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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Robe kaum verdient hatte. Aber seine Talente, wenn nicht seine magische Gabe, hatten ihm in Cenaria gute Dienste geleistet. Der König war so dumm wie Bohnenstroh, aber man konnte mit ihm arbeiten, wenn man keinen Anstoß an Verdrießlichkeit und wahren Ergüssen von Flüchen nahm.
    Doch heute Abend wanderte Fergund durch die Burg, als sei er ein Wachposten. Er hatte an den König appelliert, aber Aleine IX. - sie nannten ihn Neuner, kurz für »der Neunjährige« und nicht für »der Neunte«, taten das aber nur, wenn sie mit Freunden zechten - hatte ihn beschimpft und ihm befohlen, zu tun, was immer der Lordgeneral sagte.
    Angewidert von seinem nächtlichen Auftrag - wonach suchte er überhaupt? -, setzte Fergund seine einsame Runde durch den Innenhof der Burg fort. Er hatte den Gedanken erwogen, um eine Eskorte zu bitten, aber Magier waren angeblich tödlicher als hundert Männer. Wenn das in seinem Fall nicht direkt der Wahrheit entsprach, würde es ihm doch nicht guttun, diese Tatsache bekanntzumachen.
    Der Burghof hatte die Form eines unregelmäßigen Diamanten und war dreihundert Schritt breit und beinahe vierhundert Schritt lang. Im Nordwesten und im Südosten wurde er vom
Fluss begrenzt; der Plith - der durch die Insel Vos auf eine halbe Meile geteilt wurde - floss südlich der Burg wieder zusammen.
    Im Hof waren die Geräusche von Männern, Pferden und Hunden zu hören, die sich für die Nacht bereitmachten. Es war noch so früh, dass Männer in den Kasernen dem Glücksspiel frönten, und die Klänge einer Leier und gutmütiges Fluchen wehten in den dichten Nebel hinein.
    Fergund zog sich den Umhang fester um die Schultern. Die Mondsichel durchdrang kaum den kalten Nebel, der von den Flussläufen aufstieg und durch die Tore strömte. Die feuchte Luft küsste Fergunds Nacken, und er bereute, dass er sich kürzlich die Haare hatte schneiden lassen. Der König hatte sich über sein langes Haar lustig gemacht, aber Fergunds Geliebte hatte es sehr bewundert.
    Und jetzt, da sein Haar kurz war, verspottete der König ihn deswegen.
    An dem eisernen Tor wogte der Nebel auf eigenartige Weise herein, und Fergund erstarrte. Er umarmte die Macht - für ihn war es allerdings schon immer eher ein Ringkampf als eine Umarmung gewesen - und spähte durch den Nebel. Sobald er der Macht habhaft geworden war, beruhigte sie ihn. Er konnte nichts Bedrohliches feststellen, obwohl sein Gehör und sein Augenlicht sich geschärft hatten.
    Fergund atmete tief durch und zwang sich, durch das Tor zu treten. Er wusste nicht, ob er es sich einbildete, aber es fühlte sich an, als dränge der Nebel wie eine einmarschierende Armee gegen die gesamte Mauer der Burg. Der Nebel umwaberte ihn fast bis zu den Schultern, und die Fackeln, die über den Köpfen der beiden Wachposten angebracht waren, teilten ihn kaum.
    Nachdem er den beiden Männern zugenickt hatte, drehte Fergund sich um und ging zurück zur Burg. Er verspürte ein
Gewicht zwischen den Schulterblättern, als bohrten sich Blicke in ihn, und er unterdrückte den Drang, über die Schulter zu schauen. Aber als er auf die Ställe zuging, verstärkte sich das Gefühl nur noch. Die Luft fühlte sich schwer an, so dick, dass es war, als ginge er durch Suppe. Der Nebel schien sich um ihn herum zu kräuseln und an seinem kahlen Nacken zu lecken, als wollte er ihn verspotten.
    Mit dem Aufkommen des Nebels verschwanden der Mond und die Sterne vollkommen. Die Welt war eingehüllt in Wolken.
    Als er um die Ecke der Ställe bog, stolperte Fergund. Er streckte eine Hand aus, um sich an dem Holz festzuhalten, spürte jedoch unter den Fingern einen Moment lang etwas Nachgiebiges, bevor es verschwand. Etwa so, als hätte er einen Mann berührt, der dort stand.
    Fergund taumelte angstvoll rückwärts und versuchte die Umarmungen der Macht zu erneuern. Er konnte nichts sehen. Es war niemand dort. Endlich kam ihm seine Magie zu Hilfe. Er fing eine flüchtige Bewegung auf, als trete jemand in die Ställe - aber das hätte auch Einbildung sein können.
    Hatte er Knoblauch gerochen? Das konnte gewiss nur Einbildung sein. Aber warum sollte er sich etwas Derartiges einbilden? Einen langen Moment zögerte er. Doch er war ein schwacher Magier, kein schwacher Mann. Er machte einen Feuerball bereit und zog sein Messer. Dann ging er in weitem Bogen um die Ecke herum und spannte alle Sinne an, magische wie körperliche.
    Er sprang durch die Tür und sah sich hektisch um. Nichts. Die Pferde standen in ihren Boxen,

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