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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Problem damit zu haben, dass Kylar sich aufgerichtet hatte und redete, obwohl er noch einen Augenblick zuvor tot gewesen war. Elene verkraftete es nicht so gut. Sie stand abrupt auf und ging zur Tür hinaus.
    »Elene, warte«, begann Kylar. »Warte, sag mir nur eins.« Sie blieb stehen und sah ihn an, verwirrt, verängstigt und hoffnungsvoll zugleich, die Augen voller Tränen. »Wer war es, der
dein Gesicht vernarbt hat? Es war nicht Durzo, oder? Es war Ratte, nicht wahr?«
    »Du kommst von den Toten zurück, um mich das zu fragen? Natürlich war es Ratte!« Sie floh.
    »Warte! Elene, es tut mir leid!« Er versuchte, sich zu bewegen, aber es schien, als hätte es ihn alle Kraft gekostet, sich aufrecht hinzusetzen. Sie war fort. »Warte, was zur Hölle tut mir eigentlich leid?«
    Uly sah Kylar anklagend an. »Du wirst sie doch nicht gehen lassen, oder?«
    Kylar hielt sich an der Bettkante fest, als sei sie ein Rettungsanker. Er schaute Uly an und hob hilflos eine Hand - und musste sie schnell herunternehmen, um nicht umzufallen. »Wie kann ich sie aufhalten?«
    Uly stampfte mit dem Fuß auf und stürmte aus dem Raum.
    Momma K lachte, aber es war ein anderes Lachen, als er es früher von ihr gehört hatte, tiefer, voller, wahrhaft glücklich, als hätte sie mit derselben Willensanstrengung, die sie dazu gezwungen hatte, das Leben zu wählen, auch ihren Zynismus beiseitegeschoben. »Ich weiß, was du denkst, Kylar. Durzo hat dich belogen, als er dir sagte, er habe Elene verletzt. Natürlich hat er gelogen. Es war die einzige Möglichkeit, wie er dich retten konnte. Du musstest ihn töten, um seine Nachfolge anzutreten. Der Ka’kari konnte das Band nicht vollenden, bis sein ehemaliger Herr gestorben war.«
    Sie saßen schweigend da, und Kylar dachte darüber nach, dass Durzos Tod sein Leben in ein vollkommen anderes Licht gerückt hatte. Es war beunruhigend zu denken, wie sehr er sich in seinem Meister geirrt hatte. Er hatte ihn für so hassenswert gehalten - er hatte tatsächlich geglaubt, Durzo sei imstande gewesen, Puppenmädchen zu verstümmeln -, aber das Bild, das sich
herausschälte, gefiel Kylar. Durzo Blint, die Legende, war Acaelus Thorne gewesen, der Held. Kylar fragte sich, wie viele andere Heldennamen sein Meister getragen hatte. Er verspürte einen scharfen Schmerz, eine Leere im Magen, ein Aufwallen von Tränen, die er unterdrückte. »Ich werde ihn vermissen«, sagte er mit einem Kloß in der Kehle.
    In Momma Ks Augen stand der gleiche Ausdruck wie in seinen. »Ich auch. Aber es wird alles gut werden. Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube es wirklich.«
    Kylar nickte. »Ihr habt Euch also entschieden zu leben«, sagte er und blinzelte gegen die Tränen an. Er wollte vor Momma K nicht zusammenbrechen.
    »Und du hast dasselbe getan.« Sie zog eine Braue hoch, und in ihren Augen lagen irgendwie gleichzeitig Trauer und Glück und Erheiterung. »Sie liebt dich, Kylar. Ob es ihr bewusst ist oder nicht. Sie hat dich ganz allein aus der Burg geschleppt. Sie hat sich geweigert, dich zu verlassen. Jarls Männer haben sie gefunden. Erst als sie dich hierhergebracht hatten, sah Uly, dass deine Wunden heilten.«
    »Sie war wütend auf mich«, entgegnete Kylar. »So wütend, wie eine Frau wird, die liebt. Ich weiß.« »Habt Ihr Uly gesagt, wer ihre Mutter ist?«, fragte Kylar. »Nein, und ich werde es auch niemals tun. Ich werde sie nicht für dieses Leben erziehen.«
    »Sie braucht eine Familie.« »Ich hatte gehofft, dass du mit Elene dich für diesen Auftrag interessieren würdest.«
    Die Nacht legte sich in einer erdrückenden Wolke über das Ostufer des Plith. Die Stadt hatte den ganzen Tag über gebrannt, und die Nachtwinde wehten den Geruch über die Straßen. Feuer spiegelten sich im Plith wider, und tiefhängende
Wolken drückten die aschegeschwängerte Luft wie ein Kissen auf das Antlitz der Stadt.
    Ein Wagen klapperte eine Straße hinunter; sein Fahrer saß gebeugt da, das Gesicht vermummt gegen die stinkende Luft. Er überholte eine hinkende, verkrüppelte Frau mit gebeugtem Rücken.
    »Willst du mit?«, fragte er mit rauer Stimme.
    Die Frau wandte sich ihm erwartungsvoll zu. Auch ihr Gesicht war vermummt, aber ihre Augen waren jung, obwohl die Haut darum herum schwarz und geschwollen war.
    Ihr khalidorischer Fahrer war angeblich dunkelhaarig und fett. Dieser Mann war weißhaarig, hager und gebeugt, und er ging beinahe in seinen Kleidern unter. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
    »Bitte,

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