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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gefunden, Sire. Keine der Wachen vor Euren Räumen, denen Eurer Gemahlin und denen Eurer Töchter oder Eures Sohnes hat irgendetwas Ungewöhnliches gemeldet.«
    »Es ist nicht gerecht«, sagte der König und stapfte zu seinem Thron hinüber. »Was habe ich getan, um das zu verdienen?« Er warf sich auf seinen Thron - und kreischte auf.
    Er flog praktisch vom Thron herunter. Dann umklammerte er Lordgeneral Agon. »Oh, Götter! Mir ist ganz schwach. Ich sterbe! Verdammt sollt Ihr alle sein! Ich sterbe! Wachen! Hilfe! Wachen!« Die Stimme des Königs wurde immer schriller und schriller, und er begann zu weinen, während die Wachen in Pfeifen bliesen und Glocken läuteten und der Thronsaal donnernd zum Leben erwachte.

    General Agon zog dem König die Hände von der Kehrseite und drückte den zitternden Mann in die Arme seines Speichelleckers, Fergund Sa’fasti, der zu dumm war, um ihn festzuhalten. Der König brach auf dem Boden zusammen und weinte wie ein Kind. General Agon ignorierte ihn und ging mit langen Schritten zum Thron hinüber.
    Sofort sah er, wonach er Ausschau gehalten hatte: eine dicke, lange Nadel, die aus einem abgesessenen Kissen auf dem Thron ragte. Er versuchte, sie mit den Fingern herauszuziehen, aber die Nadel steckte fest. So fest, dass sie nicht einfach umgeknickt wäre, hätte der König sich nicht genau von oben daraufgesetzt.
    General Agon zückte sein Messer und schlitzte das Kissen auf. Er zog die Nadel heraus und ignorierte die Glocken, ignorierte auch die Wachen, die in den Raum strömten, den König umringten und alle anderen in ein Nebenzimmer trieben, wo man sie festhalten und befragen konnte.
    An der Nadel hing ein Zettel; darauf las Lordgeneral Agon die Worte: »Ich hätte vergiftet sein können.«
    »Tretet beiseite!«, rief ein kleiner Mann aus dem hinteren Teil des Raums und stieß die Soldaten aus dem Weg. Es war der Arzt des Königs.
    »Lasst ihn durch«, befahl der Lordgeneral. Die Soldaten wichen vom König zurück, der wimmernd auf dem Boden lag.
    Brant winkte den Arzt heran, zeigte ihm die Notiz und flüsterte: »Der König wird ein wenig Mohnwein brauchen, vielleicht sogar viel. Aber er ist nicht vergiftet worden.«
    »Danke«, sagte der Mann. Hinter ihm hatte der König die Hosen heruntergelassen und verrenkte sich den Hals, um zu versuchen, die Wunde an seinem Hintern zu betrachten. »Aber glaubt mir, ich weiß, wie man mit ihm umgehen muss.«
    Der General verkniff sich ein Lächeln. »Geleitet den König
zu seinen Gemächern«, befahl er den Wachen. »Stellt einen Wachposten vor die Tür, und schickt zwei Hauptleute in den Raum selbst. Ihr anderen kehrt zu Euren Pflichten zurück.«
    »Brant!«, brüllte der König, als die Wachen ihn hochhoben. »Brant! Ich will seinen Tod! Verdammt, ich will seinen Tod!«
    Brant Agon bewegte sich nicht, bis der Thronsaal wieder leer war. Der König wollte Krieg führen gegen einen Schatten, einen Schatten, von dem nur eins körperlich war: der Stahl seiner Klingen. Genau das bedeutete das Unterfangen, einen Blutjungen zu ermorden. Das oder Schlimmeres. Wie viele Männer würden sterben, bevor der Stolz des Königs besänftigt war?
    »Mylord?«, fragte eine Frau zaghaft. Es war eine der Haushälterinnen. Sie hielt ein verpacktes Bündel in Händen. »Man hat mich... ausgewählt, um für die Hausdiener Bericht zu erstatten, Herr. Aber nachdem der König fort ist und alles... könnte ich...?«
    Der General musterte sie eingehend. Sie war eine alte Frau und bangte offensichtlich um ihr Leben. Er wettete, dass sie »ausgewählt« worden war, indem sie einen kurzen Strohhalm gezogen hatte. »Was gibt es?«
    »Wir Hausdiener haben die hier gefunden. Irgendjemand hat sie in jedem der königlichen Schlafgemächer zurückgelassen, Herr.«
    Die Haushälterin reichte ihm das Bündel. Darin befanden sich sechs schwarze Dolche.
    »Wo?«, fragte Brant mit erstickter Stimme.
    »Unter... unter den Kissen der königlichen Familie, Herr.«

22
    Kleine Füße tapsten in Azoths Bewusstsein. Es war ein seltsames Geräusch für jemanden, der sich tot wähnte, aber Azoth konnte es sich nicht anders erklären. Nackte, kleine Füße auf Stein. Er musste draußen sein, denn das Geräusch hallte nicht von irgendwelchen Wänden wider. Er versuchte, die Augen zu öffnen, und scheiterte. Vielleicht war es so, wenn man tot war. Vielleicht verließ man seinen Körper gar nicht. Vielleicht lag man in seiner Leiche und musste fühlen, wie man langsam verweste. Er hoffte,

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