Der Weg ins Verderben
Sarko lächelte, als er wieder in die Dunkelheit der Kirche glitt.
Aus ihr hörte ich auch seine Stimme.
»Ich werde jetzt den Strom anstellen. Wir brauchen Energie …«
Ich kam nicht mehr dazu, eine Frage zu stellen oder noch eine Bemerkung zum machen, denn es ging los …
***
Zuerst merkte ich nichts. Oder nicht viel. Ich hörte nur ein Summen, das sich in meinen Ohren ausbreitete und nicht weiter tragisch war, sondern eher unangenehm. Ich wartete, Zeit verstrich, und ich bekam noch keinen Kontakt zur anderen Seite. Der Schädel lag auf dem kleinen Tisch, ich konnte ihn sehen, aber ich stellte fest, dass nichts mit ihm passierte. Er blieb, wie er war, und auch das Fremde erwischte mich nicht.
Nur das Summen blieb. Und ich hatte mich so daran gewöhnt, dass es mich nicht störte.
Den Draht, der uns beide verband, den sah ich nicht. Er musste irgendwo auf der Erde in der Dunkelheit verschwunden sein. Ich befand mich also auf dem Weg ins Verderben oder in die Hölle. Man würde mir Dinge zeigen, die schockierten und grausam waren. Bilder würden in meinem Kopf entstehen, so hatte ich Sarko zumindest verstanden.
Bisher tat sich nichts.
Ich blieb weiterhin sitzen, denn auch die Starre löste sich nicht. Wie lange sie mich schon unter ihrer Kontrolle hatten, wusste ich nicht, denn ich hatte nicht auf die Uhr geschaut. Aber es keimte Hoffnung in mir auf. Da bisher noch nichts geschehen war, rechnete ich damit, dass es auch so bleiben würde.
Meine Umwelt nahm ich ganz normal wahr. Ich sah das Dämmerlicht in der Kirche. Ich sah schwach die Wände mit den Nischen, in denen die Urnen standen, aber das war auch alles.
Der Schädel blieb so, wie er war, und auch Sarko veränderte sich nicht.
Was tun?
Schon oft in meinem Leben hatte ich mir die Frage gestellt. Ich dachte darüber nach, wieder Kontakt mit Sarko aufzunehmen, aber er würde nichts anderes sagen als zuvor.
Es hatte keinen Sinn, und ich musste warten, bis die Dinge ins Rollen kamen und die andere Seite mit mir Kontakt aufnahm.
Ich hörte nichts.
Es gab auch keine Schmerzen in meinem Kopf. Er war irgendwie leer, und so hatte ich noch immer Zeit, darauf zu warten, dass ich mich endlich wieder bewegen konnte.
Und das passierte auch!
Aber es war eine Bewegung in meinem Kopf. Das heißt, die Leere war daraus verschwunden. Das Summen vernahm ich nicht mehr, und ich stellte mich darauf ein, dass man mich mit anderen Vorgängen überfallen würde. Das war nicht falsch gedacht, denn urplötzlich erlebte ich den Druck in meinem Kopf. Man konnte ihn auch als einen Schmerz bezeichnen, denn er presste meinen Kopf zusammen.
Meinen Kopf konnte ich schon wieder etwas bewegen. So war ich in der Lage, ihn ein wenig zur Seite zu drehen, um besser sehen zu können.
War da was?
Nein. Oder doch?
Ja, da war etwas. Aber ich wusste nicht, ob es real war. Ich sah es zwar vor meinem geistigen Auge, aber es war in meinem Kopf entstanden, und ich hätte nicht nach ihm greifen können, um es festzuhalten. Es war nicht real.
Aber ich wusste, dass das Experiment funktionierte. Ich war jetzt auf dem Weg ins Verderben.
Mir persönlich war es nicht möglich, das Bild zu vertreiben. Es bestand aus einem wahren Blutteppich, auf dem sich nackte Menschen wälzten, die, wenn sie den Rand erreichten, in die Tiefe fielen wie in einen Trichter, sodass mich das Bild an Dantes Inferno erinnerte.
Die Menschen hatten ihre Münder weit aufgerissen. Sie schrien auch, aber es gab niemanden, der ihnen geholfen hätte. Sie waren in der Tiefe verschwunden.
Der Teppich bewegte sich immer schneller und fing dann an, sich zu drehen. Warum das geschah, wusste ich nicht. Aber ich bekam etwas von der Drehung mit, denn ich spürte einen plötzlichen Schwindel, der allerdings meine Starre nicht löste.
Ich fluchte innerlich. Ich wollte das Grauen nicht mehr sehen, aber da hatte die andere Seite kein Mitleid. Erneut schickte mir der Schädel seine Gedanken.
Es waren schlimme Bilder, die mich erreichten. Zahlreiche schreckliche Gestalten tauchten immer wieder auf. Sie sahen schlimm aus. Ich behielt ihr Aussehen nicht, denn sie waren immer schnell wieder verschwunden. Aber etwas war immer präsent. Man konnte hier von einem Mittelpunkt sprechen, der einfach nicht verschwand. Es war ein Gesicht, aber kein normales. Ich sah es nur aus zahlreichen Wunden blutend. Man hatte es mit kleinen Schnitten gezeichnet, aus denen der rote Saft quoll und sich dann verteilte.
Der Mund stand weit offen. Seine
Weitere Kostenlose Bücher