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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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vor. «Sind wir für Ihr Radar zu tief geflogen? Das ist aber schade.»
    «Das ist nicht der Moment für Spielchen, Franzmann. Raus mit der Sprache!»
    Jean-Luc gähnte und reckte sich, während Devlin von einem Fuß auf den anderen trat.
    Einen Moment lang war es still im Raum, dann sagte Jean-Luc schlicht: «Nein.»
    «Kommen Sie uns nicht so, Étienne! Wir können Ihnen das Leben zur Hölle machen. Sie wissen, wer mein Auftraggeber ist.»
    Jean-Luc sah ihn kopfschüttelnd an. «Sie haben es immer noch nicht kapiert. Das hier ist der Kongo. Was hier geht oder nicht geht, entscheiden nicht Sie. Also hören Sie auf, den starken Mann zu spielen, und gehen Sie wieder nach Hause.»
    «Schwachsinn!», zischte Devlin. «Ich habe Sie gewarnt. Rücken Sie den genauen Standort raus!» Er streckte den Arm aus, als könnte er Jean-Luc die Information aus der Hand reißen.
    Angesichts dieser Geste bewegten sich auch seine Männer und griffen zu den Waffen, während Laurent und seine Leute alles aufmerksam beobachteten und ihrerseits zu den Waffen griffen.
    «Ts-ts-ts», machte Jean-Luc. «Jetzt sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben! Alle geraten in Hektik. Dabei wollten wir doch nur ein paar Tage durchsaufen. Ich muss schon sagen, Devlin, Sie machen es hier richtig ungemütlich.»
    Devlin versuchte, die Ruhe zu bewahren. Er wusste, dass er vorsichtig sein musste. Es stand zu viel auf dem Spiel, um die Situation eskalieren zu lassen. Einige Sekunden lang herrschte absolute Stille, dann nahm er den Arm wieder herunter.
    «Okay, Étienne, wenn es so ist, wie viel Alkohol brauchen Sie und Ihre Männer für … sagen wir … ein Jahr?»
    Jean-Luc schnaubte verächtlich. «Nichts zu machen. Kommen Sie morgen wieder.»
    Devlin wurde so wütend, dass er rot anlief, aber er durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Er musste sich beherrschen und durfte sich von diesem Bastard nicht provozieren lassen. Seit Langley das Feuer-Coltan als diejenige Substanz identifiziert hatte, mit der die Chinesen einen ganz neuen Typ von Satellitentelefonen bauten, war in der Chefetage nicht nur seines Geheimdienstes die Hölle los. Das Wichtigste war jetzt, einen klaren Kopf zu bewahren.
    Vor zwei Tagen hatte ChinaCell seine Pläne offiziell bekannt gegeben, und seitdem arbeiteten amerikanische Wissenschaftler Tag und Nacht daran, eine Erklärung dafür zu finden, wie es möglich war, handliche Satellitentelefone zu bauen. Inzwischen wurden diese Geräte schon in jedem Telefonladen um die Ecke angeboten, der Kundenandrang war immens, und die Umsätze der anderen Telekommunikationsanbieter fielen ins Bodenlose.
    Erst als man erkannt hatte, dass Feuer-Coltan das Geheimnis hinter den winzigen Kondensatoren und Antennen war, hatte man anfangen können, das Puzzle Stück für Stück zusammenzusetzen. Zwar erhitzten sich die neuen Geräte stärker als herkömmliche Mobiltelefone, aber sonst funktionierten sie einwandfrei.
    So war Devlins Mission über Nacht von einer Provinzaffäre zu einer internationalen Krise geworden. Das gesamte westliche Telekommunikationssystem war plötzlich obsolet geworden, und Feuer-Coltan war die Substanz, die das möglich gemacht hatte. Die Befehlslage, die sich für Devlin daraus ergab, war einfach: die Kontrolle über die Mine zu übernehmen und sein Land somit in den Besitz des Minerals zu bringen.
    Das jedoch war eine heikle Angelegenheit. Die USA durften ein Vollmitglied des Weltsicherheitsrates nicht offen angreifen, und sich in die chinesisch-afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen einzumischen, kam ebenfalls nicht in Frage. Folglich musste eine dritte Partei einen Konflikt anzetteln, in den die USA dann lediglich unterstützend eingreifen würden.
    Eine Sondereinheit war bereits zu den Mai-Mai südlich von Bukavu entsandt worden. Die dortige Rebellengruppe war für ihre Härte bekannt und hatte in allen Phasen des blutigen kongolesischen Bürgerkriegs für die unterschiedlichsten Parteien mitgemischt. Obwohl sie offiziell geächtet waren, stellten sie die einzige Kraft im Kongo dar, die mit entsprechender Unterstützung etwas gegen die LRA ausrichten konnte. Die UN -Truppen arbeiteten zwar seit zehn Jahren an ihrer Entwaffnung, aber nun hatte sich die Situation schlagartig verändert, und die Mai-Mai wurden gebraucht.
    Eine amerikanische Transportmaschine vom Typ Hercules hatte bereits Waffen an einen Außenposten der Mai-Mai an der ruandischen Grenze geliefert, und die Rebellen hatten sich in nördlicher Richtung gen

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