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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sagte Elene.
    »Nur ein halbes«, erwiderte Jarl, und der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen. »Die andere Hälfte bekommt er, wenn du mir die Nachricht schickst, dass du dein Ziel sicher erreicht hast.«
    »Danke.«
    »Es ist das Mindeste, was ich für Kylar tun konnte.« Jarl senkte beschämt den Blick. »Es ist außerdem das Äußerste, was ich tun kann.«
    Elene umarmte ihn. »Es ist mehr als genug. Danke.«
    »Das Mädchen ist unten. Sie will seine Lei... - sie will ihn nicht verlassen.«
     
    Er erkannte diesen Ort. Die weißgoldene Wärme durchflutete ihn; sein Fleisch ergötzte sich an dem Licht. Er bewegte sich mit sicheren, mühelosen Schritten durch den Tunnel. Eifer ohne Hast.
    Sanfte Finger schlossen seine Augen.
    Ein Kind kreischte. Bedauern. Trauer. Dunkelheit. Kälte.
    Er blinzelte den Albtraum fort. Atmete. Ließ sich wieder von dem weißgoldenen Licht halten.
    »Nimm seinen Arm, Uly. Hilf mir.«
    Kalte Steine rutschten unter seinem Rücken dahin. Unbehagen. Schmerz. Hoffnungslosigkeit.
    Dann verblassten sogar die Kälte und das Gefühl, herumgestoßen zu werden.

    Unsicher ging er weiter in den Tunnel hinein. Fing an zu laufen. Dies war der Ort, an den er jetzt gehörte. Hierher, ohne Schmerz.
    Eine Träne spritzte auf sein Gesicht. Eine Frau sprach, aber er konnte die Worte nicht ausmachen.
    Er stolperte und fiel. Er lag da, verängstigt, aber der Albtraum kam nicht zurück. Er zog sich auf die Knie hoch, stand auf. Beim nächsten Schritt prallte er gegen... nichts.
    Er streckte die Hände aus und spürte die unsichtbare Barriere. Sie war so kühl wie Eisen und so glatt wie Glas. Dahinter verstärkte sich die Wärme, das weißgoldene Licht rief ihn. Waren das Menschen vor ihm?
    Etwas zog ihn beiseite, zog ihn fort. Langsam wurde ein Raum sichtbar - nicht der Raum, denn der Raum selbst blieb unkenntlich, er schien voller Menschen zu sein, die ungeheuer neugierig darauf waren, ihn zu sehen, aber er konnte sie nicht erkennen. Das Einzige, was wirklich deutlich war, waren ein Mann, der vor ihm auf einem niedrigen Thron saß, und zwei Türen. Die Tür zu seiner Rechten war aus getriebenem Gold. Licht fiel durch die Ritzen ihrer Ränder, das gleiche warme, weißgoldene Licht, in dem Kylar sich soeben befunden hatte. Die Tür zu seiner Linken war aus schlichtem Holz mit einem einfachen, eisernen Riegel. Das Gesicht des Mannes wurde von leuchtenden, wölfisch gelben Augen beherrscht. Er war nicht groß, aber er verströmte Autorität, Macht.
    »Was ist dies für ein Ort?«, fragte Kylar.
    Ein breites Lächeln. »Weder Himmel noch Hölle. Dies ist, wenn du so willst, der Vorraum des Mysteriums. Dies ist mein Reich.«
    »Wer bist du?«
    »Es hat Acaelus gefallen, mich den Wolf zu nennen.«

    »Acaelus? Du meinst Durzo?«, hakte Kylar nach.
    »Vor dir liegt eine Entscheidung. Du kannst durch die eine oder die andere Tür weitergehen. Wähle die goldene, und ich werde dich dorthin zurücklassen, wo du gerade warst, und ich werde mich dafür entschuldigen, deine Reise unterbrochen zu haben.«
    »Meine Reise?«
    »Deine Reise in den Himmel oder in die Hölle oder in das Nichtsein oder die Wiedergeburt oder was immer es ist, das der Tod bereithält.«
    »Weißt du es?«, fragte Kylar.
    »Dies ist der Vorraum des Mysteriums, Azoth. Du wirst hier keine Antworten finden, nur Entscheidungen.« Der Wolf grinste, und es war ein freudloses Grinsen, ein Raubtiergrinsen. »Durch die hölzerne Tür wirst du zu deinem Leben zurückgelangen, zu deinem Körper, in deine Zeit - oder jedenfalls beinahe. Dein Körper wird einige Tage brauchen, um zu genesen. Du wirst wahrlich der Nachtengel sein, wie Acaelus es vor dir war. Dein Körper wird immun sein gegen die Geißel der Zeit, wie Acaelus’ Körper es war - etwas, das zu schätzen man vielleicht erst lernt, wenn man alt wird. Deine Verletzungen und Gebrechen werden außerdem schneller heilen als die sterblicher Männer. Was du deine Magie nennst, wird wachsen. Du kannst nach wie vor getötet werden; der Unterschied ist, dass du zurückkommen wirst. Du wirst eine lebende Legende sein.«
    Es klang wunderbar. Sogar zu schön. Ich wäre wie Acaelus Thorne. Ich wäre wie Durzo. Letzterer Gedanke ließ ihn stutzen. Die Bürde der Unsterblichkeit - wie auch immer sie funktionieren mochte - oder ihre Macht oder der schiere Druck von so viel Zeit war das, was Acaelus Thorne, den Prinzen, den Helden, zu Durzo Blint gemacht hatte, dem hoffnungslosen, verbitterten
Mörder. Er

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