Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
nach Calfors Klamm vorzudringen.
Als die vier Männer nach Abschluss der schweißtreibenden Arbeiten am späten Nachmittag zum kleinen Lager zurückkehrten, hatten Lars und Tana bereits die drei kleinen Reisezelte, die sie mit sich führten, aufgeschlagen, und Tana war gerade dabei, das Abendessen auf einem kleinen Feuer zuzubereiten. Sie hatte die letzten Tage ordentlich Kanincheneintopf vorgekocht und in zwei große irdene Töpfe für den Transport abgefüllt. Einen Teil dieses Eintopfes wärmte sie nun in einem kleinen kupfernen Kessel auf. Er verbreitete einen köstlichen Duft, welcher die Männer bei ihrem Rückweg durch das enge Felsental, das wie ein Kamin wirkte, schon Weitem begrüßt hatte und ihnen bewusst gemacht hatte wie hungrig sie waren.
Ragnor trat sofort zu Tana als sie den Lagerplatz erreicht hatten und fragte, genießerisch schnuppernd: "Ist das Essen bald fertig? Menno hat wie gewöhnlich Hunger!"Tana schmunzelte, denn sie wusste um den mächtigen Appetit des stämmigen braunhaarigen Mannes. Sie deutete mit der linken Hand zu einem niedrigen Felsen gegenüber der Feuerstelle und antwortete: "Ja. Sag dem Vielfraß und auch den anderen Bescheid. Die Essschalen stehen da drüben."
Als sie dann, kurze Zeit später, alle beim Essen saßen, fragte Maramba den alten Lars: "Sag mal, bist du schon einmal in Kaarborg gewesen?“, und als der Alte nickte, forderte Ragnor ihn auf: "Komm, erzähl uns doch einmal ein wenig davon was uns erwarten wird, wenn wir erst einmal in Kaarborg sind." Der Alte stellte seinen Teller zur Seite, lächelte verständnisvoll und meinte: "Du meinst wohl, was dich erwartet. Da muss ich dich aber leider enttäuschen, denn das weiß ich natürlich auch nicht so genau. Aber über die Grafschaft und die Burg Kaarborg kann ich euch natürlich etwas erzählen".An Menno gewandt fuhr er fort: "Komm, hol doch mal ein paar Becher und einen der Weinschläuche der Mädchen. Wir wollen sie doch nicht alle voll wieder nach Mors zurücktransportieren. Das wäre doch ziemlich dumm, nicht wahr!"Mennos braune Augen leuchteten erfreut auf und er sprang, obwohl er sonst eher Anhänger der gemächlichen Bewegung war, umgehend auf und kehrte kurze Zeit später mit fünf Bechern und zwei Weinschläuchen zurück. Als ihn Tana fragend anblickte, meinte er sofort entschuldigend: "Nur, falls der eine nicht reichen sollte."Energisch erhob sich die Alte, nahm ihm mit einem vielsagenden Blick den zweiten Schlauch wieder ab und verkündete sehr bestimmt: "Einer ist mehr als genug." Als sie dann wegging um den ledernen Weinschlauch zurückzutragen, wechselte Mennos zur Schau getragene Betroffenheit in ein verschmitztes Grinsen über, und er flüsterte den Männern zu während er fröhlich einschenkte: "So! Jetzt können wir sicher sein, dass wir diesen Schlauch auch vollständig leeren dürfen. Ohne diesen kleinen Trick, hätte sie uns dauernd ermahnt, nicht so viel zu trinken."Lars grinste nun ebenfalls und bemerkte trocken: "Du bist ganz schön gerissen, mein Lieber. Pass nur auf, dass du dir mit deinen Spielchen nicht mal selber ein Bein stellst."
Dann prosteten sich die Männer zu, und als Tana sich ebenfalls wieder zu ihnen gesetzt und ihren Becher in Empfang genommen hatte, begann Lars der Runde von ihrer neuen Heimat Kaarborg zu erzählen:"Die Grafschaft Kaarborg liegt im Süden von Caer und ist nach dem Kernland des Königs, der Grafschaft Caer das zweitgrößte Fürstentum des Königreiches Caer. Die Grafen von Kaarborg sind seit je her enge Verbündete des Königshauses von Caer und seit Jahrhunderten auch verwandtschaftlich durch einige Heiraten, mit dem Königshaus verbunden. Militärisch kommt der Grafschaft Kaarborg eine äußerst wichtige Funktion zu, da drei Viertel der Grenze zum Königreich Lorca in der Grafschaft Kaarborg liegen. Aufgrund der immer schwierigen Beziehungen zu Lorca besitzt die Grafschaft recht starke Streitkräfte und unterhält, neben einem Kontingent von einhundert Panzerreitern und ihren Knappen, auch Grafenritter genannt, ein permanentes Regiment gut ausgebildeter Fußsoldaten. Dieses Regiment von tausend Mann wird von den freien Bauern von Kaarborg gestellt, die achtzig Prozent der Bevölkerung ausmachen und jeweils rollierend immer wieder ein halbes Jahr Dienst im Regiment tun. Das bedeutet, dass jeder waffenfähige freie Bauer vom fünfzehnten Lebensjahr bis zum Alter von fünfunddreißig Jahren in Kaarborg alle fünf Jahre für ein halbes Jahr seinen Waffendienst
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