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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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zur Bar, wohl wissend, dass Marie ihn weder hören noch sehen konnte. «Warum ich so viel arbeite? Weil du mir auf der Tasche liegst, Baby.» Er klopfte sich auf die Brust, starrte auf Maries Hinterkopf und sagte zu niemandem im Besonderen: «So sieht’s doch aus.»
    Er lehnte sich zurück und rückte seine Sonnenbrille zurecht, als einige Weiße den Nachtclub betraten. Sie hatten die massige Statur und den Haarschnitt von UN -Soldaten. Mit einer Handbewegung machte Fabrice die Billardspielerinnen auf sie aufmerksam. Sofort ließen sie ihre Queues stehen und bahnten sich einen Weg zu den Männern.
    «Beschissene UN -Soldaten», murmelte Louis. «Die kommen doch nur aus ihren Löchern, um unsere Weiber zu vögeln.»
    «Dann haben sie wenigstens was zu tun», sagte Fabrice. Er wischte den Tisch mit ein paar Papierservietten ab und signalisierte, dass sie nun zum Geschäftlichen übergehen sollten.
    Louis legte das in Papier eingeschlagene Päckchen auf den Tisch und wickelte es vorsichtig so weit aus, dass man hineinsehen konnte.
    «Dieses Zeug geht jede Woche außer Landes?», fragte Fabrice erstaunt, nahm eine Gesteinsscherbe zwischen die Finger und hielt sie ins Kerzenlicht.
    «Jede Woche», sagte Louis. «Kalaschnikows kommen rein, das hier geht raus.»
    Fabrice schob sich die Sonnenbrille in die Stirn, beugte sich über das Gestein und betrachtete es näher. «Mit einem Helikopter?»
    «Nicht nur einer. Es sind immer vier, mit Maschinengewehren und so weiter … Söldner. Ich hab dir doch gesagt, dass es ein großes Spiel ist, Fabrice. Dieses Mal wurde alles von Chinesen abgewickelt, und es war nicht so einfach, das Zeug hier abzuzweigen.» Louis zeigte auf das Päckchen. «Es ist wirklich gefährlich, Fabrice. Ich riskiere Kopf und Kragen. Darüber müssen wir noch mal sprechen.» Er sah seinen Mittelsmann ernst an, um ihm klarzumachen, wie schwierig es für ihn gewesen war.
    Doch Fabrice hörte kaum zu, wie immer. Stattdessen drehte und wendete er die Gesteinsscherbe in seiner Hand, und mit jeder Bewegung verdüsterte sich sein Blick.
    «Wo holen die das Zeug her?»
    «Aus dem Norden», sagte Louis, lehnte sich zurück und sah eine der Huren vom Nebentisch an. Sie gefiel ihm. Er lächelte und ließ seinen Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Ausschnitt wandern.
    «Aus dem Norden? Was soll das heißen? Jenseits der Grenze?»
    Louis schüttelte den Kopf. «Nein, nicht aus dem Sudan. Soviel ich weiß, kommt es aus dem Ituriwald, aus einem Ort namens Epulu.»
    Fabrice sah Louis überrascht an. «Aus dem Ituriwald? Unmöglich. Da kommt gar nichts her. Kein Mensch überquert den Fluss.» Statt weiterzusprechen, überschlugen sich seine Gedanken. Was konnte so wertvoll sein, dass jemand es wagte, so weit in den Norden vorzudringen? Es war glatter Selbstmord. Er sah sich wieder die Gesteinsscherbe an und schüttelte den Kopf. «Herrgott, das Zeug muss ein Vermögen wert sein!»
    Interessiert beugte Louis sich vor. «Red nicht drum rum, Fabrice! Wie viel ist es wert?»
    «Das ergibt doch alles keinen Sinn!» Fabrice warf die Gesteinsscherbe auf den Tisch, sodass sie beinahe herunterfiel. Louis konnte sie gerade noch auffangen. «Das Zeug ist völlig wertlos, Louis. Es ist nichts weiter als das gute alte Coltan.»
    «Coltan?», fragte Louis entsetzt.
    «Ja, du weißt schon. Tantalit. Das Zeug, das in Handys steckt.» Verächtlich wedelte Fabrice mit der Hand. «Es wird überall abgebaut. Das hier ist keine fünfzehn Dollar wert. Wirklich ein verdammt ‹großes Spiel›, Louis!»
    «O nein …», stammelte Louis und schüttelte enttäuscht den Kopf. Er hob die Gesteinsscherbe auf und starrte sie an. Dann hielt er sie direkt vor die Flamme der Kerze. «Wozu dann die bombastischen Sicherheitsvorkehrungen? Ich hab die Jungs doch gesehen! Dieses Zeug hier muss viel wertvoller sein!»
    Er führte die Scherbe noch näher an die Flamme, und plötzlich sah Fabrice etwas Rotes aufblitzen. Er packte Louis’ Handgelenk, damit der die Scherbe ruhiger hielt, und beugte sich vor. Eine rote Ader zog sich durch die Scherbe. Blutrot.
    «Was zum Teufel …», murmelte Fabrice. Er nahm Louis die Scherbe ab, hielt sie vor die Flamme und betrachtete sie genauer. Sie hatte einen eigenartigen Glanz und sah gegen das Licht aus, als ob sie glühte, wie Lava, die nach einem Vulkanausbruch langsam abkühlt.
    «Was ist es denn nun?», fragte Louis ungeduldig und beugte sich ebenfalls weiter vor. «Uranerz?»
    «Keine Ahnung. Ich habe schon mit

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