Der Weg ins Verderben
handelte.
Er sorgte für Licht.
Wie er das getan hatte, wusste ich nicht, jedenfalls erhellte sich die Dunkelheit um einen bestimmten Gegenstand, der auf einem Tisch stand.
Ich bekam große Augen. Plötzlich wirbelten die Gedanken durch meinen Kopf. Ich sah den Gegenstand und dachte, dass ich ihn schon mal gesehen hatte, allerdings nicht so wie jetzt, sondern größer und auch mehr als Projektion.
Es war ein Totenschädel!
Er stand auf dem Tisch wie ein makabres Kunstwerk. Er war wirklich perfekt, er war ein kleines Wunder, und es gab noch etwas, über das ich mich wunderte.
Es war die Verbindung zwischen ihm und mir. An meiner Stirn klebten die Kontakte, und das war auch an seiner Stirn der Fall. Es gab also eine Verbindung zwischen uns. Man konnte sagen, dass das Experiment zwischen uns von den Vorbereitungen her abgeschlossen war.
Ich sah nur noch den rötlichen Schädel. Sarko hatte sich in die Dunkelheit zurückgezogen. Er tat auch nichts. Er ließ mir Zeit, den Schädel genauer zu betrachten.
Das tat ich auch. Und ich fragte mich dabei, wem der Schädel wohl gehört hatte. Jedenfalls war er für mich der Mittler zwischen den Menschen und der Hölle.
Ich sah eine Bewegung in der Nähe des Schädels und im nächsten Augenblick eine Hand. Sie gehörte Sarko, und er legte sie genau auf den Schädel.
So gaben sich Sieger, und als Sieger musste er sich fühlen. Er hatte den Kopf gedreht, was ich mehr ahnte, aber er schaute in meine Richtung.
»Fragen, Sinclair?«
»Sicher.«
»Das kann ich mir denken. Du kannst diese Fragen ruhig stellen.«
»Erst mal eine.«
»Bitte.«
»Was soll das? Erlebe ich hier ein Experiment? Bin ich der entsprechende Proband dafür?«
»Nein, ein Experiment ist es nicht, denn ich bin schon einen Schritt weiter.«
»Und weiter?«
Er lächelte und wies auf den Totenschädel. »Ich will mich kurz fassen. Du siehst die Elektroden an der Stirn des Schädels. Sie sind auch an deinem Kopf vorhanden, und sie sind deshalb da, weil sie Signale weitersenden können. Ja, Signale, die dich erreichen, die sich in deinen Kopf graben, das ist der große Schritt.«
»Wieso?«
»Ganz einfach. Ich kann die Gedanken im Gehirn nicht nur angreifen und sie dann per Computer verstärken, wie es schon gemacht wurde, nein, ich kann sie sogar auf ein zweites Gehirn übertragen. Genau das ist eben das Großartige. Man erfährt, wie es ist, die Gedanken eines anderen Menschen zu lesen. So etwas erzeugt nie gekannte Nähe und auch eine Vertrautheit. Aber es kann auch anders kommen. Vielleicht sprechen die Gehirne völlig andere Sprachen, und da gibt es dann keine Gemeinsamkeiten. Das ist das Spannende daran. Du wirst es erleben, Sinclair, wie es vor dir schon andere Menschen erlebt haben.«
»Ja, wie Harriet Brown.«
»Genau. Sie hat es geschafft.«
»Und was hat sie geschafft?«
»Sie ist auf den Weg gebracht worden.«
»Auf den ins Verderben.«
»Nein«, hielt Sarko mir entgegen. »Sie ist eine Verräterin gewesen, daran gibt es keinen Zweifel.«
»Nicht für mich. Sie hat Rat gesucht. Ihr verdammtes Experiment hat sie durcheinander gebracht. Sie war völlig von der Rolle. Und jetzt ist sie leider tot. Auch eine Folge Ihrer wahnsinnigen Experimente. So muss man das sehen.«
»Das ist ihre eigene Schuld gewesen. Sie hätte sich besser zurückhalten sollen.«
»Ansichtssache.«
»Aber jetzt bist du an der Reihe.«
»Ja, das ist mir klar. Mit wem werde ich denn Kontakt haben? Wessen Gedankenwelt wird sich mir öffnen?«
»Du siehst ihn.«
»Ich sehe einen Schädel, nicht mehr.«
»Ja, aber es ist noch etwas Unsichtbares vorhanden. Das wird sich dir offenbaren.«
»Seine Gedanken?«
»Auch.«
»Was noch?«, wollte ich wissen.
Sarko kicherte. Es machte ihm Spaß, mich aufzuklären. »Seine Vorstellungen. Dämonische Vorstellungen. So wie er die Welt sieht. Ja, das kommt alles zusammen.« Er rieb seine Hände gegeneinander. »Und ich weiß, dass die Menschen es schwer haben, dagegen anzugehen, ich habe sie hier schreien hören, und es gab welche, die sogar um den Tod gebettelt haben. Dieser Schädel ist einmalig. Er hat die Gedanken und Vorstellungen zahlreicher Dämonen in sich vereint. Und ich freue mich darauf, wenn er sie freigibt. Das ist immer ein Fest für mich.«
Ich hatte alles gehört. Und ich hatte darauf gehofft, dass meine Lähmung nachlassen würde. Leider tat sich da nichts. Ich konnte nicht mal den kleinen Finger bewegen, und so blieb ich weiterhin starr sitzen.
Dr.
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