Der Weg in Die Schatten
Grunde nicht genug, um ihm seine Tapferkeit zu entgelten, aber es war ein Anfang.
Die Meisterin ging den letzten Flur zu dem Ort hinunter, den die Südbarbaren das Arschloch der Hölle nannten. Eine übelkeiterregende Flut von Qualen umschlang sie. Sie vertrat sich den Fuß und stolperte gegen die Wand. Der Soldat, der sie begleitete, drehte sich um. Er wirkte verängstigt.
»Es ist nichts«, sagte sie und ging zu dem Gitter, das das Loch bedeckte. Einige wenige Worte, und rotes Licht brannte vor ihr.
Die Kreaturen in dem Loch blinzelten und wichen zurück. Sie sprach abermals, und das Licht senkte sich in das Loch hinab. Sie sah sich jeden der Gefangenen an. Zehn Männer, eine Frau und ein Idiot mit gefeilten Zähnen. Keiner von ihnen konnte der Usurpator sein.
Sie drehte sich von leichtem Schwindel befallen um und ging hinaus, wobei sie versuchte, nicht zu fliehen.
Eine Minute später rollte sich ein großer Mann aus einer Nische, die oben in den Stein gehauen war.
Die Frau sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Du bist ein Narr. Nichts, was sie dir antun könnten, wäre so schlimm, dass es sich dafür lohnen würde, hierzubleiben. Schau dich an. Du bist weich. Das Loch wird dich brechen, Dreizehn.«
Logan sah sie entschlossen an, eine verdreckte Frau mit klaffenden Löchern im Kleid, der einige Zähne fehlten. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war in diesem Loch das Einzige, was menschlicher Freundlichkeit nahe kam. »Obwohl aller Abschaum der Menschheit durch dieses Loch geht und alle Feuer der Verdammnis sich von ihm erheben, wird man mich nicht brechen«, entgegnete Logan.
»Er benutzt eine Menge großer Worte, wie?«, fragte der hochgewachsene Mann namens Fin. Er lächelte mit blutigem Zahnfleisch, einem der ersten Symptome von Skorbut, und schlang
sich sein Sehnenseil wieder um den Leib. »Ist viel dran an diesem großen Wichser. Wir werden fürstlich speisen.«
Skorbut bedeutete einen Mangel an Nahrung. Nahrungsmangel bedeutete, dass Fin lange genug gelebt hatte, um an einem Mangel an Nahrung zu erkranken. Fin war ein Überlebenskünstler. Logan wandte ihm den Blick zu und zog sein Messer - buchstäblich sein einziger Vorteil diesen Tieren gegenüber. »Ich will es ganz einfach machen«, sagte er. »Ihr werdet mich nicht brechen. Das Loch wird mich nicht brechen. Ich werde nicht brechen. Ich. Werde. Mich. Nicht. Brechen. Lassen.«
»Wie heißt du, Süßer?«, fragte die Frau.
Logan musste unwillkürlich grinsen. Etwas Wildes und Urtümliches stieg in ihm auf. Etwas in ihm sagte: Wo andere gescheitert sind, gestolpert sind, gefallen sind, werde ich triumphieren; ich bin anders; ich bin aus einem anderen Holz geschnitzt; ich werde mich erheben. »Nennt mich König«, antwortete er, und er lächelte durch die Angst und die Trauer, und er war machtvoll.
Das war es. Das war Überleben. Das war das Geheimnis. Das war die lebendige Flamme, verborgen in der Asche seines ausgebrannten Herzens. Wenn er sie nur festhalten konnte.
Epilog
Elene klopfte an die Tür des Küfers, hinkend, den Kopf bedeckt, den Rücken gebeugt und einen Fuß einwärts gedreht. Die khalidorische Armee war am vergangenen Tag eingetroffen, und König Garoth Ursuul belohnte seine Truppen für ihre Tapferkeit, indem er ausgewählten Soldaten gestattete, sich zu nehmen, was sie begehrten. Es war kein guter Tag, um eine hübsche Frau auf den Straßen Cenarias zu sein.
Es hatte sie zwei quälende Tage gekostet, diesen Ort zu finden. Der Küfer entriegelte die Tür, winkte sie herein und deutete auf den hinteren Teil der Werkstatt. Jarl saß an einem Tisch, der mit Papieren bedeckt war, und zu seinen Füßen standen dicke Geldsäcke. »Ich habe für dich einen Weg hinaus gefunden«, sagte er. »Ein khalidorischer Karawanenmeister hat sich bereiterklärt, dich mitzunehmen. Du wirst in einem Fach liegen müssen, das benutzt wird, um Barusch-Tee und schlimmere Dinge zu schmuggeln, bis du außerhalb der Tore bist, aber das Fach ist groß genug für dich und das Mädchen. Ihr brecht bei Einbruch der Nacht auf.«
»Du kannst diesem Schmuggler vertrauen?«, fragte Elene.
»Ich kann niemandem vertrauen«, antwortete Jarl erschöpft.
»Er ist Khalidori, und du bist schön. Aber weil er Khalidori ist, hat er die beste Chance, durch die Tore zu kommen. Und er arbeitet seit zwanzig Jahren mit uns zusammen. Ich habe dafür gesorgt, dass es in seinem Interesse ist, dich sicher von hier fortzubringen.«
»Du musst ihm ein Vermögen bezahlt haben«,
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