Eine simple Illusion. Aber wenn du über Kylar Stern zu Gericht sitzen würdest, würdest du ihm das ewige Paradies schenken?«
    »Du bist nicht gerade desinteressiert, was meine Entscheidung betrifft, nicht wahr?«
    »Du bist zu einem Spieler geworden, Nachtengel. Niemand ist desinteressiert, was deine Entscheidung betrifft.«
    Wie lange Kylar dort stand, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er, wenn er die falsche Entscheidung traf, vielleicht sehr, sehr lange Zeit haben würde, um es zu bereuen. Die mathematischen Formeln waren keine Hilfe; sie waren voller Unendlichkeiten und Nullen, ohne eine Möglichkeit, zu wissen, auf welcher Seite der Gleichung sie landeten. Es gab keine sichere Wette, wenn man vielleicht die Ewigkeit im Paradies wegwarf oder eine Ewigkeit in der Hölle vermied oder eine ewige Existenz auf Erden mit all ihren Mängeln wählte. Kylar besaß nicht Graf Drakes Glauben an einen liebenden Gott oder Durzos Glauben, dass es keinen solchen Gott gab. Er wusste, dass er viel Böses getan hatte, ganz gleich, wen man fragte. Er wusste, dass er auch Gutes getan hatte. Er hatte sein Leben für Elene gegeben.
    Elene. Sie erfüllte seine Gedanken und sein Herz so absolut, dass es schmerzte. Wenn er das Leben wählte, würde sie, selbst wenn sie ihn akzeptierte, alt werden und innerhalb des winzigsten Bruchteils seines Lebens sterben. Und es bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn niemals akzeptieren würde...
    All die Wenns und Vielleichts erhoben sich und fielen wieder in sich zusammen, gewaltige Bauten, denen jedes Fundament
fehlte. Aber Elene blieb. Kylar liebte sie. Er hatte sie immer geliebt.
    Elene war das Risiko, das er jederzeit eingehen würde.
    Er traf seine Wahl und lief auf die schlichte Tür zu. Er schrie...
     
    ... und fuhr hoch.
    Elene schrie. Uly schrie.
    Mit gewaltigen, keuchenden Atemzügen riss Kylar sein blutverkrustetes Gewand auf.
    Seine Brust war glatt, die Haut perfekt. Er berührte seine verletzte Schulter. Sie war heil, so gesund wie die Finger seiner rechten Hand. Sein Körper hatte nicht eine einzige Narbe davongetragen.
    Er saß blinzelnd da und blickte nicht einmal zu Uly oder Elene hinüber, die wie angewurzelt dastanden und ihn anstarrten.
    »Ich lebe. Ich lebe?«
    »Ja, Kylar«, sagte Momma K, die gerade den Raum betrat. Ihre Gelassenheit war unwirklich.
    Kylar saß einen Moment lang einfach nur töricht da. Es war alles real gewesen. Er sagte: »Unglaublich. Kylar: einer, der tötet und getötet wird. Durzo wusste es die ganze Zeit.«
    Uly, die sich von der Ruhe, die Kylar und Momma K an den Tag legten, anstecken ließ, schien kein

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