Der Weg ins Dunkel
das Erbrochene schon gerochen, bevor sie in Goma landeten. Beim obligatorischen Durchchecken der Maschine nach dem Flug hatte er es dann an Antons Overall gefunden und begriffen, wie schlecht es dem jungen Mann ging. Auch nach zehn Stunden Trinken hatte er sich noch nicht beruhigt.
«Hey!», rief Jean-Luc und schnippte mit den Fingern, um die Aufmerksamkeit seiner Männer zu erregen.
Anton und Laurent wurden still und wandten sich ihm überrascht zu.
«Wenn ein Mann wie Fabrice euch etwas zu trinken anbietet, dann trinkt ihr gefälligst», grollte Jean-Luc und sah dabei Anton an. «Außerdem solltet ihr inzwischen wissen, dass man diese ganze Scheiße hier nur mit genug Alkohol erträgt.»
Die Männer nahmen den Whisky, bedankten sich, und Jean-Luc machte es sich wieder bequem.
«Auf ein Wort», sagte Fabrice zu ihm. «Mein Gewährsmann am Flughafen sagt, dass Aktivitäten zu beobachten sind.»
Jean-Luc reagierte nicht.
«Er sagt, dass Waren rein- und rausgehen, aber dieses Mal scheint mich niemand am Geschäft beteiligen zu wollen.»
Jean-Luc zog an seiner Zigarette. «Sie sollten Ihrem Mann am Flughafen sagen, dass es gefährlich ist, Geschichten zu verbreiten.»
Fabrice lächelte. «Sie wissen ja, wie das hier ist. Jeder kennt jeden. Da wird halt viel geredet.»
«Alles nur Klugscheißerei», erwiderte Jean-Luc.
«Na ja … Nachdem ich die Sache mit den Lizenzen für Sie klargemacht habe, dachte ich, dass Sie sich vielleicht revanchieren wollten. Das ist wohl nicht zu viel verlangt. Und Sie wissen ja, wie es hier zugeht, Jean-Luc. Hier passiert nichts ohne mich.»
Jean-Luc nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, seine Nasenflügel bebten, und er riss die Augen auf. Die Drogen hatten seine Pupillen so erweitert, dass seine Augen ganz schwarz waren. «Sorgen Sie dafür, dass Ihr ‹Gewährsmann› mir den Treibstoff billiger verkauft. Dann beteilige ich Sie am Geschäft. Zehn Prozent meines Gewinns.»
Fabrice hob sein Glas. So einfach hatte er sich das gar nicht vorgestellt. Offenbar hatte Jean-Luc gute Laune. «Sie können sich darauf verlassen.»
«Jetzt verpissen Sie sich aber gefälligst», lallte Jean-Luc. Von guter Laune konnte keine Rede sein.
Fabrice stellte die Flasche Malt auf den Tisch und stand auf. «Bitte sehr, für Sie.» Er wandte sich schon zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen. «Ach, übrigens … Es heißt, man sei auf der Suche nach Ihnen. Irgendwelche Amerikaner möchten Sie gern persönlich kennenlernen. Meine Jungs an der Grenze sagen, sie seien gestern ins Land gekommen. Brauchen Sie einen Unterschlupf?»
Jean-Luc malmte mit den Backenzähnen, als er die Information verarbeitete. Dann sagte er: «Sagen Sie den Amis, dass ich hier bin und sie erwarte.»
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Kapitel 27
Zwei Männer betraten das Soleil Palace durch den Haupteingang und blieben in der Nähe des Billardtisches stehen. Ihre Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Dann sprach einer leise in das Mikrophon an seinem Revers. Gleich darauf kamen vier weitere Männer herein, der Letzte von ihnen war Devlin.
Laurent sah sie als Erster. Mit der Stiefelspitze trat er zwei schlafenden Söldnern gegen die Beine, um sie zu wecken. Auch Jean-Luc hob langsam den Kopf.
Die Amerikaner verteilten sich im Raum, um Devlin nach allen Seiten hin zu schützen, während der auf die Söldner zuging. Alle hatten muskulöse Nacken und Arme, und ihre Haare waren militärisch kurz geschnitten. Sie trugen leichte Hosen in Beige- und Brauntönen und Safarijacken, die unter dem linken Arm auffallend ausgebeult waren. Alle richteten den Blick auf Jean-Luc.
Devlin trat ins Licht der Tischbeleuchtung und entblößte lächelnd seine perfekten, blendend weißen Zähne.
«Wie ich sehe, haben Sie sich die Zähne machen lassen», sagte Jean-Luc. «Aber ihr Yankees habt ja schon immer gern die Zähne gezeigt. Stimmt es eigentlich, dass ihr sie zu winzigen Stümpfen abschleifen lassen müsst, bevor der Zahnarzt die glänzend weißen Kappen aufsetzen kann? Eine widerliche Vorstellung! Was haben Sie diese Zähne gekostet, Devlin? Oder hat die CIA die Kosten übernommen?»
Devlin reagierte nicht auf die Provokation, sondern stand einfach nur stumm und starr da. Nach einer Weile sagte er: «Der genaue Standort der Mine …» Mit seinem Südstaatenakzent zog er jedes Wort in die Länge. «Sie haben Ihr Geld für das Feuer-Coltan bekommen. Jetzt wollen wir wissen, wo das Zeug herkommt.»
Jean-Luc beugte sich
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